Ein Benefizkonzert von I Zefirelli, dem Ensemble für alte Musik, sollte der Klimawerkstadt in der Westerstraße finanziell etwas unter die Arme greifen – ein Konzert, in dem es um die Schönheit der Natur, nachhaltiges Leben und Klimaveränderungen ging.
„Nach den langen Corona-Monaten können wir nun zwar wieder voll durchstarten,“ sagt David Sehmsdorf von der Klimawerkstadt, „und es gibt noch alle unsere Projekte. Dennoch ist nicht mehr alles beim Alten, denn die Pandemie hat einen großen Einschnitt mit sich gebracht.“
Ein Verein - viele Projekte
Weil viele Angebote lange Zeit nicht mehr gemacht werden konnten, wie das Repaircafé oder die Holzwerkstatt, kam es zu starken Veränderungen: „Der persönliche Kontakt der Ehrenamtlichen war kaum möglich, viele Abläufe wurden unterbrochen, und es kam zu einigen personellen Veränderungen“, sagt Sehmsdorf.
Zusammen mit den anderen Projekten des Vereins, also dem Stadtgartenprojekt „Ab geht die Lucie“ und der Umweltbildung, die an beiden Orten stattfindet, soll nun eine neue Vision entwickelt werden, bei der die verschiedenen Projekte des Trägervereins mehr zusammengedacht werden sollen.
Die Förderung durch das Bundesumweltministerium von September 2017 bis Ende Oktober 2019 ist längst ausgelaufen. „Wir müssen deshalb immer wieder neue Gelder beantragen“, sagt David Sehmsdorf, „doch viele Projektförderungen haben nur eine kurze Laufzeit von bis zu einem halben Jahr.“ Bei solch’ kleinen Zeitfenstern sei der Sinn bestimmter Projekte in Frage zu stellen.
Zum Glück sei es gelungen, Fixkosten wie die Miete inzwischen durch die Zuwendungen von rund 140 Spender zu finanzieren, so Sehmsdorf, was in der Corona-Krise sehr geholfen habe. Derzeit wird die Klimawerkstadt bis Ende Oktober noch von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau gefördert.
Thematisch soll es in der Klimawerkstadt künftig neue Impulse geben, zum Beispiel zum Thema Klimagerechtigkeit. Denn die Folgen der globalen Erwärmung sind auf der Erde höchst ungleich verteilt: „So wird zum Beispiel 31 Prozent der deutschen Steinkohle aus Kolumbien importiert, und um den Tagebau zu ermöglichen, wurde die vor Ort lebende indigene Bevölkerung teilweise gewaltsam aus ihren Gemeinden vertrieben“, sagt David Sehmsdorf.
Sehmsdorf: Wer mehr verdient, konsumiert auch mehr
Klimagerechtigkeit hänge jedoch auch mit dem Wohlstandsgefälle zusammen: „Mit steigendem Einkommen wird meist auch der ökologische Fußabdruck größer“, sagt er, „die Auswirkungen des Klimawandels sollen deshalb mit Aspekten der sozialen Gerechtigkeit zusammengebracht werden.“ Themenfindung wie zur Klimagerechtigkeit bestimmen derzeit die teils neue Ausrichtung der Klimawerkstadt in der Neustadt.
„Derzeit sind Orientierungsprozesse am Laufen, bei denen wir versuchen, möglichst basisdemokratisch zu entscheiden“, sagt David Sehmsdorf, „doch wir müssen nach Corona erst wieder in die Abläufe hineinfinden.“ Dabei freut sich der Verein über Menschen, die Lust haben ihre Ideen und Fähigkeiten einzubringen. „Es gibt vielfältige Möglichkeiten mitzumachen“ lässt Sehmsdorf wissen.