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Museumspädagogin stellt in der Weserburg ihr neues Werk "Fliegende Hunde und andere seltsame Dinge" vor Ein Buch voller Kinder-Überraschungen

Die Bremerhavener Autorin und Museumspädagogin Marion Hansen stellte jüngst in der Weserburg ein außergewöhnliches Buch vor. Es entstand aus den Erfahrungen ihrer langjährigen Arbeit als Kunstvermittlerin im Rahmen der Bremer Schuloffensive und ist sowohl zum Lesen als auch als Anregung zum praktischen Gebrauch für Kinder, Eltern und Lehrer geeignet.
17.11.2011, 05:00 Uhr
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Die Bremerhavener Autorin und Museumspädagogin Marion Hansen stellte jüngst in der Weserburg ein außergewöhnliches Buch vor. Es entstand aus den Erfahrungen ihrer langjährigen Arbeit als Kunstvermittlerin im Rahmen der Bremer Schuloffensive und ist sowohl zum Lesen als auch als Anregung zum praktischen Gebrauch für Kinder, Eltern und Lehrer geeignet.

Von KERSTIN THOMPSON

Neustadt. Warum malen Künstler einfarbige Bilder, wieso hängen in der Weserburg die Tische an der Wand, und wie kann ein Raum voller Geräusche ein Raum der Stille sein? Diese Fragen werden in dem neuen Buch "Fliegende Hunde und andere seltsame Dinge" in spielerischer Form beantwortet. Aus dem großen Erfahrungsschatz, den die Autorin selbst mit Kindern in der Weserburg gesammelt hat, ist ein Kunst-Praxisbuch entstanden mit Tipps und Sachwissen. Das fantasievolle Werk ist in seiner kunstvollen Gestaltung mit Collagen, Fotos und Bilderwelten selbst eine Art Kunstwerk geworden, dank der engagierten Grafikdesigner der Hochschule für Künste Bremen, Christian Bordeaux, Martin von Minden und Esther Nink, die unermüdlich im Kunsteinsatz mit Kindern waren.

Bei dieser Zusammenarbeit am Buchprojekt haben sich alle gleichermaßen inspirieren lassen. Marion Hansen nimmt viele Ideen von den Kindern auf. "Da kommt so viel rüber, die sind so authentisch und fantasievoll", sagt sie. Die Kunstpädagogin liebt den Zufall und findet im Museumsalltag mit Kindern immer so viel mehr, als sie an Ideen umsetzen kann. Deshalb sei ihre Schatztruhe bis oben hin voll und die Kinder liebten sie dafür, sagt Bodo Götze von der Bremer Schuloffensive, die solche Projekte seit 2002 im Bereich Kunst/Kultur, Musik, Sprache und Sport fördert. Ihre Jahresprojekte im Bereich "Kunst/Kultur" sind an Schulen sehr beliebt und schnell ausgebucht. 71 Projekte mit je 25 Schülern suchen zehnmal im Jahr eine kulturelle Einrichtung wie die Weserburg auf, um dort unter fachkundiger Anleitung kreativ zu sein.

In Marion Hansen haben sie eine Seelenverwandte, denn auch sie ist authentisch und aufrichtig. Sie nimmt die Kinder und ihre Bedürfnisse ernst. Viele Schüler aus allen Stadtteilen Bremens finden sich in dem Buch als Künstlerinnen und Künstler mit ihren Kunstexperimenten wieder. Sie kommen im Buch auch selbst zu Wort und zeigen dem Leser, was sie in den vergangenen Jahren in der Weserburg erforscht und ausgestellt haben. Die Beschäftigung der Kinder mit unbekannten Themen wie "vom Huhn das goldene Eier legt" in Anlehnung an die Künstlerin Karin Sanders, die sich in ihrer Kunst, wie im Buch zu lesen ist, mit ganz alltäglichen Dingen wie Wandstücken aus Raufasertapete, Büroklammern und Hühnereier widmet, stecken voller "Kinder-Überraschungen". "Sie zeigen, was sich hinter einer Oberfläche verbergen kann," sagt Marion Hansen. Karin Sanders polierte so lange rohe Hühnereier, bis sie eine schimmernde, spiegelnde Oberfläche bekamen, erzählt die Autorin bei der Buchvorstellung. Sie sehen fast

aus wie Marmor-Eier. "Ob wir unsere Hühnereier auch so glänzend polieren können?", fragte Marion Hansen ihre Schüler in der Weserburg.

Bei manchem Versuch sei aus dem Ei Rührei geworden. Auch der Leser kann mitmachen. Er wird animiert, mit seinen Kindern oder für sich selbst Kunstexperimente im Alltag auszuprobieren. Dazu inspiriert das Buch geradezu. Marion Hansen geht noch viel weiter. Sie macht Projekte, die themenübergreifend sind und andere Künstler und Ideen mit einbindet. So wird aus dem Marmor-Ei ein goldenes, sagt sie schmunzelnd und hat ein frisches dabei, aus speziellem, hauchdünn gewalztem Blattgold. Angeregt dazu wurden sie von James Lee Byars. Der Künstler hat einen Raum vergoldet und dieser Raum wurde in der Weserburg wieder aufgebaut. "Die Kinder waren von der Goldkammer fasziniert. Ein Mädchen fühlte sich wie im Märchen darin. Der Künstler liebte die Farbe Gold und hatte schon viel damit gearbeitet. "Wir haben uns an das Märchen vom Huhn, das goldene Eier legt, erinnert und Hühnereier vergoldet", erzählt Marion Hansen.

Auch diese Geschichte ist im Buch nachzulesen mit der Anleitung, ob auch du es nachmachen willst? Allerdings erfordere es viel Geduld. Marion Hansen wirkt begeisterungsfähig und offen. Darin sieht sie auch den Kern ihrer Arbeit. Und Kurator Ingo Clauß fügt im Gespräch hinzu: "Sie schafft es, dass der Funke auf die Kinder überspringt." Denn man könne nur im anderen anzünden, was in einem selber brenne, zitiert er Aurelius Augustinus. Auch das Buch baut Brücken.

Marion Hansens Buch "Fliegende Hunde und andere seltsame Dinge", herausgegeben von Weserburg-Kurator Peter Friese, enthält auf 180 Seiten 206 Farbabbildungen. Es erscheint im Kehrer Verlag und kostet 29,80 Euro. Weitere Infos unter www.weserburg.de

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