Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Interview mit Thomas Kriwat Hochkarätige Wirtschaftsfrau als Ehrengast

Am Freitag, 22. Februar, feiert der Ostasiatische Verein Bremen sein 118. Stiftungsfest in der Oberen Rathaushalle. Wir sprachen vorab mit dem Vorsitzenden Thomas Kriwat.
22.02.2019, 08:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Hochkarätige Wirtschaftsfrau als Ehrengast
Von Sigrid Schuer

Der Ostasiatische Verein Bremen wurde 1901 von hanseatischen Kaufleuten gegründet. Der OAV fühlt sich von jeher den Staaten ‚East of Suez‘ verbunden. Bei jedem Stiftungsfest steht ein anderes Land im Fokus. In diesem Jahr ist es an diesem Freitag Australien, das ja auf den ersten Blick etwas abseits liegt. Welche Rolle spielt Australien unter den starken Global Playern der aufstrebenden Tigerstaaten ?

Thomas Kriwat: Wir haben Australien mit Bedacht ausgewählt. Wir schauen ja gerade auch immer aus Bremer Perspektive: Wo spielt die Musik? Die Rolle Australiens im asiatisch-pazifischen Raum wächst. Seit Mitte 2018 laufen die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Australien und der Europäischen Union. Zudem ist nach dem Rückzug der USA aus dem asiatisch-pazifischen Raum ein Vakuum entstanden, das ungern China allein überlassen werden soll, dem ja Hegemonialbestrebungen nachgesagt werden. Und so kommt Australien und Japan eine verstärkte Bedeutung zu.

Und aus Bremer Perspektive?

Seit Ende 2017 baut die Lürssen-Werft in Kooperation mit einer großen australischen Werft unter anderem Schiffe für die Küstenwache dort, das ist das große Bremer Projekt. Für die Exportnation Deutschland spielt Australien bislang eine untergeordnete Rolle. Nur 0,7 Prozent des gesamten deutschen Exportvolumens gehen dorthin.

Im Vorfeld der beiden anderen großen kaufmännischen Feste, der Schaffermahlzeit und der Eiswette, hat es heiße und lang andauernde Diskussionen um die Beteiligung von Frauen gegeben. Der Ostasiatische Verein war im Jahr 1901 noch ein reiner Herren-Club, inzwischen ist es schon lange selbstverständlich, dass auch Frauen am Stiftungsfest teilnehmen, oder?

Wir haben seit rund 20 Jahren immer schon auch Botschafterinnen aus ‚East of Suez‘ als Ehrengäste und Fest-Rednerinnen in der Oberen Rathaushalle gehabt. Und seit etwa fünf Jahren haben wir das Stiftungsfest komplett für Damen geöffnet. Selbstverständlich sind Frauen auch Mitglieder im OAV. In diesem Jahr sind wir ganz besonders stolz darauf, dass wir mit Lucy Hughes Turnbull eine hochkarätige Repräsentantin der australischen Wirtschaft als einen Ehrengast gewinnen konnten. Frau Turnbull war die erste Bürgermeisterin von Sydney und Vorsitzende der dortigen Handelskammer, darüber hinaus bis vor kurzem First Lady Australiens.

Glauben Sie, dass China in einer Zeit, die von zunehmender Polarisierung geprägt ist, auf der politischen Weltbühne ein stabilisierender Faktor sein könnte? Vor allem, nachdem US-Präsident Trump das INF-Abkommen aufgekündigt hat und von vielen eine Rückkehr des Kalten Krieges befürchtet wird?

Der Welthandel befindet sich ja gegenwärtig nicht gerade in einer besonders glücklichen Situation. Zwar kann es ja eher als Symbolpolitik gewertet werden, wenn die USA chinesische Produkte mit Strafzöllen belegt. Denn China verfügt inzwischen ja auch über einen großen Binnenmarkt. Wo immer sich ein wirtschaftliches Vakuum auftut, wissen das die Chinesen für sich zu nutzen. China weiß nur zu genau, dass es stabile Verhältnisse braucht, um Wohlstand zu schaffen. Erfreulich ist es, dass das transpazifische Freihandelsabkommen inzwischen auch ohne die Mitwirkung der USA Ende Oktober 2018 inzwischen von sieben Staaten ratifiziert wurde – ein großer politischer Erfolg.

Wie sehen sie die Globalisierung generell?

Als Verein von Kaufleuten hat der OAV schon immer auf multilaterale Abkommen gesetzt. Denn sie sind Garanten für den Wohlstand einer Exportnation. Vor allem kommt es darauf an, dass diese multilateralen Abkommen als internationale Spielregeln auch eingehalten werden.

Das Gespräch führte Sigrid Schuer.

Zur Person

Zur Person

Thomas Kriwat

ist Geschäftsführer der Mercmarine Group. Sein Vater, Kapitän Klaus Kriwat, gründete 1981 auf Sri Lanka die erste private Reederei und 1986 die erste Seefahrtsschule. Von seinem Vater übernahm Thomas Kriwat das Amt des Honorarkonsuls der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka. Er ist seit 20 Jahren Mitglied des Ostasiatischen Vereins Bremen und seit anderthalb Jahren dessen Vorsitzender.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)