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Sozialprojekt in Obervieland In kleinen Schritten zum Lernhaus für Kattenturm

Wie eine neue Turnhalle, Kindergartengruppen und Alltagshilfen für arme Familien unter einem Dach aussehen könnten hat nun ein Architekt in Obervieland vorgestellt.
27.02.2023, 05:12 Uhr
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In kleinen Schritten zum Lernhaus für Kattenturm
Von Karin Mörtel

Wann gibt es endlich das neue Lernhaus für Kattenturm, um arme Familien in ihrem Alltag zu unterstützen? Das fragen sich viele Menschen in Obervieland, die sich speziell für die vielen Kinder aus wirtschaftlich benachteiligten Familien durch das neue Angebot bessere Zukunftschancen erhoffen.

Bereits zehn Jahre ist es nun her, dass die Idee für ein offenes Haus entstand (siehe Infotext unten), in dem Eltern und Kinder aus dem Armutsquartier gleichermaßen Hilfe erhalten und neue Kontakte knüpfen können. Und nun kommt offenbar Bewegung in die Planung. Denn jetzt ist klar: Das Lernhaus wird auf dem Gelände der Grundschule Stichnathstraße stehen. Und es wird zusätzlich vier Kitagruppen als Erweiterung des benachbarten Kinder- und Familienzentrums Stichnathstraße sowie eine neue Turnhalle beherbergen.

Wie könnte das neue Lernhaus für Kattenturm aussehen?

Wie einen breiten Winkel hat Architekt Ulrich Ruwe den Neubau in den Stadtplan zwischen Grundschule und den öffentlichen Spielplatz an der Stichnathstraße eingezeichnet. Die Fassade zeichnet sich auf ersten Skizzen durch große Glasflächen aus, die tiefe Einblicke in das Geschehen im Inneren zulassen. Das ist ganz im Sinne der Grundidee des Lernhauses: Es soll einladend wirken und Ängste abbauen, damit möglichst viele Menschen die Hilfe annehmen, die sie dort bekommen können.

Die Form des zweistöckigen Gebäudes habe sich aus dem Standort der vielen Bäume rings herum ergeben, erklärt Ruwe. Denn von diesen sollen möglichst viele erhalten bleiben. Heute stehen in dieser Ecke des Schulhofes noch Mobilbauten, die von der Schule genutzt werden sowie die alte Schulturnhalle.

Warum ist plötzlich eine neue Turnhalle im Lernhaus geplant?

Diese Turnhalle aus den 1960er Jahren wird wohl abgerissen. Weil sie so marode und vergammelt ist, dass eine Grundsanierung genauso teuer wäre wie ein Neubau, haben die Planer errechnet. Der Ersatz soll künftig dann im zweiten Stock des Lernhauses über den Kitagruppen zu finden sein.

Eine Lösung, die zwar auf dem Schulhof Platz spart, aber in der Lokalpolitik die Sorge bereitet, der Lärm aus der Halle könne die Kinder sowie die Erzieherinnen und Erzieher darunter im Erdgeschoss stören. „Dies ist die größte Herausforderung des Entwurfs“, bestätigte Petra Albers, Architektin bei der Senatorin für Kinder und Bildung, den Eindruck. Nur, wenn beispielsweise durch spezielle Trittschalldämmung gesichert sei, dass Sport und Spaß in der Halle keine zu starke Störung verursachen, werde die Idee auch umgesetzt, versicherte sie.

Wann könnte der Bau beginnen?

In der Stadtteilpolitik macht sich unterdessen vorsichtige Vorfreude breit. Denn in den Jahren zuvor war die Hauptkritik an der Planung, dass sie viel zu langsam geht. Und trotzdem: Auf den Spatenstich müssen alle wohl noch eine Weile warten. Frühestens Mitte 2026 sei mit dem Baubeginn zu rechnen, heißt es dazu von Immobilien Bremen.

