Der städtische Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) sieht trotz enormer Aufwendungen im Zuge der Corona-Pandemie und gleichzeitiger Einnahmeausfälle keine Gefahr für seine wirtschaftliche Erholung in den nächsten Jahren. Diese Botschaft ging am Donnerstag von einer Sitzung des Aufsichtsrates aus, in dem Vertreter des Alleingesellschafters (Stadtgemeinde Bremen) und der Arbeitnehmerseite vertreten sind.
Im Mittelpunkt standen nach Darstellung von Geno-Sprecherin Karen Matiszick die Auswirkungen von Covid-19 auf die Geschäftszahlen des Verbundes, der aus den Standorten in Mitte, Ost, Nord und Links der Weser besteht. Das Loch in der Kasse ist enorm. Allein für das laufende Jahr rechnet die Geno demnach mit Mindererlösen in Höhe von rund 37 Millionen Euro. Sie entstehen einerseits durch die Absage planbarer Operationen, zum anderen wegen der Verpflichtung, ständig einen Teil der Intensivbetten für die Behandlung von Covid-19-Patienten freizuhalten. Zu den Mindereinnahmen sind sieben bis zehn Millionen Euro an zusätzlichen Ausgaben zu addieren. Hierzu zählen beispielsweise die Kosten der Corona-Ambulanz an der Bürgerweide, der Kauf von – zwischenzeitlich stark verteuerter – Schutzkleidung für das medizinische Personal sowie erhöhter Aufwand in den Bereichen Reinigung und Sicherheit. Unterm Strich fehlen der Geno coronabedingt also voraussichtlich bis zu 47 Millionen Euro, und im kommenden Jahr werden es wahrscheinlich sogar 62 Millionen Euro sein. Das ist zumindest die Prognose der Geno-Spitze. Dass dort trotzdem keine Panik ausbricht, liegt an der Ankündigung des Bundes, den Kliniksektor insgesamt von den Kosten der Pandemie freizuhalten.
Minus von 28 Millionen Euro
Was bleibt, sind die strukturellen Probleme der Geno. Im vergangenen Jahr hatte der Klinikverbund ein Minus von rund 28 Millionen Euro eingefahren. Im Februar – also noch vor Ausbruch der Corona-Krise – ging man von etwa 20 Millionen für 2020 aus. Erst 2024 sollen im operativen Geschäft wieder schwarze Zahlen erreicht sein.
Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt die Gesundheit Nord zwei sogenannte Handlungsstränge, die sich aus ihrem Zukunftskonzept 2025 ergeben. Beim ersten Strang handelt es sich im weitesten Sinne um Verbesserungen der organisatorischen Abläufe, beispielsweise um eine konfliktfreiere Abrechnung von Behandlungskosten mit den Krankenkassen. Strang zwei sieht Veränderungen des medizinischen Profils der vier Standorte vor. Unter anderem ist eine deutlich stärkere Verzahnung der Kliniken Mitte und Ost vorgesehen. Bereits beschlossen ist ein Ausbau der Reha-Kapazitäten im Bereich der Altersmedizin und der Neurologie am Klinikum Ost, zudem soll die Hautklinik von Mitte nach Ost umziehen. In anderen Bereichen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Das betrifft zum Beispiel die Zukunft der Chirurgie in Ost. Aktuell ist im Gespräch, dort nur noch wochentags in Tagschichten zu operieren, aber nicht mehr nachts und am Wochenende.