- Wird etwas von der Schokoladenfabrik sichtbar bleiben?
- Welche baulichen Veränderungen stehen bevor?
- Für wen ist das Quartier gedacht?
- Warum gelten die Pläne als innovativ?
Wie verwandelt man eine verlassene Schokoladenfabrik in einen Ort mit Strahlkraft, an dem das Leben brodelt mitten in der Stadt? Mit dieser Frage hat sich die Überseeinsel GmbH als neue Eigentümerin des verlassenen Hachez-Geländes in der Bremer Neustadt beschäftigt. Auf 90 bis 100 Millionen Euro beziffern die Planer die Kosten, um den Ort zu transformieren. 2029 wollen sie fertig sein. Was geplant ist.
Wird etwas von der Schokoladenfabrik sichtbar bleiben?
Die drei denkmalgeschützten Gebäude mit dem historischen Kontorhaus an der Westerstraße, dem alten Klinker-Fabrikgebäude von 1895 im Innenhof sowie dem neueren Produktionsgebäude von 1911 an der Großen Annenstraße werden behutsam saniert, damit neues Leben einziehen kann. "Wir wollen die Industriegeschichte des Standortes sichtbar erhalten und behutsam mit modernen Gebäuden ergänzen", erklärt Luis Hornung, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft "Denk x Stadt".
Die Gesellschaft ist Bauherrin und eine Schwestergesellschaft der Überseeinsel GmbH, die auch auf dem Kellog`s-Areal aktiv ist. Auch das kleine Pförtnerhäuschen mit rotem Spitzgiebel am Werkstor soll erhalten bleiben, ebenso der markante Hachez-Schriftzug, der zwischenzeitlich über dem Werkstor abmontiert wurde.
Welche baulichen Veränderungen stehen bevor?
In den bisherigen Plänen der ehemaligen Eigentümer war der Abriss aller übrigen Gebäude vorgesehen. Doch nun bleibt an der Westerstraße der große Gebäuderiegel jüngeren Datums stehen. "Wir wollen die graue Energie nutzen und das Haus um zwei Geschosse aufstocken" erklärt Luis Hornung.
Die Abrissarbeiten werden im Winter beginnen, der Umbau der Bestandsgebäude frühestens Mitte 2026. Neubauten sind ab Ende 2027 vor allem am Rand des Areals geplant und werden am Ende bis auf wenige Durchlässe zu drei Seiten eine Blockrandbebauung ergeben. Zusätzlich entsteht im Innenhof ein neuer Querriegel am westlichen Rand des Grundstücks.

Ein erster Planungsentwurf zeigt, wie das Hachez-Quartier aus der Vogelperspektive aus dem Blickwinkel Westerstraße aussehen könnte.
Die Neubauten werden zum Teil höher als die umgebenden Gebäude ausfallen, am höchsten Punkt an der Ecke Westerstraße / Süderstraße sind es sieben Geschosse, die sich bis auf vier Geschosse abstufen. Architektonisch greift das beauftragte Büro Delugan Meissl Accociated Architects Bezüge zur Industriegeschichte und zum Stadtteil auf. Das Wiener Architekturbüro verwendet daher neben anderen Materialien auch Sichtbeton und Klinkersteine.
Für wen ist das Quartier gedacht?
Geplant ist ein eng verzahnter Mix aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur, Gewerbe und Gastronomie in Verbindung mit sozialen Anlaufstellen und Bildungseinrichtungen. Es wird eine Kita und eine Schule geben. Das Ortsamt kommt mit aufs Gelände und es ist ein Raum angedacht, der multifunktional vom Stadtteil genutzt werden kann.
Es gibt Bürolofts, Räume für Co-Working-Angebote und Kleingewerbe. Dreh- und Angelpunkt des kulturellen Lebens im Quartier wird das umgebaute Fabrikgebäude im Innenhof sein: Gastronomie, Kultur und Flächen fürs Gemeinwesen sollen dort ein Zuhause finden. Ringsherum entstehen neue Freiflächen zum Spielen und Entspannen.
Auch wenn die Planer etwas weniger Fläche überbauen wollen als sie laut Bebauungsplan könnten und auf eine Aufstockung des denkmalgeschützten Fabrikgebäudes verzichten: Es entstehen immer noch etwa 150 Wohnungen, davon 30 Prozent Sozialwohnungen in Ein- bis Vier-Zimmer-Größe. Die meisten davon werden barrierefrei sein, ein gutes Drittel davon ist für Studierende reserviert. "Wir bauen für den eigenen Bestand", sagt Hornung. Rund 350 Menschen werden auf dem Gelände wohnen.
Warum gelten die Pläne als innovativ?
Herausragend an dem Bauprojekt ist der hohe Anspruch an die Klimafreundlichkeit des Quartiers trotz beengter Verhältnisse. Eigens für das Hachez-Quartier wird momentan an einem Prototyp für einen sogenannten Energieturm getüftelt. Eine vertikale Wärmepumpe für enge Räume in der Stadt, die der Umgebungsluft Wärme entzieht und sie in große Wärmespeicher nebenan einspeisen kann. Bis zu 500 Haushalte könnten damit versorgt werden, so die Hoffnung. Der dafür benötigte Strom wird über Solaranlagen auf den Dächern des Hachez-Quartiers erzeugt.
Der geräuscharm konzipierte Energieturm braucht sechs Quadratmeter Standfläche und wird so hoch wie ein sechsgeschossiges Gebäude. Verstecken können und wollen die Planer ihr innovatives Energiekonzept keineswegs: Der Turm und die Wärmespeicher stehen später selbstbewusst direkt am Zugang zum Quartier.
Nachhaltig auch der sorgsame Umgang mit Regenwasser, möglichst wenig versiegelte Fläche, viel Grün auf Dächern und an Fassaden, weniger Parkplätze in der Tiefgarage, dafür Car-Sharing und E-Mobilität.