Bauschutt? Muss man neuerdings zur Bennigsenstraße nach Hastedt bringen, lautet die Auskunft des Service-Mitarbeiters in der orangefarbenen Warnweste an den Kunden. Ein anderer wird seine Pappkartons und Gelben Säcke nicht los, die er an der Recyclingstation in Obervieland abgeben will. Schnell schmeißt er mit einem lauten Rumms noch etwas Altmetall in den Container und fährt weiter.
Zweieinhalb Monate ist es her, seit die Bremer Stadtreinigung (DBS) den Standort an der Fritz-Thiele-Straße in eine sogenannte Grün-Station umgewandelt hat. Die Folge: Werktags bleibt die Station dienstags und mittwochs geschlossen und es können weniger Müllsorten abgegeben werden als zuvor. Im Winter hat sie von Mitte Dezember bis Mitte Februar dann komplett geschlossen.
Hintergrund ist eine Sparmaßnahme mit der gleichzeitigen Absicht, einige Stationen in der Stadt wie die Recyclingstation Hohentor in der Neustadt auszubauen und dort mehr Service als zuvor anzubieten. Im Gegenzug müssen Kundinnen und Kunden an den sieben umgewandelten Grün-Stationen auf Service verzichten – darunter auch die Obervielander.

Ursula und Otto Fincke aus Huckelriede vermissen das breitere Angebot der alten Recyclingstation.
Lange Warteschlangen vor der Grün-Station
Seither bilden sich regelmäßig besonders donnerstags um den Beginn der Öffnungszeit lange Autoschlangen mit Wartenden, die ihren Müll loswerden wollen, berichten Leser unserer Zeitung. Auf Handyfotos ist ein Rückstau fast bis vor den Schnellimbiss Kentucky Fried Chicken zu sehen.
"Es hat sich schon etwas verbessert, aber nach den zwei Schließtagen kommt es gelegentlich noch zu längeren Warteschlangen", bestätigt indes Thomas Wemhoff. Er ist bei der DBS für alle Recyclingstationen zuständig und rät den Kundinnen und Kunden, "donnerstags lieber eine halbe Stunde oder Stunde später zu kommen, um Wartezeiten zu vermeiden."
An diesem Donnerstagmittag ist die Warteschlange im Vergleich zu den zurückliegenden Wochen noch erträglich, sagen die ersten Kunden. Kein Wunder, es hat ja auch geregnet, da hält sich die Lust auf Gartenarbeit in Grenzen.
Die Station brummt wie ein Bienenstock
Dennoch brummt die Station wie ein Bienenstock. Es ist ein reges Kommen und Gehen. Die vorhandenen Parkplätze sind während der ersten Dreiviertel-Stunde nach Öffnung meist gut besetzt. Und zeitweise hat der DBS-Mitarbeiter alle Hände voll zu tun, um ein Verkehrschaos zu verhindern.
"Das versteht kein Mensch, warum in einem so großen Stadtteil wie Obervieland die Öffnungszeiten und das Angebot reduziert wurden", schimpft Rudolf Ellendt aus Arsten, der möglichst schnell gärende Weintrauben in den Container bugsieren will.
Der Grund für den großen Andrang auf der Station ist für ihn klar: Wenn die Leute an weniger Tagen ihre Wertstoffe und Gartenabfälle bringen können, dann ballt es sich während der neuen Öffnungszeiten. "Und was man hier nicht mehr wie früher loswird, muss man jetzt in andere Stadtteile fahren, das kann doch nicht im Sinne einer umweltbewussten Regierung sein", sagt Ellendt.

Besonders kurz nach Öffnung der Grün-Station herrscht viel Betrieb. Die meisten Kunden kommen mit dem Auto.
Stadtteil muss Einschränkungen hinnehmen
"Der Beirat hat noch lange gehofft, dass er wenigstens längere Öffnungszeiten an der Grün-Station erreichen kann, aber letztlich musste der Stadtteil die Einschränkungen zähneknirschend hinnehmen", sagt Ortsamtsleiter Michael Radolla.
"Wir verstehen, dass manchen unserer Kunden die Umstellung schwerfällt", sagt eine Sprecherin der Bremer Stadtreinigung. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Stationen insgesamt und das neue bremenweite Serviceangebot mit einigen ausgebauten Stationen sei der Schritt aus Sicht der DBS aber richtig gewesen.
Kunden vermissen Service
Nicht bei allen Kunden überwiegt der Ärger über die Veränderungen. Den gewohnten Service vermissen aber auch diejenigen, die Verständnis für die Umstellung zeigen.
"Wir können hier nicht mehr Erde oder Rindenmulch für unseren Garten holen", beklagt Otto Fincke, der mit Ehefrau Ursula ganze 14 Säcke mit Grünschnitt aus dem Kofferraum entlädt. "Frühsport", scherzt er, doch dann wird er wieder ernst.
Das Ehepaar hat in den vergangenen zwei Monaten schon häufiger die Fahrt nach Hastedt absolviert. Unnötiger Verkehr über die ohnehin schon überlastete Erdbeerbrücke, kritisieren sie.
Stadtreinigung: Gelbe Säcke und Papier an die Straße stellen
Marita Riebe ist mit einer Autoladung voll Heckenschnitt zur Grün-Station gekommen. Gerne hätte sie auch einen vollen Gelben Sack wie gewohnt mitgebracht, doch den fährt sie mittlerweile nach Hastedt. Wie sie machen es einige, ist auf der Grün-Station zu erfahren. Auch bei größeren Mengen Pappe nehmen manche lieber die Fahrt über die Weser auf sich, als es zu lagern und an die Straße zu stellen.
Auf den Grün-Stationen werde kein Papier mehr angenommen, "da wir hier eine optimale Lösung über das Holsystem bieten", teilt die DBS-Sprecherin mit. Entweder könnten die Bremer ihr Papier bündeln und am Abfuhrtag alle 14 Tage an die Straße stellen "oder eine Papiertonne ohne zusätzliche Kosten bestellen und dafür nutzen", lautet die Auskunft. Ähnlich verhalte es sich mit den Gelben Säcken.
"Ich sammle regelmäßig an meinem Badesee Plastikmüll ein, dafür reicht meine Tonne nicht aus", sagt Riebe. Und einfach den gelben Plastiksack an die Straße zu stellen, kommt für sie nicht infrage. "Die Säcke werden nur von den Vögeln zerrupft und dann fliegt der Müll überall herum", sagt Riebe. Eine Meinung, die auch von anderen Kunden der Grün-Station zu hören ist.
Zukunftsperspektive für Grün-Station
"Wir versuchen, soweit es geht, den Kundenwünschen gerecht zu werden", versichert die DBS-Sprecherin. So werde im Winter die Station gepflastert und damit komfortabler, stellt sie in Aussicht.
Außerdem werde sowohl auf dem Gelände der Station als auch davor die Möglichkeit geboten, Altkleider, Glas und Elektrokleingeräte zu entsorgen.
Zwischenzeitlich sei unklar gewesen, ob der Betrieb an dem aktuellen Standort noch weiterlaufen kann, teilt Thomas Wemhoff von der DBS mit. Doch erst kürzlich sei es gelungen, den Pachtvertrag bis ins Jahr 2028 zu verlängern. Wemhoff: "Das ist ein klares Signal, dass uns der Standort wichtig ist."