- Was bietet die neue Toilette am Werdersee?
- Wie reagiert die Betreiberin auf den Vandalismus?
- Genügen dem Beirat die Toiletten im Stadtteil?
- Reicht die Aktion "Nette Toilette" aus?
Die Neustadt hat ein neues Klo. Eine öffentliche Toilettenanlage besser gesagt, brandneu steht sie am Werdersee neben dem Deichschart-Kiosk in Huckelriede. Um sie für die unternehmungslustigen Menschen am See dorthin zu bekommen hat die Stadtteilpolitik Jahre gebraucht. Zwischenzeitlich schien es fast unmöglich, so ein Projekt in einem Überschwemmungsgebiet hinzubekommen. Entsprechend groß ist die Freude im Stadtteil über das neue Klosett. Dennoch fordert der Sozialausschuss des Neustädter Beirates weitere öffentliche Toiletten.
Was bietet die neue Toilette am Werdersee?
Endlich eine kostenlos nutzbare Anlaufstelle für Spaziergänger und im Sommer auch für Sonnenanbeter und Feiernde, die nicht länger in die Büsche verschwinden sollen. So reagierten Sozialpolitikerinnen und -politiker des Neustädter Beirates während ihrer jüngsten Online-Sitzung zum Ausbau-Stand der stillen Örtchen im Stadtteil.
Der Sanitärcontainer hat getrennte Zugänge für Männer und Frauen und kann zugleich auch von behinderten Menschen genutzt werden. Die Anlage bleibt jeweils von Anfang Oktober bis Ende März zwischen 9 Uhr morgens und 21 Uhr abends geöffnet. Ab April bis Ende September verlängern sich die Öffnungszeiten bis Mitternacht.
Reinigungskräfte machen im Winter einmal pro Tag sauber, im Sommer dann häufiger, heißt es von der Bremer Stadtreinigung (DBS), die die Anlage betreibt. Ein Sicherheitsdienst sorgt für das Auf- und Zuschließen der Türen und hat ein Auge darauf, dass die Toilette möglichst unbeschädigt bleibt. 45.000 Euro kostet der Betrieb laut DBS im Jahr. Die Baukosten werden erst nach Abschluss aller Arbeiten mitgeteilt.
Wie reagiert die Betreiberin auf den Vandalismus?
Die Freude der Nutzerinnen und Nutzer über die neue Sanitäranlage wird jedoch getrübt von silberner Sprühfarbe, mit der seit Kurzem ein Großteil des Containers überzogen ist. Auch die Informationsaufkleber haben die Vandalen abgerissen, bevor sie die Schmiererei aufgesprüht haben, teilt die DBS mit. Seither steht mit einem schwarzen Stift in Krakelschrift an die Wand geschrieben, wo behinderte Menschen Zugang finden. Und dass sie den Schlüssel am Kiosk nebenan abholen müssen.

Selbst das Schild der Behindertentoilette wurde vor dem Besprühen abgerissen.
"Wir haben erhebliche Probleme mit dem Betrieb öffentlicher Toiletten wegen Vandalismus und Verunreinigung", erklärte Bettina Hohmann von der DBS den Mitgliedern des Sozialausschusses. Sie hoffe daher stark, dass keine weiteren Schäden am Werdersee hinzukommen würden.
Die überwiegende Mehrheit der Menschen würde im Stadtgebiet öffentliche Toiletten pfleglich behandeln und sauber hinterlassen. "Aber ein kleiner Prozentsatz der Nutzer geht so fürchterlich mit den Anlagen um, dass wir zum Teil schon einen Wachdiensts davor stellen müssen, um sie betreiben zu können", so die Fachfrau.
Ramona Seeger (Linke) warnte jedoch davor, aufgrund von Vandalismus zu resignieren: "Wir sollten nicht aus Angst vor Zerstörung davon Abstand nehmen, neue Toiletten einzurichten", so die Ausschusssprecherin. Wolfgang Schnecking (SPD) äußerte die Hoffnung, dass nach Installation der fehlenden Beleuchtung und der Rankgitter für die Außenwand die Gefahr weiterer Vorfälle von Vandalismus sinken könnte.
Genügen dem Beirat die Toiletten im Stadtteil?
"Wir wollen mindestens noch eine weitere Toilette für den Stadtteil", formulierte Seeger den Wunsch der Stadtteilpolitik. Gerade durch Corona sei deutlich geworden, dass es für gewisse Bedürfnisse besonders im öffentlichen Raum großen Bedarf gebe, betonte Seeger. Außerdem hätten bereits vor der Pandemie die Forschungsergebnisse des Projektes "buten aktiv" vor zwei Jahren den Bedarf eindeutig nachgewiesen. "Es ist eine prekäre Lage, wenn ältere Leute wegen Toilettenmangel das Haus nicht mehr verlassen", sagte die Linkenpolitikerin.
Ein weiterer Ausbau in der Neustadt sei zwar seitens der DBS vorerst nicht vorgesehen, teilte Hohmann dazu mit. Einer gemeinsamen Standortsuche im Umfeld der Pappelstraße – dem Wunschort des Beirates – stehe sie aber offen gegenüber.
"Ich kann Ihnen aber keine Hoffnung machen, dass 2023 eine neue Toilette dort steht", so Hohmann. Aus ihrer Sicht sei es einfacher und besser, mehr Fokus auf die Aktion "Nette Toilette" zu legen.
Reicht die Aktion "Nette Toilette" aus?
Diese Aktion läuft schon einige Jahre in Bremen, wobei meist Gastronomen ihre Toilettenanlagen für Nutzende kostenlos zur Verfügung stellen. Im Gegenzug erhalten sie einen Zuschuss für den Unterhalt der Örtlichkeit sowie für Umbauten zu behindertengerechten Toiletten mit Wickelräumen.
In der Neustadt nehmen derzeit zehn Betriebe an der Aktion teil. Eine Übersicht ist auf der Internetseite der Bremer Stadtreinigung unter der Rubrik "Stadtsauberkeit" zu finden. Im Café Radieschen am Buntentorsteinweg sowie im Schnellrestaurant Kent an der Langemarckstraße sind die Örtlichkeiten auch für Menschen im Rollstuhl nutzbar.
Für mehr Teilnehmende der Aktion "Nette Toilette" zu werben mache sicherlich Sinn, räumte Ramona Seeger ein. Angesichts der Einschränkungen durch die Pandemie und die Öffnungszeiten der Betriebe seien aber weitere öffentlich zugängliche Toiletten in Zukunft dennoch nötig.
Der Beirat Neustadt fordert daher in einem einstimmig gefassten Beschluss die Bausenatorin und die Bremer Stadtreinigung auf, weitere kostenlose öffentliche Toiletten in der Neustadt bereitzustellen und dem Beirat bis Ende des Jahres über entsprechende Planungen zu berichten.