Einige Schülerinnen und Schüler hatten sich am ersten Tag nach den Sommerferien brav dort eingefunden, wo sie künftig im Unterricht sitzen. So war es ihnen schließlich gesagt worden: Kommt zum Brill, in die Innenstadt! Doch Pustekuchen, die Türen waren verschlossen. Die Inge-Katz-Schule kann vorerst nicht auf das ehemalige Sparkassengelände ziehen. Damit bestätigen sich die Sorgen des Kollegiums, dass an dem Ort noch die Voraussetzungen fehlen. Nun verharrt die Schule an ihrer alten Adresse in der Neustadt auf gepackten Koffern.
Die Marschroute war eigentlich klar: Mehr als 1200 Schülerinnen und Schüler und rund 140 Lehrkräfte sollten nach und nach ihre bisherigen Gebäude an der Delmestraße verlassen, um Platz für eine Oberschule und Grundschule zu machen. Zunächst war das für den Fachbereich Sozialpädagogik und die Oberstufe geplant. Beginnen sollte die Rotation am 1. August. „Die Ausbildung unserer künftigen Erzieherinnen und Erzieher findet nun im Herzen der Stadt statt“, hatte Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) jubiliert.
Früh wurden jedoch Zweifel laut, ob der Zeitplan zu halten ist. Sie gipfelten im Juni in einem Offenen Brief des Kollegiums. Er sollte nach den Worten der Lehrkräfte als „Weckruf“ verstanden werden. Tenor: Das wird nichts, kann nichts werden. Jedenfalls nicht so schnell. „Bremen braucht dringend Fachkräfte aus dem Bereich der Sozialpädagogik, doch wie sollen wir diese Aufgabe erfüllen, wenn die Grundlagen für unsere Arbeit nicht gelegt sind?“, hieß es in dem Schreiben.
Die berufsbildende Inge-Katz-Schule ist jetzt mit einem zweifachen Provisorium konfrontiert. Das aktuelle, zu betrachten unter anderem in der Aula, wo Mobiliar und gefüllte Umzugskartons zusammengerückt wurden. Und das künftige am Brill, denn auch dort soll die Schule nicht ewig bleiben, auch das ist Teil der Marschroute. Der Mietvertrag gilt zehn Jahre, mit der Option, ihn mehrfach zu verlängern, wie die Bildungsbehörde informiert. Für die Zeit danach ist der Umzug nach Hemelingen geplant, auf einen neuen Berufsschulcampus Ost. Das Projekt ist auf dem Gelände der ehemaligen Fleischwarenfabrik Könecke vorgesehen. Unter Voraussetzungen freilich, die nicht mehr gegeben sind. Der Grundstückseigentümer Wohninvest hat im Mai Insolvenz angemeldet. Völlig offen, wer das Gelände übernimmt.
Ein Schüler aus dem Fachbereich Sozialpädagogik schildert in einer Nachricht an den WESER-KURIER, wie es an der Inge-Katz-Schule aus seiner Sicht gerade zugeht: „Es ist ein großes Hin und Her.“ Jeden Tag müssten erwachsene Fachschüler, Oberschüler und seit Kurzem auch Grundschüler zusehen, wie sie miteinander klarkommen. „Eltern fragen sich (zu Recht), was die Raucherecke neben dem Eingang der Grundschüler zu suchen hat. Heute hat eine Grundschullehrkraft gefragt, was wir denn auf ,ihrem‘ Pausenhof machen. Gleichzeitig fahren minütlich 40-Tonner übers Schulgelände zur Baustelle“, so die Schilderung des Schülers.
„Ein Standort, an dem gleich zwei neue Schulen mit unterschiedlichen Jahrgängen in eine bestehende berufsbildende Schule einziehen, stellt, wie vermutet, eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar“, erklärt die Bildungsbehörde. Die Anfangsschwierigkeiten würden sich aber bald auflösen. Dass der Umzug an den Brill verpasst wurde, begründet das Ressort von Senatorin Aulepp so: „Die Herrichtung der angemieteten Räume durch die Vermieterin wurde mit Hochdruck und viel Engagement betrieben. Dennoch war es aufgrund von Lieferschwierigkeiten, Terminproblemen und fehlenden Abnahmen nicht möglich, dass wesentliche Räume zum Schulstart der Inge-Katz-Schule zur Verfügung stehen.“ Stattdessen werde der Betrieb am Brill nun nach den Herbstferien aufgenommen. An dem Plan, die Schule irgendwann mit ähnlichen Einrichtungen auf einem neuen Berufsschulcampus zusammenzuziehen, hält die Behörde fest: „Grundsätzlich bleibt die Idee bestehen.“