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Eliteuniversität Abiturientin aus Bremen geht nach Stanford

Die Stanford University gilt in den USA als Keimzelle des Silicon Valley und zählt zu den renommiertesten Bildungsinstitutionen der Welt. Im Herbst beginnt dort eine Bremerin ihr Studium: Vivien Cheng vom HBG.
07.06.2022, 05:00 Uhr
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Abiturientin aus Bremen geht nach Stanford
Von Björn Struß

Für die allermeisten Abiturienten ist es ein seltenes Glück, wenn sie auch nur eine 15 auf ihrem Abschlusszeugnis wiederfinden. Vivien Cheng hat diese Höchstpunktzahl praktisch durchgehend erreicht. Wenn ihr dies auch bei den schriftlichen Prüfungen gelungen ist, kann die Schülerin des Hermann-Böse-Gymnasiums (HBG) rein rechnerisch eine Abschlussnote mit null vor dem Komma erreichen. Es ist nur eine Zahlenspielerei, die 1,0 ist auf dem Zeugnis das bestmögliche Ergebnis. Und doch war es für die 17-Jährige ein Türöffner, noch besser zu sein. Im Herbst beginnt sie ihr Studium an der Stanford University in den USA, einer der weltweit renommiertesten Eliteuniversitäten.

"Seit 2019 stand für mich fest, dass ich nach der Schule unbedingt in die USA will", berichtet die Abiturientin. Für sie steht außer Frage, dass es dort die besten Bildungseinrichtungen auf der Welt gibt. Auch die große Schwester hat ihren Anteil an dem Lebenstraum, die als Medizinstudentin ein Auslandsjahr in Los Angeles verbracht hat. "Sie hat von einem ganz anderen Lebensgefühl berichtet und war total begeistert", schwärmt Cheng.

13 Bewerbungen abgeschickt

In den vergangenen Monaten hat sie deshalb einen Bewerbungsmarathon durchlaufen. Sie bewarb sich in den USA bei 13 Universitäten um einen Studienplatz, allesamt mit eigenen Verfahren, Fristen und Anforderungen. "Dafür braucht es ein gutes Zeitmanagement, sonst lässt sich das zusätzlich zu den Klausurenphasen in der Schule nicht organisieren", erklärt die Abiturientin. Die Eliteuniversitäten führten Interviews, bei denen sie Cheng persönlich auf den Zahn fühlten. Einige Institutionen nutzen dafür eigentlich ihr internationales Alumni-Netzwerk aus Absolventen, die die Gespräche führen und auswerten. "Coronabedingt wurden die Gespräche per Videochat geführt", sagt die HBG-Schülerin.

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Der Aufwand hat sich gelohnt. Von den 13 Bewerbungen endeten drei mit einer Absage, drei Mal landete die junge Bremerin auf einer Warteliste. Sieben amerikanische Top-Universitäten sagten: "Glückwunsch, wir nehmen Sie auf!" Neben Stanford waren dies Duke, Northwestern, Brown, Dartmouth, Princeton und die University of Pennsylvania. Letztere vier zählen zur sogenannten Ivy League, zu dieser Gruppe an Eliteuniversitäten im Nordosten der Vereinigten Staaten gehört auch Harvard. Die Fülle an Zusagen ist aus zwei Gründen besonders. Grundsätzlich erhält an all diesen Universitäten nur ein kleiner Prozentsatz der Bewerber eine Zusage. Und wer nicht bereits in den Vereinigten Staaten wohnt, hat es zusätzlich schwer. "Etwa 90 Prozent der Studienplätze gehen an US-Amerikaner", sagt Cheng.

Jubel per Video festgehalten

Immer, wenn die Abiturientin an ihrem Computer eine Antwort der Universitäten aufrief, ließ sie eine Kamera mitlaufen. So entstand ein Video, das in weiten Teilen eine jubelnde und euphorische junge Frau zeigt. Auf Youtube hat es über 53.000 Klicks gesammelt. "In der Auswertung sehe ich, wo es aufgerufen wird. Es sind Menschen aus der ganzen Welt", erzählt Cheng. Die Reichweite entstand auch deshalb, weil die Schülerin im Video englisch spricht, als wäre es ihre Muttersprache. Sie will internationalen Bewerbern Mut machen: "Man sollte sich nicht von den hohen Hürden abschrecken lassen. Eine Aufnahme ist möglich."

Cheng stand vor einer wahren Luxusfrage: Für welche der sieben Spitzenunis sollte sie sich entscheiden? "Ich wollte wirklich gern nach Princeton, weil das für mich die beste Universität der Welt ist", sagt die 17-Jährige. Diese Meinung hat sie sich mit einer jährlich aktualisierten Rangliste des Nachrichtenportals "U.S. News & World Report" gebildet. In Stanford gibt es laut Cheng aber eine Lernkultur, die besser zu ihren Vorstellungen passt: "Der Konkurrenzgedanke ist dort nicht so stark ausgeprägt wie an anderen Eliteuniversitäten. Teamwork spielt eine viel wichtigere Rolle." Das zeige sich auch an der Vorgabe, im ersten Studienjahr in eine Wohngemeinschaft auf den Campus ziehen zu müssen. "Zu den Mitbewohnern entsteht dadurch eine besondere Verbindung", ist sich die junge Frau sicher.

Ebenfalls ein wichtiges Argument für Stanford: Die Universität in Kalifornien gilt als Keimzelle des benachbarten Silicon Valley, der Heimat von Tech-Giganten wie Facebook, Google oder Apple. Cheng will Informatik und Wirtschaft studieren. "Dafür ist Stanford der beste Ort der Welt", freut sie sich. Derzeit bemüht sich Cheng auch um ein Stipendium.

Zur Sache

Das kostet ein Stanford-Studium

Das Portal "U.S. News & World Report", auf das auch der Deutsche Akademische Austauschdienst verweist, vergleicht jedes Jahr, wie teuer das Studieren an amerikanischen Universitäten ist. In Stanford liegen die Studiengebühren demnach bei durchschnittlich 56.169 Dollar pro Jahr. Hinzu kommen in Kalifornien nahe San Francisco beträchtliche Lebenshaltungskosten, auch Lernmaterialien gibt es nicht umsonst. So belaufen sich die Gesamtkosten laut Portal pro Jahr durchschnittlich auf 78.218 Dollar, umgerechnet sind das knapp 73.000 Euro.

Für Bachelor-Studenten ohne reiche Eltern ist das Studieren aber günstiger. Die Universität verlangt keine Studiengebühren, wenn das Jahreseinkommen der Familie pro Jahr unter 150.000 Dollar liegt. Sind es weniger als 75.000, zahlt Stanford auch für Unterkunft und Verpflegung. Nach Angaben der Universität erhalten derzeit etwa 65 Prozent der Studenten finanzielle Unterstützung.

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