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Stiftungsdorf Osterholz Wie eine Bremerin Senioren im Umgang mit Handy und Laptop schult

Für die 20-jährige Dünya Acar ist Helfen eine Herzensangelegenheit. Weil der geduldigen Bremerin die Arbeit mit Senioren liegt, bietet sie freiwillig eine "Mediensprechstunde" im Stiftungsdorf Osterholz an.
08.08.2023, 05:00 Uhr
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Wie eine Bremerin Senioren im Umgang mit Handy und Laptop schult
Von Ulrike Troue

Für ihre ehrenamtliche Aufgabe findet Dünya Acar klare Worte. „Es kostet nicht viel Zeit und Kraft. Und ich finde, dass ehrenamtliche Hilfe ein guter Ausgleich zum Alltag ist.“ Seit knapp einem Jahr bietet die 20-jährige Studentin jeden Freitag im Stiftungsdorf Osterholz eine „Mediensprechstunde“ an.

Es war eine ältere Nachbarin, die Acar auf diese Idee gebracht hat. Die Nachbarin hatte gefragt, ob Acar ihr mit dem Handy helfen könne. Das habe sich schnell unter den Seniorinnen und Senioren in der Nachbarschaft herumgesprochen. Und weil ihr die Arbeit Freude gemacht hat und sie sich immer schon mal ehrenamtlich engagieren wollte, meldet sich Acar über die Engagementbörse bei der Freiwilligen-Agentur. Ihr Ziel: ein interessantes und passendes Angebot für ehrenamtliche Arbeit zu finden. 

Das Ergebnis: die Mediensprechstunde. Jetzt hilft Dünya Acar beim Einstellen eines Smartphones, dem Einspeichern von Kontakten oder Herunterladen von Apps. Denn das stelle für viele Seniorinnen und Senioren eine Barriere im Alltag dar. „Bedarf ist immer da“, weiß sie aus eigener Beobachtung.

Beim Umgang mit digitalen Geräten erzählt Dünya Acar viel aus eigener Erfahrung. Sie müsse jetzt im Studium fit im Umgang mit Smartphone und Laptop sein. Das sei kein Problem, weil sie ihr erstes Handy mit 13 Jahren bekommen und zwangsläufig den Umgang damit perfektioniert habe.

Deshalb ermutigt sie ihre Sprechstundenbesucher immer wieder, das Handy häufiger zu benutzen: „Probiert‘s aus, da kann nichts schiefgehen!“, ist der Standardsatz der 20-Jährigen. „Wenn etwas gelöscht wurde, kommt zu mir. Je öfter man übt, desto besser bleibt es im Kopf haften.“

Am häufigsten werden in der "Mediensprechstunde" Fragen zu "Whatsapp" gestellt. Denn immer öfter finde die Kommunikation in den Familien über Whatsapp statt, auch Enkel würden so mit den Großeltern in Kontakt treten. Deshalb wollen viele  Stiftungsdorfbewohner auf dem aktuellen Stand sein.

Um fortgeschrittenen Benutzerinnen und Benutzern Tipps geben zu können, „muss man schon alles ein bisschen können und sich auskennen“, sagt Dünya Acar. Sie erzählt von einer Seniorin, die ihr Handy als Kommunikationsmittel Nummer eins im Alltag nutzt. Sie habe eine schnelle Auffassungsgabe und viel Ehrgeiz.

Nach drei Monaten habe diese ältere Dame problemlos mit einer Smartwatch umgehen können, einer intelligenten Uhr, die weitaus mehr Funktionen habe, als nur die aktuelle Zeit anzuzeigen. „Viel weiter konnte ich ihr auch nicht helfen“, sagt Acar und bekennt, dass auch ihre digitalen Fähigkeiten Grenzen hätten.  

Die Intensität der Hilfe variiere. Einige Stiftungsdorfbewohner bräuchten halt etwas länger, da müsse sie häufiger Inhalte wiederholen. Die würden sich dann eben einfach über einen längeren Zeitraum regelmäßig für ihre Schulung anmelden.

In der Praxis reserviert die 20-jährige jeweils 30 Minuten individuelle Beratungszeit pro Besucher. In der Regel plant sie für ihr Ehrenamt freitags eineinhalb Stunden Besuch im Stiftungsdorf Osterholz ein. Und irgendwie habe es sich ergeben, dass die ersten zehn Minuten mit einem kleinen Plausch verstreichen, erzählt Dünya Acar, die diese menschliche Nähe als Gewinn betrachtet. 

Donnerstags erfährt Dünya Acar aus der Einrichtung der Bremer Heimstiftung, wie viele Anmeldungen vorliegen, welche Geräte die Seniorinnen und Senioren mitbringen und was für konkrete Anliegen es gibt. „Ich muss mich natürlich vorher manchmal auch noch ein bisschen informieren“, sagt sie. Und  wenn mal fünf Anmeldungen vorlägen, müsse sie die Zeit für den Einzelnen natürlich verkürzen, um sie gerecht aufzuteilen.

„Ich bin von Natur aus ein sehr geduldiger, unter uns sagt man sehr ‚gechillter‘ Mensch: Mich bringt nichts aus der Ruhe“, sagt Dünya Acar. „Deshalb kann ich gut mit älteren Menschen umgehen, das Verständnis ist oft da.“ Außerdem bekennt sie: „Ich helfe sehr gerne.“ Über kleine Hilfsdienste, wie zum Beispiel das Ausdrucken von Fotos, seien schon kleine Freundschaften entstanden.

Info

Steckbrief

Verein/Projekt:

Stiftungsdorf Osterholz der Bremer Heimstiftung 

Engagementbereich:

Unterstützung für Seniorinnen und Senioren, die dort im Pflegebereich oder in eigenen Wohnungen leben, zum Beispiel Spaziergänge mit ihnen unternehmen, Gesellschaftsspiele spielen oder Kinoabende

Zeitaufwand:

je nach Aufgabenbereich unterschiedlich, meist etwa ein bis zwei Stunden pro Woche

Ansprechpartnerin:

Freiwilligenlotsin Anja Wöhleking

E-Mail: freiwilligenlotse.stiftungsdorfosterholz@bremer-heimstiftung.de

Telefon: 01 71 / 551 88 95 (donnerstags von 9 bis 13 Uhr, sonst AB)

Internet: www.bremer-heimstiftung.de/wohnen/haeuser/stiftungsdorf-osterholz

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