Das Hebammenzentrum an der Pawel-Adamowicz-Straße auf dem Ellener Feld ist das erste Bremens. Seit September bieten dort vier Hebammen Beratung und Unterstützung rund um Schwangerschaft und Geburt an. Es bleibt aber weiter eine Versorgungslücke.
„Wir sind ganz gut angekommen“, sagt Ann-Katrin Maetze-Schmidt, die die Arbeit im Zentrum koordiniert. Mit offenen Armen habe der Stadtteil das Hebammenzentrum empfangen. „Wir sehen daran, dass der Bedarf groß ist.“ Bestätigt werde dies auch durch die Kinderarzt- und Frauenarztpraxis im selben Gebäude.
175 Frauen hätten nach einer Erhebung versucht, im Bremer Osten eine Betreuung zu finden und keine gefunden, sagt Maetze-Schmidt. Ein Grund ist der Fachkräftemangel. Freiberufliche Hebammen müssen außerdem hohe Versicherungsbeiträge leisten, und das macht den Beruf finanziell wenig attraktiv.
Team aus vier Hebammen
Im Osterholzer Hebammenzentrum arbeitet das Team zusammen. Die Hans-Wendt-Stiftung als Träger koordiniert und organisiert die Arbeit, nimmt lästigen Verwaltungsaufwand ab. So bleibt den einzelnen Hebammen mehr Zeit für das Kerngeschäft.
Insgesamt 70 Frauen und deren Familien werden nach Angaben von Maetze-Schmidt derzeit durch das Hebammenzentrum betreut. „Wir machen Wochenbettbetreuung nach der Geburt und begleiten die Familien auch während der Schwangerschaft.“ Die Hebammen geben Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden und bieten Rückbildungskurse an. „Im nächsten Jahr wollen wir außerdem Geburtsvorbereitungskurse anbieten.“
Verbreitung über Mundpropaganda
Derzeit verbreite sich das Angebot insbesondere über Mundpropaganda. „Das Angebot spricht sich sehr schnell herum“, hat Maetze-Schmidt beobachtet. Das sei wohl typisch für Osterholz. Die Versorgungslücke könne das Hebammenzentrum allerdings nicht schließen. „Wir schätzen, dass es sehr viele Menschen mit einem Bedarf gibt.“ Gerade zugezogene Menschen wüssten häufig zunächst nichts davon, dass es einen Anspruch auf eine Versorgung durch Hebammen gebe.
„Die Versorgung durch Hebammen ist in dieser Form in Europa einmalig.“ Man müsse sich allerdings überlegen, wie das System zukünftig noch funktionieren könne. „Immer mehr Hebammen gehen in Rente, finanziell lohnt sich der Beruf nicht“, so Maetze-Schmidt.
Feste Vertretungsregelungen
Sie glaubt, dass Zentren eine grundsätzliche Lösung sein können. „Hebammen sind sonst Einzelkämpferinnen und müssen ihre Ressourcen verteilen.“ Im Hebammenzentrum gebe es feste Urlaubs- und Vertretungsregeln. Alles Punkte, um den Beruf attraktiver zu gestalten.
Die Hebammenzentren stünden dabei nicht in Konkurrenz zu Geburtshäusern, so Maetze-Schmidt. „Deren Kerngeschäft ist, einen außerklinischen Geburtsort anzubieten.“ Geburtshilfe wird im Hebammenzentrum Osterholz denn auch nicht angeboten.