„Fahrlässig“, „Stümperhaft“ und „Sinnlos“: CDU, FDP und Linke reagieren mit harscher Kritik auf den Beschluss, dass nur die klinische Ausbildung von Medizinstudenten in Bremen geprüft wird. Dafür hatten die rot-grünen Vertreter am Mittwoch in einer Sitzung der Gesundheitsdeputation und des Wissenschaftsausschusses gestimmt.
Kurz vor Sitzungsende war die Senatsvorlage, die zunächst eine ergebnisoffene Prüfung aller Varianten vorsah, auf Antrag der Grünen und mit Unterstützung der SPD geändert worden. Ein Vollstudium Medizin in der Hansestadt rückt damit in weite Ferne. „Ich finde erschreckend, wie fahrlässig sich die Koalition und Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt dem Ideenwettbewerb und der Debatte um die beste Lösung von vornherein verweigern“, kritisiert der Spitzenkandidat der CDU, Carsten Meyer-Heder. Damit werde eine nachhaltige Chance für den Forschungs-, Wissenschafts- und Medizinstandort vergeben.
Die CDU hatte die Debatte um eine Medizinfakultät mit Vollstudium im Frühjahr angestoßen und in einem Bürgerschaftsantrag eine Machbarkeitsstudie gefordert. Auch die Mehrzahl der Experten aus Kliniken, Hochschulen und Universität hätten sich bei der Anhörung für eine ergebnisoffene Prüfung inklusive Einbeziehung externen Sachverstands ausgesprochen. Eine medizinische Fakultät wäre ein finanzieller Kraftakt, so Meyer-Heder. „Aber die Vorteile und Chancen für unser Bundesland gegenüber der rot-grünen Light-Version überwiegen.“
"Ein halber Prüfauftrag ist Quatsch"
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Magnus Buhlert, verweist auf den „Masterplan Medizinstudium 2020“: Es stehe noch nicht einmal fest, ob eine eingeschränkte Ausbildung dem Masterplan sowie den Ansprüchen des Wissenschaftsrates genüge und akkreditiert werden könne. Ohne Kenntnis über Bedarfe, Nutzen und Kosten sowie Akkreditierungschancen habe sich Rot-Grün festgelegt und damit eine innovative und zukunftsorientierte Diskussion vorschnell unterbunden. Buhlert: „Das ist kurzsichtig und stümperhaft.“
„Ein halber Prüfauftrag ist Quatsch“, betont die wissenschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Miriam Strunge. Es gebe gute Gründe für eine kontroverse Debatte, ob sich Bremen am notwendigen Ausbau für die Medizinausbildung beteilige oder das einzige Bundesland ohne entsprechende Strukturen bleibe. „Was die rot-grüne Koalition aber vorgeführt hat, setzt dieser Diskussion ein Ende, bevor man überhaupt die Fakten analysiert hat“, betont Strunge.