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Umweltbetrieb nennt Zahlen So viele Bäume sollen im Bremer Nordosten gefällt werden

Am 1. Oktober hat die Fällsaison begonnen. Der Umweltbetrieb Bremen nennt Zahlen zu den Bäumen, die im Nordosten abgeholzt werden müssen.
21.10.2021, 05:00 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Wieder ist es der Zottige Schillerporling, auf dessen Konto ein Großteil der aktuell anstehenden Baumfällungen in Schwachhausen geht. Der Pilz hat, wie schon im vergangenen Jahr, zahlreiche Schwedische Mehlbeeren im Stadtteil befallen, berichtet Rolf Fülberth, Referatsleiter für Grünflächen beim Umweltbetrieb Bremen (UBB). Insgesamt hat Fülberth für die gerade begonnene Fällsaison 114 Straßenbäume in Schwachhausen auf seiner Liste, die bis Ende Februar abgeholzt sein müssen, da sie nicht länger als verkehrssicher gelten. Drei von ihnen stehen in der Elsasser Straße: Kastanien, die der UBB erst 2011 nachgepflanzt hatte. „Die haben es leider nicht geschafft“, sagt Fülberth. Schuld sei der sogenannte Kastanienrindenkrebs. „Das tut schon weh, so junge Bäume wieder fällen zu müssen“, sagt er. Das Thema Kastanie habe sich damit für die Straße erledigt. Wenn hier nachgepflanzt werde, dann in jedem Fall eine andere Baumgattung, so Fülberth.

In den übrigen Stadtteilen des Bremer Nordostens liegen die Fällzahlen für Straßenbäume in diesem Jahr deutlich unter denen in Schwachhausen. Für Horn-Lehe stehen 47 Exemplare auf Fülberths Liste, für Borgfeld 46 und für Oberneuland 17. Hauptursachen für die mangelhafte Standfestigkeit der Bäume sind laut des Referatsleiters Trockenheit, Altersschwäche, Pilzbefall und Platzmangel. Trockenheit sei in diesem Jahr insbesondere in Borgfeld und Horn-Lehe ein Thema, wo vermehrt Birken und Eichen zu den betroffenen Baumarten zählen. „Beide kommen mit Trockenheit sehr schlecht zurecht“, sagt Fülberth. In Borgfeld habe er außerdem noch einige Schwarzerlen auf der Liste und in Horn-Lehe mehrere Pappeln.

Ältester Baum wurde 1914 gepflanzt

Das wahrscheinlich älteste Exemplar, das in dieser Saison im Nordosten Bremens gefällt werden muss, steht in Oberneuland an der Rockwinkeler Landstraße. „Es handelt sich dabei um eine Winterlinde“, berichtet Fülberth. Ihr Alter muss er nicht schätzen, das kennt er genau. „In meinen Unterlagen ist das Pflanzjahr vermerkt: 1914“, erzählt er. Der Stamm der altersschwachen Linde sei hohl, habe die Kontrolle ergeben. Erste Indizien dafür seien unter anderem Spechthöhlen und vermehrter Ameisen- und Asselnbefall gewesen. Neben der Winterlinde sind es in Oberneuland vor allem Robinien, Ahornbäume und eine Ulme, die erst 2005 gepflanzt wurde, die gefällt werden müssen, berichtet der Referatsleiter.

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Während die Anzahl der Straßenbäume auf der Fällliste feststeht, kann Fülberth zu den Bäumen in Parks und Grünanlagen im Nordosten aktuell noch keine Auskunft geben. Denn das, sagt er, werde derzeit gerade erst geprüft. „Wir waren bis jetzt mit der digitalen Ersterfassung der Bäume in den Grünanlagen beschäftigt“, erklärt er. Zurzeit seien die Mitarbeiter vor Ort unterwegs, um die Bäume zu kontrollieren. Bis Ende des Jahres werde das voraussichtlich dauern, sodass ab Januar mit konkreten Zahlen zu rechnen sei – und mit den Fällungen.

Nachpflanzungen im Herbst 2022

Die Nachpflanzungen für die Bäume, die in dieser Saison gefällt werden, sind laut Fülberth für Herbst kommenden Jahres eingeplant. In diesem Herbst pflanzt der UBB im Nordosten 243 Jungbäume als Ausgleich für die Fällungen vom Vorjahr nach: 139 in Schwachhausen, 60 in Horn-Lehe, 30 in Oberneuland und 14 in Borgfeld. Dabei handele es sich fast ausschließlich um Straßenbäume, erzählt der Referatsleiter. „Der Großteil der Bäume, die in Grünanlagen abgeholzt werden, hat sich wild ausgesät und gegenseitig am Wachsen gehindert“, erklärt er.

Bei den Nachpflanzungen setzt der UBB mittlerweile auch auf Arten, die in Deutschland eigentlich nicht heimisch sind. „Das ist eine Folge des Klimawandels“, sagt Fülberth. Viele hiesige Baumarten kämen mit den vermehrten Trockenperioden nicht mehr zurecht. Deshalb stünden inzwischen auch Sorten wie Chinesische Wildbirne, Kobushi-Magnolie und Amberbaum auf der Nachpflanzliste, denen anhaltende Trockenheit weit weniger ausmache. Das Problem dabei: Viele dieser Exoten seien für die heimischen Insekten wertlos.

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Das Thema Klimaanpassung findet sich auch im Handlungskonzept Stadtbäume wieder, das seit vergangenem Jahr in einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Umweltressorts und des UBB erarbeitet und fortlaufend weiterentwickelt wird. Ein weiterer Schwerpunkt des Konzepts ist das Bewässerungsmanagement für Stadtbäume, berichtet Thomas Knode vom Referat Grünordnung. Mittlerweile sei die Pflege von neu gepflanzten Bäumen von rund drei Jahren auf fünf Jahre erweitert worden, erzählt er. Außerdem habe sich der Einbau von Gießringen bewährt, da damit sichergestellt werde, dass die Jungbäume ausreichend Wasser bekommen.

Fällungen aus dem vergangenen Winter

Seit dem Start der Fällsaison am 1. Oktober war der UBB bislang am Autobahnzubringer Horn-Lehe und am Deliusweg im Einsatz, berichtet Fülberth. Außerdem seien noch offene Baumfällungen aus dem vergangenen Winter in der Grünanlage am Marwedeweg in Oberneuland erledigt worden. Für die kommenden vier Wochen seien weitere Fällungen in Oberneuland und in Borgfeld geplant.

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