Kiefert gehört zum Bahnhof, ist Teil des Inventars und nicht wegzudenken. Zuerst war es mit Beginn der 1930er-Jahre der legendäre Wurstpavillon, aus dem heraus bedient wurde. Heute betreibt die Firma ihren Imbiss im Betriebsgebäude der BSAG. Kiefert ist Kult, stand mal in der Zeitung. Da ist was dran.
Es gibt zwei weitere Standorte, der eine am Liebfrauenkirchhof, alles top. Der andere in der Bahnhofstraße, und dort beginnen die Probleme. Drumherum hat sich die Dealer-Szene etabliert. Doch das ist noch gar nichts, sagt Marianne Kiefert. Gar nichts gegen die Zustände an ihrem Imbiss auf dem Bahnhofsvorplatz. „Mein Mann und ich sind verzweifelt, weil uns nicht geholfen wird“, beklagt die Unternehmerin. Für die Verkäuferinnen sei die Situation einfach nur fürchterlich.
Bald jeden Morgen müssten vor dem Stand Blut, Spritzen und Exkremente entfernt werden. Die Mitarbeiterinnen hätten zu Beginn des Frühdienstes ein mulmiges Gefühl, manche trauten sich gar nicht mehr richtig hin. Während der Schicht würden sie immer mal wieder belästigt und angeschrien, weil die Wurst nun mal nicht umsonst zu bekommen sei. Auch die Kunden müssten sich gefallen lassen, bepöbelt zu werden. „Wir haben eine Fürsorgepflicht“, sagt Kiefert. Nur wie sie erfüllen?
Die BSAG als Vermieterin habe ihnen Sauberkeit, Service und Sicherheit versprochen. Sie hätten sich beschwert, weil kaum etwas davon eingehalten worden sei. Geändert habe sich nichts. „Das demoralisiert“, sagt Kiefert. Polizei und Ordnungsamt seien überfordert und könnten ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen.
Eigentlich, meint Kiefert, sollten sie den Imbiss an diesem Standort aufgeben. „Dann wäre aber ein weiterer Ort am Bahnhof verloren, wir würden kapitulieren.“ Kiefert gehöre dort hin, seit mehr als 90 Jahren. „Mein Mann tut sich schwer, mit dieser Tradition zu brechen.“