Unter den 87 Abgeordneten in der Bremischen Bürgerschaft sind 33 Frauen. Mit 37,6 Prozent weiblicher Abgeordneter liegt Bremen im Vergleich der Landesparlamente zwar auf Rang 2 – nach Hamburg mit 43,9 Prozent, aber nach wie vor sind Frauen und ihre Themen auch im Bereich Politik unterrepräsentiert.
Die SPD legt daher erneut ein Mentoringprogramm für politisch interessierte Bremerinnen auf. "Erfahrungen teilen, Kontakte anbahnen und Praxiseinblicke in den Arbeitsalltag von Kommunalpolitikerinnen geben, das macht Lust auf Politik", ist Gesa Wessolowski-Müller überzeugt. "Dies gilt besonders dann, wenn Frauen für Frauen aktiv werden."
Die Resonanz auf den ersten Durchlauf vor drei Jahren bestärkt die Gleichstellungsbeauftragte der SPD Bremen-Stadt. 47 Frauen hätten sich gemeldet und fast alle das Mentoringprogramm bis zum Schluss durchlaufen, berichtet Gesa Wessolowski-Müller. Von Anfang an mitzumachen helfe, Hürden abzubauen und sich politisch zu engagieren.

Gesa Wessolowski-Müller (SPD) initiiert das zweite Mentoringprogramm für politisch interessierte Bremerinnen.
"Viele Frauen sind auf diesem Weg in der SPD aktiv geworden", schildert sie, "etwa als stellvertretende Vorsitzende im Ortsverein, Vorstandsmitglied einer Arbeitsgemeinschaft, Delegierte für Parteitage und / oder Mitglied im Beirat." Dazu zählt zum Beispiel die junge Lehrerin Madina Arify, die Mentee von Katharina Wolter.
Die 30-Jährige ist während des Mentoring in der Arbeitsgemeinschaft für Bildung und bei den Jusos aktiv geworden und inzwischen stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos in der SPD. „Durch das Mentoring konnte ich in kurzer Zeit ein effektives und inspirierendes Netzwerk aufbauen, das mich bis heute empowert“, sagt Madina Arify.
Für die Neuauflage des Programms will die SPD Bremen-Stadt politisch interessierte Bremerinnen mit Genossinnen aus Beiräten, Arbeitsgemeinschaften, Bürgerschaftsfraktion und Senat zusammenbringen, ihnen Grundlagen der Kommunalpolitik vermitteln und praxisnah zeigen, wie Politik von Frauen für Frauen vielfältig gestaltet werden kann. Auch der Austausch mit SPD-Spitzenpolitikerinnen ist geplant.
Die Bremer Grünen haben ein inhaltlich ähnlich strukturiertes Mentoring-Programm aufgelegt, an dem nach Auskunft von Sebastian Illigens um die zehn Interessierte teilnehmen. Es trägt das Motto "Grün, bunt, vielfältig – mach Politik!", da eine breite Zielgruppe angesprochen werden sollte.
"Wir möchten allen die Möglichkeit geben, bei den Grünen aktiv zu werden, sich einzubringen und Verantwortung für politische Veränderung zu übernehmen", heißt es auf der Homepage. Unabhängig davon, ob sie bereits in der Partei engagiert sind. Die Grünen haben im Vergleich zu anderen Parteien und Parlamenten zwar den höchsten Anteil weiblicher Politikerinnen, in Bremerhaven jedoch aktuell drei Rückschläge zu verkraften.
Auch die Partei Die Linke plant nach Auskunft von Pressesprecherin Eva Przybyla ein Mentoring-Programm anzubieten. Die konkrete Ausgestaltung ist derzeit aber noch offen.
Dass mehr Themen jüngerer Menschen, die in die Zukunft zeigen, Niederschlag in der Politik finden, dafür setzt sich Theresa Gröninger in der CDU ein. "Es ist wichtig, dass sich junge Leute in der Politik engagieren und einen Kontrapunkt setzen", findet die 31-jährige Bremerin. "Egal, worum es geht."
Die Marketing- und Kommunikationsleiterin eines Robotik-High-Tech-Startups ist deshalb vor elf Jahren der CDU beigetreten. Seit 2023 ist Theresa Gröninger Bürgerschaftsmitglied und Sprecherin für Wirtschaft der CDU-Fraktion, wo sie ihre persönlichen zentralen Themen Wirtschaft und Digitalisierung politisch voranbringen will.
"Um Mehrheiten zu erreichen, braucht es neue Methoden", ist die Nachwuchspolitikerin überzeugt. Die Voraussetzung dafür sei "innovative Parteiarbeit". Um Gleichaltrige oder Jüngere zu politischer Beteiligung zu bewegen, müssten Parteien generell kreativer und zukunftsgewandter werden, ist sie überzeugt.
Für dieses Ziel entwickelt Theresa Gröninger die innovative Plattform "bestpolitics". Darüber will sie Menschen motivieren, im politischen Alltag neue Methoden, Veranstaltungsformate und Tools auszuprobieren. Wenn jungen Leuten klar gemacht werde, was möglich sei, verschiebe sich ihr Horizont, meint sie und denkt zum Beispiel an einen Podcast.
Bei der Umsetzung ihrer Idee wird die Bremerin vom Berliner Start-up Join Politics gefördert, das die Politik und Demokratie stärken will. Unter anderem dadurch, dass "Rezeptideen" weitergegeben würden, die woanders schon gut funktionieren, führt Gröniger aus, die mehr junge Leute dafür begeistern will, sich innerparteilich zu engagieren.
Kitaversorgung sei zum Beispiel ein aktuelles Topthema, das Frauen anspreche, weiß die 31-Jährige. Damit ihre Themen "besser bespielt werden, brauchen wir mehr Frauen." Die paritätisch aufgestellte CDU-Liste für die Bürgerschaftswahl nennt Theresa Gröninger als ein Beispiel für die Bemühungen ihrer Partei, die politisch engagierte Frauen sichtbar machen und andere zur Nachahmung ermutigen sollen.