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Bremer Stadtentwicklung So soll das neue Quartier auf dem Hachez-Gelände aussehen

Die Zeit der Schokoladenfabrik ist vorbei. Jetzt entsteht auf dem Hachez-Gelände in der Bremer Neustadt ein neues Quartier. Hier lesen Sie, wie sich das Areal wandeln soll.
12.01.2023, 16:36 Uhr
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So soll das neue Quartier auf dem Hachez-Gelände aussehen
Von Jürgen Hinrichs

Ein Modellquartier hat die Neustadt bereits, das für Radfahrer. Jetzt kommt ein zweites hinzu. Die Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung hat am Donnerstag den Weg frei gemacht, damit das brach liegende Hachez-Gelände neu entwickelt werden kann. Die ehemalige Schokoladenfabrik bekommt sozusagen einen neuen Guss. Auf dem rund 1,7 Hektar großen Areal entsteht voraussichtlich ab 2024 Jahr ein Labor für die Stadt von morgen, mit einer Mischung aus Dienstleistung und Produktion, aus Wohnen in seiner ganzen Vielfalt, Kultur, Gastronomie und öffentlichen Nutzungen. Autos bleiben weitgehend außen vor, ganz im Sinne des Neustädter Fahrradquartiers. Es entstehen etliche Grünflächen, auch auf den Dächern der Gebäude, wo außerdem Photovoltaikanlagen platziert werden.

Auf dem Gelände zwischen Westerstraße und Große Annenstraße wurden bis 2019 rund 130 Jahre lang Pralinen und Schokoladentäfelchen produziert. Einige Gebäude stammen aus den Anfängen der Fabrik und sollen mit ihrem besonderen Charakter erhalten werden – geht im Grunde auch gar nicht anders, weil sie unter Denkmalschutz stehen. Die roten Backsteinhäuser zum Beispiel, in denen früher die Conchiermaschinen und das Fertigwarenlager untergebracht waren, das Pförtnerhäuschen an der Westerstraße und der Hachez-Schriftzug über dem Eingang. Die Geschichte des Ortes wird also nicht getilgt, sondern scheint auf, wo das möglich ist.

2012 hatte der dänische Süßwarenkonzern Toms die Firma Hachez übernommen. Toms ist weiterhin Eigentümer des Grundstücks und der Immobilien, weil die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hat. Die Dänen treten nun als Investor für die neue Entwicklung auf. Als Planer wurde das renommierte Architekturbüro Cobe aus Kopenhagen verpflichtet. Cobe hatte in Bremen zuletzt die Neubauten am Kopf des Europahafens entworfen. Mit im Spiel ist auf dem Hachez-Gelände auch das Bremer Unternehmen Weser-Wohnbau.

Geplant sind unter anderem rund 155 Wohnungen, 30 Prozent davon werden sozial gefördert. Vorgesehen sind zu einem Teil hybride Nutzungen: Wohn- und Tagespflegeangebote für Senioren, Kombinationen aus Wohnen und Arbeiten, studentisches Wohnen und Boardinghouse-Angebote, wenn Appartements für Tage, Wochen oder Monate, aber eben nicht auf Dauer vermietet werden. In den Erdgeschossen der Häuser sollen Werkstätten, Ateliers und anderes Gewerbe einziehen, auch Gastronomie. "Hierbei soll die Bezahlbarkeit von Flächen beachtet werden", heißt es in der Verwaltungsvorlage für die Deputation. Insgesamt wird mit etwa 250 Beschäftigten gerechnet. Auf dem ehemaligen Parkplatz südlich der Große Annenstraße entsteht eine Kita mit fünf Gruppen für bis zu 100 Kinder. "Weitere potenzielle Nutzer im Plangebiet sind das Ortsamt Neustadt/Woltmershausen, soziale Einrichtungen, die Oberschule am Leibnizplatz und die Hochschule Bremen", listen die Autoren der Vorlage auf.

Zu den Neubauten gehört zwar eine Tiefgarage mit bis zu 145 Stellplätzen, generell soll der Anteil von Autos an der Mobilität in dem Gebiet aber auf 20 Prozent begrenzt werden. Das Bioklima auf dem Hachez-Gelände und drumherum beurteilen die Behörden als eher ungünstig. Daher habe die Entsiegelung von Flächen und eine weiträumige Begrünung eine hohe Bedeutung, wird betont. Das Ziel sei, möglichst sechs Quadratmeter Grün- und Freifläche pro Einwohner anzubieten. So gibt es der unlängst vom Senat beschlossene Leitfaden für das Bauen in Bremen vor, der sogenannte "Bremer Standard". Unterm Strich sind das auf dem Areal rund 2600 Quadratmeter, denen zum Atmen verholfen wird. Organisiert wird das auf den Höfen der alten Fabrik und auf den Dächern der Gebäude.

Nachdem die Deputation am Donnerstag den entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg gebracht hatte, äußerte sich Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) zu der Entscheidung: „Die Entwicklung auf dem Hachez-Gelände ist sehr bedeutsam für den städtebaulichen Fortschritt der Neustadt", so die Senatorin. Aus einem relativ isolierten Gewerbegebiet inmitten des Stadtteils könne nun ein hochattraktives urbanes Gebiet entwickelt werden. Das werde der Neustadt einen weiteren Schub geben. "Hier wird dringend benötigter Wohnraum entstehen. Zusätzlich schaffen wir Platz für kleinteiliges Gewerbe. Auch die Mobilitätsfragen oder die Grünflächenplanung sind nachhaltig berücksichtigt worden", erklärte Schaefer. Das alles geschehe in enger Abstimmung mit dem Investor, sodass Bremen von seinem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch machen müsse.

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