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Stadtteil-Check: Oberneuland Problempunkte: ÖPNV und Straßenzustand

Sie mögen den dörflichen Charakter und schätzen ihr grünes Umfeld: Die Oberneulander haben im Stadtteil-Check hohe Noten für Lebensqualität vergeben. Doch es gibt auch Dinge, die ärgern sie.
20.10.2022, 06:00 Uhr
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Von Maren Brandtstätter
Inhaltsverzeichnis

Die Oberneulander halten die Lebensqualität in ihrem Stadtteil für sehr gut. Genau genommen sogar für überdurchschnittlich, wie der bremenweite Vergleich im Stadtteil-Check ergeben hat. Mit 8,8 von zehn Punkten hat es Oberneuland in dieser Kategorie der Rangliste auf den ersten Platz geschafft. Zum Vergleich: die durchschnittliche Bewertung in dieser Rubrik liegt bei 7,32.

Dass Oberneuland so gut abgeschnitten hat, verdankt der Stadtteil in erster Linie seinem dörflichen Charakter sowie seinen zahlreichen Parks und Grünanlagen. Hier lässt es sich lange und ausgiebig flanieren, was die Bewohner der Umfrage zufolge außerordentlich zu schätzen wissen. Das gute Ergebnis in der Rubrik Lebensqualität ist aber offenbar auch Oberneulands Einzelhandel geschuldet. Den haben die Teilnehmer der Befragung mit 7,7 Punkten bewertet. Bedauert wurde dabei allerdings hin und wieder, dass es im Bereich der Apfelallee an Cafés und kleineren Einkehrmöglichkeiten, wie etwa einer Dorfkneipe mit Snacks und Außengastronomie, fehle. Außerdem warte man noch immer auf den seinerzeit in Aussicht gestellten Wochenmarkt auf dem Edeka-Parkplatz an der Mühlenfeldstraße.

Ein weiteres Thema, das seit Jahren im Stadtteil diskutiert wird, ist eine eingezäunte Freilauffläche für Hunde. Dass es in einem vergleichsweise grünen Stadtteil wie Oberneuland nicht möglich sei, solch eine Auslauffläche zu realisieren, stieß bei der Umfrage mehrfach auf Unverständnis. Jüngere und ältere Einwohner sind dem Ergebnis zufolge indes mit dem Angebot in Oberneuland im Großen und Ganzen zufrieden. In der Rubrik „Senioren“ erhielt der Stadtteil 7,7 Punkte, dicht gefolgt von „Kinder und Jugendliche“ (7,6). Auch mit dem Vereinsleben in Oberneuland zeigten sich die Befragten recht einverstanden und vergaben 7,4 Punkte.

Sicherheit

Die Bewertung beim Thema Sicherheit deckt sich streckenweise nicht mit den Kommentaren der befragten Oberneulander. Mit 7,9 Punkten liegt der Wert in dieser Rubrik ebenfalls im oberen Drittel, dennoch wünschen sich mehrere Bürger deutlich mehr Polizeipräsenz in ihrem Stadtteil – am besten in Form einer ständig besetzten Wache. „Aufgrund der mangelnden Sicherheit verzichten wir auf das Ausgehen am Abend“, heißt es etwa auf einem Antwortbogen. Und auch das Bahnhofsgelände werde sicherheitshalber gemieden.

Sauberkeit

Ähnlich wie die Sicherheit wird die Sauberkeit des Stadtteils offenbar ebenfalls teilweise recht unterschiedlich von den Bürgern wahrgenommen. Den 7,3 vergebenen Punkten steht allerhand Kritik angesichts von diversen vermüllten Ecken im Stadtteil gegenüber – allen voran der Achterdieksee. Für das Areal werden deutlich verstärkte Kontrollen und außerdem mehr Müllbehälter gefordert.

Verkehr

Zu den Reizthemen im Stadtteil zählt seit Langem der Verkehr. Kein Bürger, der bei der Umfrage nicht alsbald auf die sanierungsbedürftigen Straßen im Stadtteil zu sprechen gekommen wäre – an oberster Stelle dabei stets die Oberneulander Landstraße. Deren Zustand beschreiben die Stadtteilbewohner unisono als katastrophal und fordern deshalb ebenso wie der Beirat Tempo 30 für die gesamte Straße. Die Kritik bezieht sich allerdings nicht nur auf die Fahrbahn, sondern auch auf den Rad- und Gehweg, soweit dieser denn überhaupt als solcher erkennbar sei. Und genau das ist der zweite große Kritikpunkt, der mitverantwortlich dafür ist, dass die Rubrik Verkehr in der Umfrage mit 5,2 Punkten vergleichsweise schlecht abgeschnitten hat. Nach Ansicht vieler Bürger gibt es im bremenweiten Vergleich schlicht viel zu wenig Rad- und Fußwege in Oberneuland.

