Das Wort „Normalität“ ist auch in Osterholz in aller Munde: Dorthin möchte man in Zeiten der Pandemie gerne wieder zurückkehren und auch deshalb veranstaltete der Verein „Aktiv für Osterholz“ die Gewerbeschau Osterholz im Weserpark.
„GO 2021 – light“ – so lautete das Motto, es ist also eine etwas abgespeckte Version der Gewerbeschau, die sich da coronakonform zeigte: Lediglich der Innenraum des Einkaufszentrum bot 15 Institutionen, Firmen und Vereinen die Möglichkeit, sich zu präsentieren, doch Ingrid Kirschenlohr, Vorsitzende des Vereins Aktiv für Osterholz, sagt: „Es war eine Herausforderung, weil es so kurzfristig war.“ Sonst gaben sich die Aussteller stets im Mai die Ehre, doch in diesem Jahr kam Corona dazwischen: „Wir freuen uns, dass wir überhaupt die Möglichkeit hatten, die Gewerbeschau nachzuholen“, sagt dann auch Centermanagerin Monika Mehrtens.
Absagen wegen Personalproblemen
Nun habe es größere Abstände zwischen den Ausstellenden gegeben, doch sie berichtet auch von Personalproblemen der Firmen: „Da mussten einige absagen“. Und davon zeugen dann auch die doch recht großzügigen Abstände zwischen den Ständen. „Wir hoffen aber, dass es im Mai besser wird. Und wir merken, dass auch die Menschen sich wieder treffen wollen.“
Als ein schönes Zeichen wertet die Centermanagerin einige Neueröffnungen im Weserpark. „Und außerdem kann man sich ab dem 16. November auch im Weserpark impfen lassen“, sagt sie. Dahin gehen, wo die Leute sind, und es ihnen so einfach wie möglich machen, erklärt sie ihren Anspruch, und: „Wir wollen keinen Lockdown mehr.“
Ein Event zum Mutmachen ist die Osterholzer Gewerbeschau also, und dazu passt vortrefflich die Arbeit von Christian Seifert: Er ist nämlich ein Eventschuhputzer und mit seinem Handwerk in ganz Deutschland unterwegs. Seit zehn Jahren macht der Vogtländer das und er wird gerne für Veranstaltungen gebucht. Nun sitzt er mitten im Weserpark-Gewusel und putzt dem zwölf Jahre alten Bogdan die weißen Sportschuhe. „Die kann man gut reinigen, das ist Kunstleder“, sagt Christian Seifert, während er die sportlichen Sneaker strahlen lässt. „Meistens putze ich meine Schuhe selber“, meint Bogdan, der in der Vahr lebt, aber diesen Service konnte er sich wohl nicht entgehen lassen.
Glücksrad macht Freude
Die Gelegenheit, das Glücksrad zu drehen, wollen sich ebenfalls einige Osterholzer nicht entgehen zu lassen. Die Gewoba gibt dafür Kuscheltiere, Trinkflaschen, Puzzles mit Tenever-Motiv und Lebkuchen als Gewinne heraus, und Standbetreuerin Marie Spilker spricht gar von einem „großen Ansturm“: „Wir wollen den Kindern und Älteren eine Freude bereiten und zeigen, dass wir noch da sind.“ Denn die Gewoba sei momentan ja noch geschlossen und nur mit Termin erreichbar. Insgesamt hat die Gewoba nach Angaben Spilkers um die 42.000 Wohnungen und jüngst sind noch ein paar hinzugekommen: „Wir haben in Tenever gerade Wohnungen mit fünf bis sechs Zimmern gebaut. Da ist die Nachfrage groß.“ Und auch das hört sich positiv an, was sie abschließend zu sagen hat: „Unsere Mieter sind glücklich, viele wohnen schon immer in Tenever.“
Ulrich Schlüter sitzt derweil am Stand des Ortsamtes Osterholz. „Darum geht es: Dass die Menschen herkommen und ihre Anliegen vorbringen“, sagt der Ortsamtsleiter. Und dass sie sich vielleicht auch die eine oder andere Broschüre mitnehmen: Über den Stadtteil Osterholz etwa, über das Ortsamt selbst oder auch den Stadtteilplan für ältere Menschen. Momentan habe er zwei Anliegen: Zum einen gebe es keine Nachbarschaftsfeste mehr und zum anderen müsste es dringend Wohnungen geben für Menschen, die Gewalt ausgesetzt sind. „Wir wollen die Gewoba fragen, ob das kurzfristig möglich ist.“ Ein kurzfristiges Wohnen solle ermöglicht werden, so lange, bis sich ein Platz im Frauenhaus ergibt. „Pensionen kosten Geld, doch häufig läuft das Konto über den Mann, das ist ein Problem. Gewalt gegen Frauen, da müssen wir schneller handeln, da müssen Lösungen her. Doch ich denke, mit der Gewoba zu einer Lösung zu gelangen.“
Mütterzentrum Tenever informiert
Für das Mütterzentrum Tenever möchte Ekaterine Jagusch begeistern. Sie ist Projektmanagerin des Projekts „Vermittlung und Integration von Alleinerziehenden in Arbeit“ (VIA) und hat heute nicht nur Begeisterung und Beratung, sondern auch Programmhefte und Tagessprüche im Angebot, die sich die Passanten aus einem kleinen Eimer fischen können. Und es gibt eine Tombola, bei der es unter anderem im Mütterzentrum hergestellte Lavendelkissen und Schlüsselanhänger zu gewinnen gibt. Helga Heidemann-Neitz ist Integrationsberaterin im Mütterzentrum und sagt, dass das Zentrum schon immer bei der Gewerbeschau mitgemacht habe. „Wir informieren über das Mütterzentrum“, und gerade für Menschen, die Sprachkurse benötigten, sei das Mütterzentrum eine gute Anlaufstelle.
„Wir sind ein offenes Haus“, sagt sie noch, was wohl auch Tatsiana Kryvanosava bestätigen könnte: Sie verteilt gerade die Tagessprüche und Lose und ist für den Second Hand-Laden im Mütterzentrum zuständig. „Zu mir kommen alle Menschen in den Laden, aus Tenever, aber auch aus Mahndorf und der Berliner Freiheit“, erzählt sie. „Die Leute bringen die Sachen, wir verkaufen sie und die Menschen erhalten den größeren Anteil“, sagt sie, „und manche spenden den Erlös auch. Der geht dann an Kirchen oder andere Projekte.“
"Kraft und Willen zeigen"
„Wir wollten die Kraft und den Willen zeigen, dass wir uns von der Pandemie nicht niederringen lassen“, sagt abschließend Helmuth Gaber, zweiter Vorsitzender des Vereins Aktiv für Osterholz. Hochzufrieden seien sie gewesen, „wir sind mit einem sehr positiven Feedback versehen worden.“ Und eine weitere gute Nachricht: „Alle 15 Aussteller wollen im Mai wieder dabei sein.“