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Neue Lebensmittelausgabe Zusammen gegen die Not

Die katholische Gemeinde St. Raphael organisiert jeden Donnerstag in Tenever eine Lebensmittelausgabe. Das Vertrauen in überweltliche Kräfte ist groß, weltliche Unterstützer werden hingegen noch gesucht.
05.10.2022, 18:00 Uhr
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Zusammen gegen die Not
Von Christian Hasemann

Eine Menschentraube hat sich vor dem Eingang zum OTe-Zentrum gebildet. Einige Senioren mit Rollatoren, Alleinstehende und Familien stehen bei eher ungemütlichem Wetter an, warten darauf, dass die Lebensmittelausgabe beginnt. Organisiert wurde sie von der katholischen Gemeinde St. Raphael. Die Menschen vor der Tür sind Beweis, dass die Not groß und das Geld knapp ist in Krisenzeiten.

An einer langen Tafel im Inneren des Hochhauskomplexes legen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer letzte Hand an. Da finden sich Mitglieder der Kirchengemeinde, Privatleute, Vertreter von Teneveraner Institutionen und der muslimischen Gemeinde. Wenn man so will ein Querschnitt der Gemeinschaft des Ortsteils, Menschen, die gemeinsam etwas Gutes tun, Mitmenschen helfen, etwas Not lindern wollen.

Wöchentliches Angebot

Sie werden gleich Lebensmittel ausgeben. Brot, Mehl, Zucker. Obst ist auch dabei. Grundnahrungsmittel. Vielleicht nicht so viel Auswahl wie bei der Tafel in Hemelingen, aber es ist die erste Lebensmittelausgabe in Tenever. Sie soll nach Möglichkeit wachsen und beständig jede Woche Menschen mit dem Nötigsten versorgen.

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Koordiniert wird die Ausgabe von Schwester Deodata, Nonne der Thuiner Franziskanerinnen Ordensgemeinschaft aus dem südlichen Emsland.

"Wir müssen zusammenhalten", sagt Schwester Deodata. Im Auftrag ihres Ordens hat sie die Aufgabe in Tenever übernommen und hatte durchaus auch mit Skepsis vor Ort zu kämpfen. "Erst hieß es, das klappt nicht." Spenden, Lebensmittel – wo sollte all das herkommen? "Aber wir haben einfach angefangen, indem wir ein Datum festgelegt haben." Dann seien doch noch zahlreiche Einrichtungen und Organisationen aufgesprungen. Eigentlich sollten die Lebensmittelspenden über Firmen kommen, letztlich sprang ein großes Unternehmen doch noch ab. "Aber wir haben gesagt, wenn wir jetzt aufhören, dann kriegen wir das nicht mehr in Gang", so Deodata.

Die Schwester setzt ihr Vertrauen in ihren Gott. "Wir würden hier nicht starten, wenn wir nicht wüssten, dass uns Gott hilft." Es sei unglaublich, dass so viele Spenden in so kurzer Zeit eingegangen seien. "Vor zwei Wochen hatten wir keinen Cent." Quasi in letzter Sekunde kamen also Geld- und Lebensmittelspenden rein. "Die St.-Antonius-Schule hat spontan Kaffee gesammelt in wenigen Tagen", nennt Deodata ein Beispiel.

Spenden erbeten

Dennoch: Für die kommenden Wochen wünschen sich die Ordensschwester und der Pastor der St.-Raphael-Gemeinde, Marc Weber, weitere Spenden von Unternehmen. "Wir verfolgen einen anderen Ansatz als die Tafel", so Weber. "Wir wollen über Unternehmen und Institutionen Spenden von den Mitarbeitern sammeln." Derzeit sei die Gemeinde auf der Suche nach weiteren Partnern.

Die Not sei vorhanden, so Deodata. "Viele Leute haben uns angerufen und uns gesagt, dass sie bedürftig seien." Aber Not hindert nicht daran, selbst zu helfen. "Wir haben auch Helfer, die selber bei der Tafel sind."

Es können alle kommen. Wir wollen es so einfach wie möglich machen.
Schwester Deodata

Anders als bei der Tafel gibt es bei der Lebensmittelausgabe, Raphael-Oase genannt, im OTe-Zentrum keine Kontrolle, ob jemand tatsächlich bedürftig ist, also beispielsweise Sozialhilfe bezieht. "Es können alle kommen. Wir wollen es so einfach wie möglich machen." Menschen, die bei Wind und Wetter anstünden, seien bedürftig. "Und wenn jemand vielleicht nicht bedürftig ist, dann verschenken wir eben etwas, dann ist das so", sagt Deodata.

Vom Tempo überrascht

Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter ist von der Geschwindigkeit überrascht, mit der das Angebot an den Start ging. "So unmittelbar hat noch keiner etwas auf die Beine gestellt." Unternehmen könnten sich auch gerne an das Ortsamt wenden. "Ich möchte sehr gerne, dass sich ansässige Firmen beteiligen", so Schlüter.

So rasch wie die Oase Raphael gestartet ist, so schnell lehren sich auch die Tische im OTe-Zentrum: Nach einer halben Stunde waren alle Lebensmittel verteilt.

Die Lebensmittelausgabe öffnet derzeit im OTe-Zentrum jeden Donnerstag ab 17 Uhr. Weitere Informationen zu Spendenmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen auf der Internetseite www.raphaeloase.de

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