Zum Auftakt von „Bremen räumt auf“ singt die 3a das Hand-in-Hand-Lied. In der Turnhalle der Schule Paul-Singer-Straße (Vahr) stellen sich die Kinder nebeneinander, dann geht es los: „Wenn alle helfen, ist es nicht so schwer, dann sind wir schneller als die Feuerwehr.“ Am Freitag helfen sehr viele mit, die Stadt zu säubern. Aufräumtrupps aus rund 100 Schulen und 75 Kita-Gruppen sind überall in Bremen unterwegs, heben auf, was andere weggeworfen haben. Auch rund 1000 Beschäftigte von 60 Unternehmen machen klar Schiff in der Stadt. Diese Zahlen nennt Inga Adels vom Projektteam „Bremen räumt auf“.
An diesem Sonnabend sollen noch mehr Menschen die großen Säcke mit Müll füllen. 20 000 hätten sich schon angemeldet, sagt Adels. Wer spontan mitmachen will, kann ab 9 Uhr in einer der 16 Recyclingstationen die kostenlose Sammelausrüstung bekommen. Bis 13 Uhr wird dort auch der aufgelesene Abfall entgegengenommen, ebenso wie an vielen anderen Stellen der Stadt.
Treffpunkt Turnhalle. Bei der Auftaktveranstaltung in der Paul-Singer-Grundschule sind alle Initiatoren von „Bremen räumt auf“ vertreten: Stadtreinigung, SWB, Sparkasse, WESER-KURIER und Gewoba. Auch Joachim Lohse (Grüne), Umweltsenator und Schirmherr der Aktion, ist gekommen. Erst- bis Viertklässler stürmen in die Halle, klatschen sich ab mit Maskottchen Grünhold. Der grüne Putzteufel kann sich kaum retten vor begeisterten Kindern, die ihn anfassen, drücken und umarmen. Die Schüler sollen beim gemeinsamen Aufräumen lernen, verantwortungsvoll mit der Umwelt umzugehen. Lohse sagt es ihnen so: „Wenn man etwas aufhebt, dann wirft man selbst auch nicht so viel weg.“
Bremen sollte sauber sein, damit sich alle wohlfühlen
Selbst aktiv werden und sich nicht auf andere verlassen – das gibt David Koopmann, Vorstand der Bremer Tageszeitungen AG, den Kindern mit auf den Weg. Bremen sei eine „tolle Stadt“, die sauber sein solle, damit sich alle wohlfühlten. Insa Nanninga, Vorstand der Bremer Stadtreinigung, zollt den freiwilligen Müllsammlern ihren Respekt. Sie rechnet mit insgesamt 27 Tonnen Abfall. „Das sind drei Müllwagen voll.“ Die gefüllten Säcke könnten diesen Sonnabend an rund 300 ausgewiesenen Orten abgelegt werden. Die Stadtreinigung entsorge sie dann.
Herrliches Frühlingswetter. In der Turnhalle sagt die Klasse 2c noch ein Gedicht auf, bevor die Kinder draußen in Gruppen mit ihren Lehrern zusammenkommen und ihre Gratis-Handschuhe überziehen. Jedes Jahr übernimmt eine andere Bremer Schule die Organisation der Auftaktveranstaltung. Zum 17. Mal schon räumt Bremen auf. Mittlerweile gibt es auch in anderen norddeutschen Städten und Gemeinden solche Dreck-weg-Tage.
Alle zwölf Klassen der Vahrer Ganztagsgrundschule machen mit, sagt eine Lehrerin. Die Jüngsten fahnden auf dem Schulgelände nach Unrat, die Größeren gehen in der Umgebung ans Werk, auch im Rhododendronpark. Angela und Nafila kichern noch ein bisschen, weil ihnen die Handschuhe etwas zu groß sind. Finden sie es eigentlich eklig, die Abfälle anderer aufzuheben? Nee, gar nicht, sagen gleich mehrere Kinder. Sie haben im Unterricht die Sammelregeln besprochen. „Wir dürfen keine Zigarettenkippen anfassen“ erzählt ein Mädchen, „auch keine toten Tiere und keine Hundescheiße.“
Für die Kinder ist mittags Sammelschluss, während Firmenmitarbeiter auch nachmittags noch Müllsäcke füllen. Ein erster großer Fund der Grundschüler: Im Wasser liegt ein Fahrrad, das herausgeholt und entsorgt wird.