Dreht sich der Wind am Neustadtswall? Ein im Internet veröffentlichter öffentlicher Brief widerspricht denjenigen, die sich über exzessiven Lärm vom Summer-Sounds-Festival beklagen. Helene Brandt-Bogert, Anwohnerin der Neustadtscontrescarpe, vertritt die Gegenposition: „Es ist toll, wenn in der Neustadt Kultur stattfindet.“ Der Lärm sei aushaltbar und kein Grund für derlei Widerstand und Versuche, Kulturschaffende zu behindern. „Lichter der Neustadt, die Summer-Sounds und der Kultur-Sommer Summarum stören nicht, sondern sind eine Bereicherung. Ich freue mich darüber, wie die Neustadt seit Jahren immer bunter und lebendiger wird, und dazu gehören auch Musikveranstaltungen.“
Innerhalb kurzer Zeit unterstützten bereits mehr als 120 Personen auf Nebenan.de ihre Position. Die Plattform versteht sich als eine Art digitaler Marktplatz für die jeweilige Stadtteilanwohnerschaft und ist bei Zugriffszahlen nicht mit Facebook vergleichbar.
Ärger über Darstellung
Anlass für das digitale Schreiben war, dass sich Helene Brandt-Bogert ärgerte, als sie den Flyer der Anwohnerinitiative Neustadtswallanlagen in ihrem Briefkasten fand, erzählt die 68-Jährige dem STADTTEIL-
KURIER. In dem Schreiben und in einer Facebook-Gruppe beklagt die Initiative unhaltbare Zustände aufgrund des Festivals. Das sei als derart störend empfunden worden, dass man weder die Fenster habe öffnen, noch einen normalen Abend verleben oder sich geschweige denn ungestört habe schlafen legen können. Vor allem Familien und ältere Menschen hätten hier besonders gelitten (wir berichteten). Diese Darstellung hat Brandt-Bogert geärgert. Sie empfinde die Festivals, allen voran Summer-Sounds nicht als eine Belästigung – auch nicht in den Abendstunden.
Und dabei müsse sie eigentlich – folgt man der Argumentation der Initiative – Hauptbetroffene sein: Sie ist eine ältere Anwohnerin, und eine der Bühnen hat sich nach ihren Angaben nur gute 50 Meter von ihrem Schlafzimmerfenster entfernt befunden. „Und mein Schlafzimmer hat nicht gebebt“, bezieht sich Brandt-Bogert amüsiert auf den Flyer. Ihr sei diese in dem Schreiben offenliegende Haltung zu kritisch, sie wünsche sich viel mehr Offenheit gegenüber Versuchen, den Stadtteil zu bereichern.
Mehr als 30 Kommentare
Und damit stehe sie nicht alleine, berichtet sie von Gesprächen mit ihren Nachbarn. Hier seien viele ihrer Meinung und würden den Ansichten der Initiative Neustadtswallanlagen nicht zustimmen. Auch unter ihrem Beitrag auf Nebenan.de seien zusätzlich zu „Daumen hoch“ bereits mehr als 30 Kommentare hinterlassen worden, die ihr inhaltlich beipflichteten und die Initiative kritisierten. Allerdings will Helene Brandt-Bogert ihr Engagement nicht als explizite Gegeninitiative verstanden wissen. Sie sei aber bereit – sollte sich eine entsprechende Gruppe aus Anwohnern zusammenfinden – hier helfend mitzuwirken. Ähnliches deutet sich auch in den Kommentaren in dem Nachbarschaftsportal an: Es gibt bereits etliche Anwohner, die hinter den Lichtern der Neustadt, dem Summer-Sounds-Festival und dem Kultur-Sommer Summarum stehen – nur haben sie sich bisher nicht organisiert. Eventuell ändert sich das ja noch bis zu dem in den kommenden Wochen anstehenden Bürgertreff.
Kontakt möglich
Der offene Brief von Helene Brandt-Bogert findet sich auf www.nebenan.de. Dort müssen sich Interessierte mit einer Adresse aus der Neustadt registrieren, um Zugriff auf das Schreiben zu erhalten. Kontakt zu der Anwohnerinitiative Neustadtswallanlagen ist per E-Mail an anwohnerinitiative.neustadtswallanlagen@gmx.de möglich.