Der Fachkräftemangel in Bremer Kitas treibt neue krasse Blüten: Im katholischen Kindergarten St. Ursula in Schwachhausen fielen zuletzt so viele Erzieherinnen gleichzeitig aus, dass seit Anfang des Monats nur noch zehn von vierzig Kindergartenkindern bis nachmittags um 15 Uhr bleiben können. Die restlichen 30 Kinder werden nur bis 13 Uhr betreut.
Die zehn Nachmittagsplätze werden nun wochenweise unter den vierzig Kindern verlost, bestätigt Christopher Peiler, Leiter des Katholischen Gemeindeverbands, der die St.-Ursula-Kita betreibt. „In dieser Kita ist es derzeit sehr schwierig, wir haben einige Krankheitsausfälle und haben deshalb schon im Dezember versucht, gegenzusteuern, und haben auch die Eltern bei einem Elternabend informiert.“ Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über die Personalprobleme in der Kita berichtet.
Um den Personalmangel zu verringern, seien zwei Erzieherinnen aus anderen, personell besser aufgestellten Kitas des Gemeindeverbands nach St. Ursula geschickt worden. Beide seien aber nur mit einem geringen Stundenumfang dort im Einsatz, so Peiler. Der Katholische Gemeindeverband betreibt in Bremen zehn Kitas. Eine weitere Kraft sei neu eingestellt worden, sagt Peiler, doch auch das habe das Problem nicht gelöst.
Plätze für Februar bereits verlost
„Leider ist es tatsächlich so, dass die Beschäftigten der Kita nun in einen großen Topf mit Namenszetteln greifen und auslosen, welche der Kinder in der jeweiligen Woche bis 15 Uhr bleiben können“, sagt Peiler. Um den Eltern zumindest etwas Planungssicherheit zu geben, seien bereits für alle Februarwochen die Plätze verlost worden. „Wir arbeiten mit absolutem Hochdruck weiter an einer Lösung.“ Die Leiterin der Kita, Imke Meyer, spricht von einer absoluten Notlage, betont aber: „Die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindern und Erziehern ist großartig.“
Die Notlage stellt die betroffenen Familien allerdings vor Probleme: „Es ist für Eltern unglücklich, wenn sie eigentlich einen Ganztagsplatz für ihr Kind brauchen“, sagt Petra Katzorke von der Zentral-Eltern-Vertretung (ZEV). Es müsse bei der St.-Ursula-Kita zu einer schnellen Lösung kommen. „Soll man seinem Kind sagen: Du kannst diese Woche nur bis mittags in die Kita, weil wir kein Losglück hatten?“, fragt Katzorke. „Man kann nur hoffen, dass die Arbeitgeber der Eltern Verständnis zeigen.“
Als eigentliche Ursache für die aktuelle Notlage sieht Peiler den enormen Fachkräftemangel. Erzieher können sich derzeit aussuchen, wo sie arbeiten wollen; in sehr vielen Kitas und auch Ganztagsschulen gibt es freie Stellen für sie. „Wenn ich Erzieherinnen gegen ihren Willen in eine von Problemen betroffene Kita schicke, dann sagen mir die Kolleginnen zum Teil: Dann sehe ich mich anderweitig um“, schildert Peiler. Nach eigenen Angaben versucht er, sein Kita-Personal zu halten.