Ein Hauch von Johannisbeere im Abgang mit einem lang anhaltenden Nachgeschmack: "Der 17. Jahrgang hat einen sehr konzentrierten Geschmack", beschreibt Ralph Saxe den Bremer Wein, den er 2023 aus Bremer Trauben geerntet hat. An diesem wolkenverhangenen Dienstagnachmittag ist er gerade dabei, die Ernte für den 18. Jahrgang einzufahren. Voraussichtlich zum Osterfest 2024 kann mit dem guten Tropfen angestoßen werden. "Das wird der beste Bremer Wein jemals", verspricht der Inhaber des Weinladens Vinum in Schwachhausen. Doch dazu später mehr.
Wo werden die Trauben geerntet?
Denn die große Neuerung des 18. Jahrgangs des Benefizprojektes "Bremer Wein aus Bremer Trauben" wird unter anderem in der Alten Neustadt von dem Rebstock in den Plastikeimer Eimer gelegt. "Mit den Trauben aus der Neustadt, aus Findorff und einer kleinen Menge von den Stöcken an der Wachmannstraße werde ich erstmals einen Rosé-Sekt herstellen", kündigt er an und ergänzt: "Ich habe das noch nie gemacht. Das wird lustig."
Was macht die Sekt-Herstellung schwierig?
Für einen unbedarften Selbstversuch ist der Weinkenner nicht der Typ. Schließlich soll der Schaumwein genießbar und von guter Qualität sein. Deswegen holt sich Saxe extra Hilfe aus einer der großen Weinhauptstädte der Welt: Mainz. "Michael Beck ist ein absoluter Sektspezialist. Er wird mir bei der Herstellung in Bremen helfen. Becks können nicht nur Bier", sagt der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete.
Wenn der Weg von der Ernte bis zum trinkbaren Wein lang und kompliziert ist, dann ist die Sektherstellung eine Art Raketenwissenschaft. Es muss eine exakt definierte Menge an Hefe und Zucker bei der Sektproduktion hinzugefügt werden, erklärt der Bremer Hobby-Winzer und betont: "Michael Beck weiß genau, wie das Verhältnis sein muss." Der Produktionsschritt ist für die Entstehung von Alkohol und Kohlensäure im Gärprozess entscheidend.
Gibt es schon einen Namen für den Bremer Sekt?
Für die Qualität ist aus Saxes Sicht gesorgt, fehlt nur noch ein guter Name für den ersten Bremer Sekt. Angelehnt an den bekannten TV-Biertrinker "Dittsche" lautet der Arbeitstitel "Dat perlt". Für die beste Idee gibt es eine Flasche Rosé-Sekt geschenkt. So viel sei vorab verraten: Der vom Autor vorgeschlagene Name "Verzapft und verkorkst" (angelehnt an Loriot) zauberte dem Weinexperten lediglich ein Anstandslächeln ins Gesicht.
Wie wird der Bremer Wein 2024?
Größer wurde das Lächeln bei der Nachricht: Der Bremer Wein für 2024 ist laut Saxe der Beste, den es jemals aus seinem Hause gab. 119 Grad Oechsle hat er beispielsweise in der Franziusstraße gemessen – das sei ein Rekordwert. Damit wird der natürliche Zuckergehalt in den Trauben angegeben, der für den späteren Alkoholgehalt entscheidend ist. Je höher der Wert, desto höher die Promillezahl. Er rechnet mit 15 Promille, handelsüblich seien 13. Der natürliche Zuckergehalt sei so hoch, dass Saxe dem 18. Jahrgang – wie sonst beim Vergärungsprozess üblich – keinen weiteren Zucker hinzugeben muss: "Das habe ich noch nie erlebt", betont er.

Mit dem Blick durch den Refraktometer misst der Winzer den Zuckergehalt in den Weintrauben.
Welche Qualität hat der Bremer Wein im Vergleich?
Der hohe Wert hänge mit der geringen Menge zusammen, die dieses Jahr von den Rebstöcken aus sechs Stadtteilen geerntet worden sind. Saxe spricht von der "zweitgeringsten Menge der vergangenen Jahre". Der Grund dafür ist Frost im Frühjahr gewesen. Um die 100 Flaschen (eine Hälfte Rotwein, die andere Sekt) wird der Ertrag füllen. Letztendlich komme es auf die Qualität an. Da brauche sich der Bremer Wein nicht zu verstecken, meint zumindest Saxe: "In Blindverkostungen hat der Wein aus Bremer Trauben durchaus gute Bewertungen erhalten. Ich würde sogar sagen, dass er sich mit Weinen aus französischen Anbaugebieten messen kann."