Selbst im Paradies ist nicht alles perfekt, auch im schönsten Stückchen Erde bilden sich manchmal Risse und Brüche. So wie hier im bunt blühenden „Zaubergarten“ von Rosi Fiebelkorn, einem 500 Quadratmeter großen Naturidyll auf dem Gebiet der Freizeitgemeinschaft Arsten direkt hinter dem Weserdeich.
Die leidenschaftliche Gärtnerin, weiße Bluse mit bunten Blumenmustern, grau-weiße Stachelfrisur, steht vor ihrer eindrucksvollen, um die 15 Meter in die Höhe gewachsenen Ramblerrose Bobby James und legt bestürzt die Hände ins Gesicht. An dem Mirabellenbaum, mit dem sich die weiße Rose in Fiebelkorns Garten über fast 20 Jahre symbiotisch verzweigt und verästelt hat, hat der jüngste Sturm einen dicken Ast abgeknickt.
Hören Sie hier eine Folge unseres Podcasts "Gartenhelden" zum Thema Rosenpflege:
„Der Ast muss weg, aber das ist eben Natur. Der Baum ist alt und gebrechlich, wie wir Menschen irgendwann auch“, sagt Fiebelkorn fast philosophisch. Auf die 70 geht sie zwar auch schon zu, aber von gebrechlich wirkt sie weit entfernt.
Seit die Rentnerin vor 26 Jahren das kleine Holzhaus in dem Garten- und Erholungsgebiet gekauft hat, lebt sie dort ihren Traum vom kleinen, privaten Paradies. „Das habe ich noch nicht eine Sekunde bereut“, sagt Fiebelkorn. Sie spricht von der Entschleunigung ihres Alltags, von Ruhe und Entspannung in der stadtnahen Natur.
Jedes Jahr von Mai bis September zieht die ehemalige Buchhändlerin aus ihrer Bremer Stadtwohnung ins Grüne. Im Unterschied zu Parzellengebieten kommt hier die Müllabfuhr, Post und Zeitung werden zugestellt. „Zaubergarten“ hat sie ihr Grundstück genannt, weil „ich mich dort wie verwandelt fühle und trotzdem ganz ich selbst sein kann“.

Antikes Geschirr und andere Antiquitäten verbinden sich mit grünen Ranken.
Dort pflanzt, werkelt und gestaltet die 69-Jährige nach Lust und Laune. Efeu, Rhododendren und Buchsbäume säumen die Wege, Rasenflächen und Beete auf dem verwinkelten Grundstück.
Und es gibt viel zu entdecken: ein alter steinerner Kamin, eine von ihr selbst gezimmerte Bank aus drei Holzstühlen, viel antikes Geschirr, Vasen und Blumentöpfe. Dazu jede Menge weiße Büsten und sogar das Metallgestell eines Kinderbetts. Gleich vorne im Garten steht ein ausrangiertes, weißes Klavier. Für das Foto nimmt Rosi Fiebelkorn die Schutzplane ab und drapiert Notenblätter auf der Ablage. „Das wird jedes Jahr neu gestrichen“, erklärt sie.
Wohl das Wichtigste in ihrem Garten: Blumen und farbenprächtige Sträucher wie Hortensien und Lavendel, Tamarisken und Currykraut, eine italienische Strohblume. Vor allem weiß, rosa, lila und fliederfarben gefallen der Hobby-Floristin. „Gelb mag ich nur bei Rosen“, betont sie. „Und die weißen Hortensien, die leuchten so schön in der Dunkelheit“.

Zu den Besonderheiten im ”Zaubergarten” zählt ein ausrangiertes Klavier. Es wird jedes Jahr neu gestrichen.
Rosi Fiebelkorn erzählt gern von ihrem „Zaubergarten“, so gern wie sie in ihm arbeitet – wobei man hier nicht wirklich von Arbeit sprechen kann, eher von liebevoller Gestaltung und Dekoration. Auch wenn sie manchmal kräftig mit anpacken muss. Zum Beispiel als ein riesiger Buchsbaum aus Kattenesch in ihren Garten transportiert und neu angepflanzt wurde.
Das kleine, grün gestrichene Holzhaus auf dem Grundstück wurde zwischen 1973 und 1975 gebaut, 1999 hat Rosi Fiebelkorn es gekauft. Es ist eines von derzeit 115 Häusern auf dem Areal der Freizeitgemeinschaft Arsten, die sich in kleinen Gruppen zwischen Blumen, Sträuchern, Bäumen und Hecken sammeln. Zäune gibt es dort nicht.
Ein kurzer Blick ins Haus offenbart 20 Quadratmeter Gemütlichkeit. Unten Küche und Wohnzimmer, oben Bad und ein Schlafbereich, so klein, dass man es kaum Zimmer nennen kann.
Nach dem Gang durch ihren „Zaubergarten“ serviert Rosi Fiebelkorn Kaffee auf einer überdachten Veranda direkt am Haus und erzählt ein bisschen aus ihrem Leben. Geboren ist sie im Ostharz, in Cuxhaven aufgewachsen und später zu ihrem inzwischen verstorbenen Mann nach Bremen gezogen. Zwei Töchter hat sie, die Jüngere lebt in Leipzig, die Ältere in Bremen. Beide helfen ihr bei Gelegenheit im Garten.

Liebevolle Gestaltung und Dekoration stehen für Rosi Fiebelkorn im Mittelpunkt.
„Ich wollte als Kind nie einen Garten haben“, sagt Rosi Fiebelkorn etwas überraschend. Der Grund: Sie wurde im Elternhaus regelmäßig dazu verdonnert, Unkraut aus einem harten Boden zu zupfen.
Das Kreative aber, das lag ihr schon immer und dekoriert hat sie auch gerne. Sie hat dann eine Ausbildung im Einzelhandel gemacht, da man damals beim Arbeitsamt meinte, sie sei zu klein für einen Job als Dekorateurin – wo man eben auch mal schwere Sachen schleppen muss.
Das letzte halbe Jahr während der Ausbildung hat Rosi Fiebelkorn dann aber schon in einem Blumenladen gearbeitet. Die Saat war sozusagen ausgelegt für ihre spätere Berufung als leidenschaftliche „Zaubergärtnerin“ in ihrem eigenen kleinen Paradies.