Wieder war ein Gelber-Tonnen-Tag – und wieder kam der Wagen nicht, um sie zu leeren. Jedenfalls nicht bei den Prüsses und anderen Blumenthalern. Dabei haben sie das Fahrzeug gesehen, als es in ihre Straße bog. Und dann wendete und wegfuhr. Dem Ehepaar reicht es jetzt. Erst blieben ihre Recycling-Behälter über vier Wochen voll, dann wurden sie einmal außer der Reihe geleert, jetzt standen sie wieder an der Straße, ohne dass ihr Inhalt gleich mitgenommen wurde. Die Anwohner wollen sich nun zusammentun und der Behörde schreiben. Sie soll erfahren, wie die Firma arbeitet, mit der sie einen Vertrag geschlossen hat.
Sigrid und Jürgen Prüsse finden, dass sie kulante Kunden sind. Sie zählen sich zu denen, die sich nicht gleich beschweren, wenn mal etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Sie haben nur gemacht, was das Unternehmen von sich aus empfiehlt, wenn Tonnen nicht geleert werden: Sie haben dessen Kundenservice angerufen. Auch am Freitag wieder. Am Sonnabend. Und am Montag. Sigrid Prüsse sagt, dass die Frauen und Männer, mit denen sie telefonierte, sehr freundlich waren. Nur haben die Gespräche eben nicht immer geholfen. Am Freitag hieß es, dass gleich noch mal ein Fahrzeug losgeschickt werde, ohne dass das Fahrzeug kam. Genauso war es am Sonnabend. Erst diesen Montag fuhr ein Wertstoffwagen vor.
Es ist damit inzwischen das zweite Mal, dass die Rohstoffmanagement GmbH an einem Tag die Tonnen bei den Prüsses und ihren Nachbarn leert, der kein offizieller Leerungstag ist. Was streng genommen ausgeschlossen ist. Eigentlich kann die Gesellschaft nach eigenem Bekunden bei dem Ehepaar und anderen Blumenthalern überhaupt nicht leeren, auch außer der Reihe nicht. Das hat zuletzt Unternehmenssprecher Marius Schröder mitgeteilt und damit den Grund erklärt, warum die Gelben Tonnen über Wochen voll geblieben sind. Die Prüsses und ihre Nachbarn wohnen nämlich in einem Abschnitt der Mühlenstraße, der Baustelle ist – und laut Schröder von den Wagen der Managementgesellschaft deshalb nicht angefahren werden kann.
Allerdings können die Fahrzeuge der Stadtreinigung das. Sigrid und Jürgen Prüsse haben darauf geachtet: Alle andere Tonnen, sagen beide, sind in den vergangenen Wochen wie sonst auch geleert worden – die blauen fürs Papier, die braunen für die Küchenabfälle, die schwarzen für den Hausmüll. Darum haben sie auch nicht gedacht, es könnte an den Leitungsarbeiten vor den Häusern in ihrem Teil der Mühlenstraße liegen, dass ihre Tetra-Paks, Joghurtbecher und Dosen nicht mitgenommen werden. Mittlerweile wissen sie, dass es so ist. Und auch, was sie tun sollen, damit ihr Recyclingabfall abgeholt wird: sich an den Betreiber der Baustelle oder an die örtliche Verwaltung wenden, wie es der Firmensprecher erläutert hat.
Was die Prüsses falsch finden. Warum, fragen die Eheleute, sollten ausgerechnet Anwohner dafür sorgen müssen, dass ihr Recyclingabfall abgeholt wird – und nicht das Unternehmen, mit dem ein Vertrag geschlossen wurde, diesen Recyclingabfall abzuholen? Und weshalb konnten die Abholteams dieser Firma die Behälter an zwei Tagen leeren, die keine regulären Leerungstage waren, aber nicht an Tagen, die im Abfallkalender stehen? Beziehungsweise die Stadtreinigung schafft, was die Rohstoffmanagement GmbH offensichtlich nicht kann? Jürgen Prüsse hat vergeblich versucht, Antworten beim Kundenservice zu bekommen. Auch von Unternehmenssprecher Schröder gibt es darauf keine.
Stattdessen hat er jetzt erklärt, dass Termine für sogenannte Nachfahrten, bei denen eingesammelt wird, was stehengelassen wurde, nicht mit den Haushalten kommuniziert werden können – und angekündigt, worauf sich die Bewohner des Blumenthaler Baustellenabschnitts einstellen können. Ihm zufolge sollen die Gelben Tonnen ab dem nächsten regulären Leerungstag auch geleert werden, ohne zu sagen, warum ab Freitag, 22. September, wieder möglich sein soll, was über vier Wochen nicht ging. Die Arbeiten entlang der Mühlenstraße sind bis dahin noch nicht abgeschlossen. Für die bisherigen Unannehmlichkeiten bittet Schröder die Anwohner um Entschuldigung. Außerdem dankt er ihnen für ihr Verständnis.
Die Prüsses haben allerdings keines mehr. Sie wollen jetzt machen, was sie mit einigen Nachbarn schon besprochen haben: ein Schreiben an die Behörde schicken, die das Managementunternehmen mit dem Leeren der Gelben Tonnen und Einsammeln der Gelben Säcke beauftragt hat. Der Brief soll von allen unterschrieben werden, denen es in den vergangenen Wochen genauso ergangen ist wie ihnen. Jürgen Prüsse geht von 20 Haushalten aus. Und davon, dass die Post spätestens in der nächsten Woche rausgeht.