Seit Kurzem ist ein neuer Zebrastreifen über die Thedinghauser Straße auf Höhe des Gottfried-Menken-Marktes zu sehen. Was für die einen lediglich eine sichere Querung über die Straße bedeutet, ist für den Beirat Neustadt eine kleine Sensation.
"Das ist einer der größten Erfolge des Beirates beim Thema Schulwegsicherheit seit einigen Jahren – daran kann man sehen, dass es sich lohnt, dicke Bretter zu bohren", freut sich Beiratssprecher Johannes Osterkamp (Grüne). Laut Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) ist es der erste Zebrastreifen in Bremen in einer Tempo-30-Zone.
Um diesen Erfolg gemeinsam mit Eltern und Kindern der Karl-Lerbs-Schule sowie weiteren Menschen aus der Neustadt zu feiern, gibt es am 21. August ab 16 Uhr eine kleine Einweihungsfeier an dieser Stelle.
Warum ist dieser Zebrastreifen etwas Besonderes?
Eigentlich war die Praxis der Verkehrsbehörden bis vor wenigen Jahren bundesweit, dass in Tempo-30-Zonen normalerweise keine Zebrastreifen eingerichtet werden. Aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkung für Fahrzeuge galten sie quasi als überflüssig.
Erst seit 2021 hat sich diese Auffassung geändert. Damals wurde ein entsprechendes Papier mit Änderungsvorschlägen für eine Neufassung der Straßenverkehrsordnung auf Initiative der damaligen Bremer Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) von den Verkehrsministerinnen und -ministern der Länder verabschiedet. Mit Wegfall der Einschränkung ist es nun offenbar erstmals möglich gewesen, in Bremen einen Zebrastreifen in einer verkehrsberuhigten Zone einzurichten.
Die Neustädter Eltern der Kinder, die die Karl-Lerbs-Schule besuchen, fordern bereits seit einigen Jahren, dass sie einen Zebrastreifen an dieser Stelle wollen. Der sichere Überweg über die Thedinghauser Straße gehört außerdem zu dem Forderungskatalog, den die Mütterinitiative Siweki (Sichere Wege für Kinder in der Neustadt) 2020 öffentlichkeitswirksam an die Politik gerichtet haben.
Warum ist ein Zebrastreifen an dieser Stelle notwendig?
Doch was ist der Grund, warum Tempo 30 aus Sicht der Kinder und Eltern nicht ausgereicht hat, um die Thedinghauser Straße an dieser Stelle sicher zu überqueren? Die lange Zeit dort aufgemalten "gelben Füße", die Schulkindern zeigen sollen, wo sie am sichersten über die Straße kommen, waren häufig durch parkende Autos verdeckt. Diese haben zusätzlich auch noch die Sicht der Kinder eingeschränkt. Und auch die Kinder selbst waren so nicht gut zu erkennen für Menschen, die mit ihren Fahrzeugen dort entlang gefahren sind.
Das kann jetzt nicht mehr passieren. Um Falschparker abzuschrecken und das Tempo der Autos zu drosseln, wurde am Zebrastreifen noch eine erhöhte Stufe eingebaut, die etwas in die Straße hineinragt.
Was passiert mit dem Matschweg vor der Schule?
Auch um eine zweite Forderung der Eltern und Kinder zum Thema Schulwegsicherheit hat der Neustädter Beirat sich gekümmert: Während seiner ersten Sitzung hat das Stadtteilparlament beschlossen, Geld aus seinem Stadtteilbudget Verkehr für eine Wegesanierung freizugeben. Dabei handelt es sich um den Fuß- und Radweg an der Karl-Lerbs-Schule durch den Grünzug Thedinghauser Straße, der am neuen Zebrastreifen vor dem Gottfried-Menken-Markt beginnt und am Kirchweg endet.
Im Zuge der Spielleitplanung für die Neustadt ist aufgefallen, dass besonders die schlechte Beleuchtung dazu führt, dass viele Kinder dort bei Dunkelheit Angst haben. Aber auch der Untergrund stieß auf Kritik: Viele Kinder kommen mit dem Tretroller zur Schule. Doch nach Regen ist der aufgeweichte Weg für Fahrrad- und Rollerfahrer nur noch schwer befahrbar.
Was soll sich am Weg verändern?
Der Weg wird nun im Herbst auf vier Metern Breite asphaltiert und bekommt eine hellere Beleuchtung mit stromsparenden LED-Lampen. Zusätzlich werden die drei Bänke und Mülleimer erneuert und am Spielplatz neue Fahrradbügel aufgestellt. Außerdem sollen künftig Findlinge und neue Pflanzen am Rand des Grünzugs am Kirchweg verhindern, dass Fahrradfahrer den ausgebauten Weg abkürzen.
"Sichere Wege für Kinder bedeuten gleichzeitig auch sichere Wege für alle anderen Menschen, besonders Ältere", sagt Beiratsmitglied Jens Oppermann (SPD) zu dem Projekt. Von mehr Licht und einem stabileren Untergrund würden schließlich alle profitieren.
Was ist das Besondere an der Finanzierung?
Insgesamt kostet die Sanierung des Weges knapp 300.000 Euro. Zehn Prozent davon (20.900 Euro) bezahlt nun der Beirat. Die restliche Summe übernimmt der Bund über das Programm "Stadt & Land".
"Ich bin sehr zufrieden, wenn es trotz klammer Kasse der Stadt so läuft, und wir mit unserem Stadtteilbudget einen so großen Effekt erzielen können", sagt Beiratssprecher Osterkamp. Dass die Fachleute in der Umweltbehörde die Bundesmittel für die Neustadt einwerben konnten, hält er für zukunftsweisend. Osterkamp: "Ich hoffe, das ist nicht das letzte Projekt dieser Art, um Schul- und Radwege im Stadtteil sicherer zu machen."