ÖPNV

Mit dem Öffentlichen Personennahverkehr, kurz ÖPNV, sind die Oberneulander fast ebenso unzufrieden, wie mit der übrigen Verkehrssituation im Stadtteil. Eine direkte Anbindung an die Innenstadt gebe es bislang lediglich einmal pro Stunde per Bahn, lautet die Kritik. Alle übrigen Wege in Richtung Zentrum führen über Horn-Lehe, wo die Oberneulander vom Bus in die Straßenbahn umsteigen müssen. Ein vielfach geäußerter Wunsch in der Befragung ist daher eine direkte Busanbindung über die Franz-Schütte-Allee an die Innenstadt. Was es dort zu wenig gebe, habe die Mühlenfeldstraße wiederum zu viel – nämlich gleich zwei Buslinien, die einander regelmäßig in der engen Straße ausweichen müssten – zumeist auf den Bordstein.  

Immobilienmarkt

Auf den schlechtesten Umfragewert kommt mit 4,8 Punkten die Rubrik Immobilienmarkt. Die Verdichtung mit Wohnraum in Oberneuland müsse unbedingt gestoppt werden, lautet ein häufiger Appell. Die „kartonförmigen Neubauten mit exklusiven Wohnungen“ passten nicht ins Ortsbild und könnten zudem von Normalverdienern überhaupt nicht mehr bezahlt werden. Wenn es um Neubauprojekte gehe, müsse indes verstärkt auf Nachverdichtung gesetzt werden, anstatt wie aktuell geplant, das Mühlenfeld zu bebauen. 

Kommentare, Kritik, Wünsche und Anregungen

Ein Auszug aus den über 2800 insgesamt für Bremen eingegangenen Anmerkungen, die die Umfrage-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen frei formulieren konnten:

• Die Buslinie 34 sollte über die Rockwinkeler Landstraße anstelle der Mühlenfeldstraße führen.

• Momentan ist man in Oberneuland ohne Auto aufgeschmissen.

• Durch die Bebauung freier Flächen mit großen Klötzen wird aus einem bevorzugten, ruhigen Stadtteil langsam, aber sicher eine Betonwüste.

• Die unnötige Versiegelung des Mühlenfelds und aller anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen in Oberneuland muss gestoppt werden. Es sind ausreichend bebaubare Flächen vorhanden.

• Es fehlt an kleinen, öfter fahrenden Bussen.

• Es gäbe reichlich Möglichkeiten für die Einrichtung von Hundefreilaufflächen im Stadtteil.

• Der kleine Tunnel Auf der Heide hätte mehr ausgebaut werden sollen. Mittlere Transporter bleiben dort regelmäßig stecken.

• Der Radweg an der Rockwinkeler Heerstraße sollte zwischen Lindenweg und Flagmans weitergeführt werden.

• Die Oberneulander Landstraße sollte zumindest ab der Kirche in Richtung Deich zur Fahrradstraße umgewidmet werden.

Zur Sache

So haben wir die Werte ermittelt
Insgesamt nahmen an der Umfrage vom 17. August bis zum 18. September 6601 Menschen teil. In die Auswertung flossen die Abstimmungen jener ein, die angegeben haben, direkt in Bremen zu wohnen: Das waren 6275. Von denen waren die meisten, 42,14 Prozent, zwischen 46 und 64 Jahren alt, 33,58 Prozent waren 65 und älter, 16,88 Prozent zwischen 32 und 45, 6,12 Prozent haben ein Alter zwischen 22 und 31 Jahren. 0,8 Prozent aller Befragten waren nicht älter als 21.
In Oberneuland beteiligten sich 199 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Umfrage.
Auf einer Skala von 1 bis 10 konnten jeweils Noten in 14 Themenbereichen vergeben werden.
Auch Freitext-Antworten waren am Schluss der Umfrage möglich. Das nutzten viele Menschen, um zusätzliche Anmerkungen zu verfassen. Es kamen insgesamt 2801 Kommentare, Meinungen, Anregungen, Wünsche und Kritik zusammen.

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