„Wenn man die reinen Zahlen betrachtet, sieht es für Osterholz gut aus“, sagt Jan Dierk Stolle von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau in der Sitzung des Beirates Osterholz. Seine Behörde hat im Rahmen der Fortschreibung des Zentren- und Nahversorgungskonzeptes ihr Augenmerk auf die Stadtteile gelegt und bestehende Zustände und die daraus folgenden Entwicklungsmöglichkeiten analysiert. Die Osterholzer erhoffen sich nun Bewegung für eine Discounter-Ansiedlung in Tenever.
Als „leicht discounterlastig“ sieht Stolle den Stadtteil Osterholz an, die Nahversorger sind in der Regel gut fußläufig erreichbar. Fußläufig erreichbar sind in der von ihm vorgestellten Präsentation Bereiche innerhalb von maximal 700 Metern. Einige Bereiche sind demnach zwar unterversorgt, weil sie außerhalb des Radius‘ liegen, „sie wurden jedoch anderen Nahversorgungsbereichen zugeschlagen.“ Große Versorgungslücken weise jedoch der östliche Stadtteilrand von Osterholz auf: „Das ist Tenever.“
Insgesamt steht der Einzelhandel in Osterholz gut da: Waren es im Jahre 2006 noch 197 Einzelhandelsbetriebe, konnten in der Bestandserhebung in den Jahren 2016 und 2017 bereits 242 Betriebe gezählt werden – ein Plus von 23 Prozent. Die Gesamtverkaufsfläche hat sich in dieser Zeit um 39 Prozent erhöht, was im Wesentlichen dem Einkaufszentrum Weserpark zu verdanken ist.
Das im Bereich Walliser Straße, Züricher Straße und Sankt-Gotthard-Straße gelegene Stadtteilzentrum Osterholz hat seinen Versorgungsbereich im südöstlichen Teil, dort, wo auch der Weserpark beheimatet ist. Sowohl 2006 als auch 2016 gab es im Stadtteilzentrum 20 Einzelhändler, ein „hohes Angebot im kurzfristigen Bedarfsbereich und Nahrungs- und Genussmittel“ ist festzustellen. Im mittelfristigen Bedarfsbereich kann das Stadtteilzentrum mit einem Fahrradfachmarkt und Woolworth punkten. Es gibt eine geringe Leerstandsproblematik, die Angebote sind „eher preisorientiert“. Trotz der geringen Aufenthaltsqualität aufgrund der „einfachen Bebauungsstruktur und des öffentlichen Raumes“ ist das Zentrum dennoch belebt.
Die Erhebung sieht jedoch auch eine Problematik im fehlenden höherwertigen Gastronomieangebot sowie einen „kritischen Anteil an Vergnügungsstätten“, und sie sieht die „Anforderung an ein Stadtteilzentrum nicht erfüllt“.
Einen starken Nahversorgungscharakter wird dem Stadtteilzentrum attestiert und durch den Weserpark eine nur geringe Versorgungsfunktion und Bedeutung. Das Konzept sagt aber auch: „Durch den Bau des Schweizer Foyers wird eine Stärkung des Marktplatzes angestrebt.“
Dem Nahversorgungszentrum Blockdiek, das die Ladenpassage darstellt, wird durch den Weggang von Netto ein „qualitativer Rückgang der Versorgungsfunktion“ sowie durch den Weserpark ein „geringes städtebauliches Gewicht“ attestiert. 20 Betriebe gibt es dort (2006: 24) und ein eher preisorientiertes Angebot. Mit Rewe und Rossmann ist das Zentrum gut aufgestellt, insgesamt bietet die Passage jedoch eine „geringe städtebauliche Qualität“, wobei „Kundenläufe und Einkaufsatmosphäre erkennbar“ sind. Insgesamt sieht das Konzept das Nahversorgungszentrum Blockdiek als gut funktionierend an, wobei der Weserpark eine starke Konkurrenz darstellt. Die Entwicklung des Wohnprojektes „Ellener Hof“ wird als Chance gesehen.
Eine hohe Priorität soll nach Empfehlung des Konzeptes die Wiederherstellung der Nahversorgung in Tenever darstellen. „Auf der Fläche an der Neuwieder Straße würde ein Vollsortimenter mit gängiger Größe funktionieren. 1300 bis 1500 Quadratmeter kann der Vollsortimenter groß sein, ohne das Schweizer Viertel zu gefährden“, sagt Jan Dierk Stolle dazu.
Die Fläche an der Neuwieder Straße gehöre der Gewoba und ist unter anderem der Veranstaltungsort für die Stadtteiloper. „Das wollen wir auch erhalten“, sagt Gewoba-Prokurist Manfred Corbach, „es gibt keine Verkaufsabsichten.“
Jörn Ehmke von der Gewoba fügt hinzu, die Wohnungsbaugesellschaft stehe bereit und würde die Bebauung auf den vorderen Teil beschränken, auch, um die Fläche für die Stadtteiloper und für das Gartenprojekt „Quer-Beet“ zu erhalten: „Wir warten, bis wir in die Planungsrechtsphase eintreten, das könnte noch in diesem Jahr sein.“