Architekt Ulrich Ruwe hat im Auftrag von Immobilien Bremen also zunächst einmal eine Art Machbarkeitsstudie zu dem Bau vorgelegt. Das fertige Lernhaus kann später aber noch ganz anders aussehen, betont der Architekt. Und er hat die Standortfrage für den Neubau geklärt. Ein möglicher Anbau an die Kita Stichnathstraße sowie ein Bau auf dem benachbarten Spielplatz, der ebenfalls überlegt worden war, sind damit vom Tisch.

Im Grunde diene dieser erste bauliche Vorentwurf nur dazu, städtebaulich klarzumachen, ob ein Bau der benötigten Räume überhaupt an dem ausgewählten Standort möglich wäre, erklärt Ruwe. Erst jetzt kann die Planung konkreter werden und schließlich wird eine öffentliche Ausschreibung für den Bau nötig sein.

Ist die Finanzierung gesichert?

Für die weiteren Planungsschritte bis Ende 2023 ist die Finanzierung gesichert, heißt es von den verantwortlichen Fachfrauen von Immobilien Bremen und der Bildungsbehörde.

Woher das Geld für den eigentlichen Bau kommt, ist zurzeit aber nur zum Teil geklärt: Immerhin gibt es offenbar eine Zusage, dass das Lernhaus auch perspektivisch im Bund-Länder-Programm Soziale Stadt eine Rolle spielen soll und daher auch von der Städtebauförderung ein Teil des benötigten Geldes zu erwarten ist.

Ob weitere Haushaltsmittel freigegeben werden, hängt dann von den im Mai in Bremen gewählten Regierungsparteien ab. Wie hoch die Baukosten sein werden, wird jedenfalls erst in einem der folgenden Planungsschritte errechnet.

Welche Kritik kommt aus der Stadtteilpolitik?

Im vergangenen Jahr hatte der Obervielander Beirat noch seinem Ärger über die immer neuen Verzögerungen Luft gemacht. Nun zeigt sich Beiratssprecher Stefan Markus (SPD) froh, "dass es endlich nach acht Jahren der Beteiligung losgeht." Dennoch hält er im Einklang mit der Linksfraktion an der Kritik fest, "dass eigentlich erst das pädagogische Konzept am Anfang stehen sollte und darauf das bauliche aufbauen sollte – und nicht andersherum."

Die Fachfrauen von Immobilien Bremen und Bildungsbehörde sehen das anders: Es sei durchaus parallel zu den baulichen Vorüberlegungen intensiv über die gewünschten Unterstützungsangebote und den Raumbedarf für das Lernhaus gesprochen worden. "Und der Architekt hat das sehr gut in die Skizzen mit einfließen lassen", so Doris Albert von Immobilien Bremen.

Zur Sache

Die Vorgeschichte zum Lernhaus

Seit 2013 überlegen soziale Akteure vor Ort, wie Familien in dem Armutsgebiet rings um die Kita und die Grundschule an der Stichnathstraße in Kattenturm unterstützt werden können. Drei von vier Kindern sind dort von Armut bedroht, für die große Mehrheit der Kinder ist Deutsch nicht die Muttersprache. Viele Familien im Quartier leben zudem von Sozialhilfe, und es gibt zu wenig Kindergartenplätze vor Ort. Ein Mix an schwierigen Startbedingungen, die die Bildungschancen der Kinder massiv gefährden, warnen die Pädagoginnen und Pädagogen seit Jahren in den Einrichtungen vor Ort.

Bald ist die Idee geboren, ein Lernhaus zu bauen. Hilfe im Familienalltag und Bildungsangebote sollen Eltern wie Kindern in einem neuen Gebäude zwischen dem Kinder- und Familienzentrum sowie der Grundschule vorfinden.

2018 konnte die Bildungsbehörde als Partnerin gewonnen werden, die die Planung koordiniert und sich um Finanzierungsfragen kümmert. Immer wieder im Laufe der Jahre hat der Beirat angemahnt, das Projekt voranzutreiben, um eine Abwärtsspirale im Quartier zu verhindern.

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