Die aktuell laufende Baumfällsaison hat beim Schwachhauser Beiratsausschuss für Umwelt und Klimaschutz einige Fragen aufgeworfen. Bei seiner jüngsten Sitzung war deshalb Monika Osteresch vom Umweltbetrieb Bremen (UBB) zugeschaltet. Ihr war vorab ein umfangreicher Fragenkatalog zugegangen, in dem es unter anderem um die Auswahl des UBB für Nachpflanzungen ging. Denn dabei weiche der Umweltbetrieb mitunter vom sogenannten Handlungskonzept Stadtbäume des Umweltressorts ab.
In dem Konzept sind Baumarten aufgelistet, die den Auswirkungen des Klimawandels gegenüber als vergleichsweise resistent gelten. Osteresch erklärte dazu, dass der UBB die Baumliste als „dynamisch“ ansehe. Sie enthalte Baumarten, die getestet werden sollen, sie sei aber keine abschließende Vorgabe, sondern werde ständig weiterentwickelt, sodass neue Erfahrungen einfließen können. Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass Baumarten, wie beispielsweise die auf Trockenheit empfindlich reagierende Birke, dennoch in einem Stadtteil nachgepflanzt werden, wenn sie sich zuvor dort bewährt hätten, sagte Osteresch.
Die aktuellen Ausfälle der Vogelbeerarten in Schwachhausen belegten zudem das Risiko, das entstehe, wenn bei Pflanzungen nur wenige Arten berücksichtigt würden. Deshalb strebe der UBB in Schwachhausen eine größere Vielfalt klimatoleranter Arten an, wie etwa die Europäische Hopfenbuche oder den Amerikanischen Amberbaum. Darunter leide zwar die Einheitlichkeit des Stadtbildes, dafür böten sich aber bessere Zukunftsperspektiven.
Gegenüber dem STADTTEIL-KURIER hatte der UBB kürzlich den Kastanienrindenkrebs als Grund für einige Baumfällungen im Stadtteil genannt. Dieser befalle aber eigentlich nur Esskastanien, die als Straßenbaum kaum vorkommen, argumentierte der Ausschuss und erkundigte sich deshalb, ob der UBB neue Erkenntnisse zum Krankheitsbild des Kastanienrindenkrebses habe. Osteresch räumte ein, dass es sich hierbei um eine Fehlinformation gehandelt habe. „Der Kastanienrindenkrebs ist in Bremen kein Thema“, erklärte sie. Lediglich in Höpkens Ruh in Oberneuland gebe es einen Altbaumbestand an Esskastanien, dem es aber augenscheinlich gut gehe, und der aller Voraussicht nach dereinst an Altersschwäche eingehen werde. Neu gepflanzte Esskastanien gebe es nur im Bereich der Beneckendorffallee in der Vahr, weil die Standortbedingungen dort optimal für die Art seien.
Den Fachausschuss interessierte außerdem, ob die Baumstandorte bei Nachpflanzungen zukünftig optimiert werden sollen. Osteresch erklärte, dass der UBB die Pflanzlöcher in Absprache mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) – sofern dies möglich sei – durch Entsiegelung erweitere und sie bestmöglich herrichte, um die Entwicklungschancen der Straßenbäume zu erhöhen. Sie betonte allerdings auch: „Einen optimalen Standort für Straßenbäume gibt es nicht.“ Man bemühe sich zudem in Zusammenarbeit mit dem ASV, enge Straßenverhältnisse zugunsten der Straßenbäume umzugestalten, um Baumstandorte vergrößern zu können – beispielsweise indem Radwege teilweise aufgelöst würden.
Die Frage, weshalb in einigen Schwachhauser Straßen gleich mehrere Bäume zeitgleich gefällt werden müssen, und ob diese Bäume möglicherweise für eine wirtschaftliche Arbeitsdurchführung „aufgespart“ worden seien, beantwortete Osteresch mit der im Stadtteil häufig anzutreffenden Monokultur in Straßen – als Beispiel nannte sie die Schwedische Mehlbeere. Der UBB beobachte, dass insbesondere bei diesen Gehölzen nach den drei vergangenen trockenen Sommern holzzersetzende Pilze auf dem Vormarsch seien und recht schnell von einem Baum zum nächsten übergingen. Sofern die Verkehrssicherheit es zulasse, warte der UBB mit der Fällung der Gehölze ohne Zukunftsperspektive, bis laut Gesetz gefällt werden dürfe, bestätigte Osteresch. Alles andere sei unwirtschaftlich.