Der Beirat Osterholz fordert mehr Bäume für den Stadtteil. Als Vorschlag für einen sogenannten "Klimawald" mit Hunderten von Bäumen bringen die Beiratspolitiker die von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern als Erholungsgebiet genutzte Osterholzer Feldmark ins Spiel. Naturschützer begrüßen die Idee, haben aber einen anderen Landschaftstyp als besseren CO2-Speicher ausgemacht.
Die Stadtteilpolitiker wollen nicht aus der gesamten Feldmark einen Osterholzer Urwald machen, sondern haben vor allem eine von der städtischen Haneg verwaltete, zwölf Hektar große Wiesenfläche im Blick. Die Beiratspolitiker haben außerdem mehrere kleinere Flächen, die im städtischen Besitz sind, ausgemacht, die sich in ihren Augen für zusätzlich Baumpflanzungen eignen würden.
Der Beirat begründet die Forderung in dem gemeinsamen Antrag, der auf Initiative der CDU entstanden ist, mit den abgeschlossenen und geplanten Bauvorhaben im Stadtteil. Eine Kompensation durch größere Baumpflanzungen habe es aber nicht gegeben, heißt es weiter. Konkret nennt der Antrag Bauarbeiten am Weserpark und die Bebauung des ehemaligen Radio-Bremen- Geländes, wo derzeit die Vorbereitungen für den Bau eines Möbelmarktes laufen.
Statt Hochzeits- soll Klimawald kommen
Claas Rohmeyer, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter aus Osterholz, sagt: "Es gab viele Baumfällungen, zum Beispiel rund um den Bultensee. Der Wunsch ist da, dass nicht nur gefällt, sondern auch aufgeforstet wird." Ohnehin sei die jetzt vorgeschlagene Fläche vor Jahren für einen Standort als Hochzeitswald im Gespräch gewesen. "Landwirtschaftlich wird sie nicht mehr genutzt und mit Glück einmal im Jahr gemäht." Nun sei es an den senatorischen Fachabteilungen, diesen Wunsch fachlich zu begleiten. "Damals, als der Hochzeitswald geplant wurde, gab es schon Vorgespräche", erinnert sich Rohmeyer.
In einem Hochzeitswald können Bürgerinnen und Bürger bei besonderen Anlässen, wie zum Beispiel Geburt, Hochzeit oder Ehejubiläen gegen eine Spende Bäume pflanzen lassen. So einen Hochzeitswald gibt es beispielsweise in der Gemeinde Hambergen im Landkreis Osterholz.
Ein paar Details zum einst geplanten Hochzeitswald kann der Osterholzer Beiratspolitiker Horst Massmann (SPD) beisteuern: "Das war zunächst an Krietes Wald vorgesehen, aber die Idee ist damals gestorben, weil wir dafür keine Fläche bekommen haben." Ohnehin seien die Zweifel groß gewesen, ob es überhaupt genügend Menschen in Osterholz gebe, die sich die nicht unerheblichen Kosten würden leisten wollen. "Da ist ein Klimawald die bessere Idee", meint Massmann. Er sei nun gespannt auf die Antwort aus dem zuständigen Ressort. "Damals wollten die da keinen Wald haben, weil es nicht zu dem Landschaftsgebiet passt." Tatsächlich zeichnet sich die Feldmark durch Weiden, Wiesen und Hecken aus.
Als Alternative nennt Massmann den Bereich um den Bultensee. "Da wurden viele Bäume gefällt, ohne unsere Beteiligung, das hat uns sehr geärgert." Im nördlichen Bereich des Sees gebe es eine Fläche mit einem kleinen Hügel, die geeignet sei. "Das ist der Aushub eines kleinen Sees. Der Hügel war als Rodelberg gedacht, wurde aber nie dafür genutzt", erinnert Massmann sich. "Aber da könnte man etwas pflanzen."
Grundsätzlich begrüßt Sönke Hofmann, studierter Forstwissenschaftler und Geschäftsführer beim Naturschutzverein Nabu, die Idee des Beirats. "Wenn man dort ein oder zwei Hektar Wald hätte, würde das aus Naturschutzsicht eine gute Ergänzung sein." Ein Waldstück würde die Feldmark allerdings optisch verändern. "Aber Tiere könnten über die Heckenstreifen in den Wald einwandern und sich neue Lebens- und Rückzugsräume erschließen." Das sei aber nur möglich, wenn dort auch die nötige Ruhe herrsche.
Hofmann hält grundsätzlich aber eine andere Landschaftsform mit Blick auf die CO2-Bilanz für sinnvoller. "Ja, Wälder speichern CO2 und sehen nach was aus, aber Moorböden halten doppelt so viel CO2, wachsen aber viel langsamer." Im Durchschnitt speichern Moore nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg etwa 700 Tonnen Kohlenstoff je Hektar. Das ist sechsmal mehr als ein Hektar Wald.
Eine weitere grundsätzliche Frage sei, wie man mit dem Holz umgehe, so Hofmann. "Wenn wir daraus direkt Klopapier machen, ist nicht viel geholfen." Vielmehr müsse es darum gehen, Holz solange zu nutzen, bis es nur noch verbrannt werden kann, sprich: Das im Holz gespeicherte CO2 soll solange wie möglich der Atmosphäre entzogen bleiben.