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Musical-Projekt Wen liebte Napoleon?

Schülerinnen und Schüler haben mit professioneller Unterstützung das Musical „Napoleon, mon amour“ auf die Beine gestellt. Auch wenn die Proben unter erschwerten Bedingungen stattfinden mussten.
23.05.2022, 10:00 Uhr
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Von Silja Weisser

Den Zweispitz quer auf dem Kopf, eine Hand in der Weste und keine 1,70 Meter groß. So ist die herrschende Vorstellung von Napoleon Bonaparte. Eine noch unentdeckte Seite des französischen Kaisers zeigt nun Nina Arena. Die Regisseurin ist Mitglied der Bremer Musical Company und schrieb für rund 100 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 bis 12 des Kippenberg-Gymnasiums das Stück „Napoleon, mon amour“.

In dem zweistündigen Spektakel dreht sich alles um das Privatleben des Herrschers. „So, oder so ähnlich hätte es sein können“, kommentiert Arena. Die historischen Begebenheiten, der Sturm auf die Bastille, die Schlacht bei Waterloo, das Exil auf Elba, ein bisschen Versailles, ein bisschen Revolution, bilden im Zeitraffer zusammengefasst den Hintergrund. Es geht aber vor allem um die Fragen: Wen liebte Napoleon? Wer liebte ihn? Und warum schlug sein Herz am Ende für die Karriere?

Alle zwei Jahre ein Musical

Alle zwei Jahre stemmt das Kippenberg-Gymnasium ein Musical dieser Größenordnung. Die organisatorische Oberhand für das diesjährige Mammutprojekt hat Kirsten Büntemeyer. Keine leichte Aufgabe für die Lehrerin, der die Pandemie einige Striche durch die Rechnung machte. So lange haben sich die Proben noch nie hingezogen. Der Startschuss fiel 2020. Dann kam der erste Lockdown, danach wurden Singen und Bläsermusik untersagt, es folgte der nächste Lockdown und eine Probenunterbrechung im Winter. „Toll, dass die Kinder das durchgehalten haben“, sagt Arena anerkennend.

Sie leitet das mittlerweile vierte Stück an der Schule, doch diesmal seien die Herausforderungen extrem gewesen. „Es zog sich wie Kaugummi“, erinnert sich Lilli Neckritz. Die frisch gebackene Abiturientin in der Rolle der großen Schwester von Napoleons großer Liebe Desirée opfert nun ihre Freizeit, um bei den Proben und den Aufführungen im Juni dabei sein zu können. „Aber das nehme ich sehr gerne in Kauf – es macht superviel Spaß“, betont die 18-Jährige.

Spielfreude und Treffsicherheit

Ein strahlendes Lächeln im Gesicht trägt auch Alisa Hrudnik, die bravourös in die Figur der Desirée schlüpft und mit ihrer klaren, tragfähigen Stimme die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mit Spielfreude und großer Treffsicherheit, auch in den hohen Tonlagen, nimmt sie die Bühne für sich ein. Die 18-Jährige wird von ihrem Vater begleitet, Musica-viva-Chef Nicolas Hrudnik. Der Dirigent hat sämtliche Arrangements für das Stück geschrieben. „Hier stecken mehrere Monate Arbeit drin“, erklärt er und blättert in dem dicken Notenheft. Bekannte Songs von Abba, Stevie Wonder, Billy Joel und Queen dienten als Vorlagen.

Alisa Hrudnik geht nicht unvorbereitet in das Projekt. Sie hat, wie Johannes Franzius, der den Napoleon mimt, und Naomi Haß als Josefine, bereits Chor-Erfahrungen gesammelt. Ebenso wie Greta Schmidt in der Zweitbesetzung des Napoleon, die seit elf Jahren im Chor am Dom mitsingt. Auch Frida Dicken, die Königin Marie Antoinette verkörpert, fühlt sich auf der Bühne sichtlich wohl und setzt jede noch so kleine Regieanweisung brillant um. „Das ist nicht nur ein Lied, sie ist die Seele“, ruft etwa Arena in einer Szene dazwischen und entlockt damit Dickens unter der Hochsteck-Perücke mit den neckischen Schillerlocken sofort einen wunderbar arroganten Blick.

Hohes künstlerisches Niveau

Das hohe künstlerische Niveau der Interpreten begeistert Arena. „Ich habe hier schon ganz schön viel Gänsehaut gehabt“, berichtet die Regisseurin von den Proben.  Seit Anfang Mai treffen sich die Schüler wieder regelmäßig. Einmal pro Woche proben etwa 60 von ihnen im Chor, sechs Tänzerinnen unterstützt Lehrerin Jelena Ditjatkovski mit Choreografien, zwölf Teilnehmer begleiten das Stück auf Streichinstrumenten unter der Leitung von Matthias Tietgen. „Doch im Grunde stemmt die ganze Schule das Projekt“, berichtet Arena.

Per Beamer werden Bilder des Kunst-Leistungskurses an die Wand projiziert, der Deutsch-Leistungskurs ist für die Gestaltung der Programmhefte zuständig und der Philosophiekurs stellt eine Ausstellung zum Thema „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auf die Beine. Schüler der Französischklassen richten ein Büffet mit französischen Leckereien aus, an dem sich die Zuschauer in der 20-minütigen Pause stärken können. Der Wirtschaftskurs übernimmt das Marketing. Die Kostüme, ob höfische Kleider und Federmasken oder burschikose Klamotten im Revoluzzerstil, stammen aus einem kleinen Schul-Fundus. Einiges hat das Waldau-Theater Bremen gespendet, anderes haben die Schüler im heimischen Schrank entdeckt und mitgebracht.

Nina Arena ist gespannt, wie sich das Stück noch weiter entwickelt und nach einem dreitägigen Proben-Endspurt kurz vor den Aufführungen am Ende auf die Bühne kommt. „Aber die Truppe ist super“, schwärmt sie voller Zuversicht und Hoffnung, im Anschluss wieder besondere Talente für die Musical-Schule in Hamburg vorbereiten zu können. Die Aufnahmeprüfungen dort seien hart, die Plätze rar. Doch nach dem letzten Musical-Projekt am Kippenberg ist es ihr mit einer Schülerin gelungen.

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Info

Auftritte und Tickets

Der Vorhang für „Napoleon, mon amour!“ öffnet sich ab Freitag, 17. Juni, täglich bis Montag, 20. Juni, sowie Mittwoch, 22. Juni, bis Sonnabend, 25. Juni. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Der Kartenvorverkauf beginnt an diesem Montag, 23. Mai. Zwischen 9.30 und 10 Uhr gibt es Karten für 12 Euro (10 Euro ermäßigt) in der Mensa des Kippenberg-Gymnasiums, Schwachhauser Heerstraße 62-64.

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