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Bau der Fernwärmetrasse Wie die Vahr Bäume rettete

In der Vahr sollen als AusgleichS für den Bau einer Fernwärmeleitung zwischen Findorff und der Vahr mehr Bäume im Stadtteil als Ersatz wachsen. Damit bleibt der Alleecharakter einer wichtigen Straße erhalten.
15.12.2021, 18:00 Uhr
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Wie die Vahr Bäume rettete
Von Christian Hasemann

Der geplante Bau einer Fernwärmetrasse von Findorff durch Schwachhausen und Horn in die Vahr hat in den vergangenen Monaten vor allem wegen der dafür nötigen Baumfällungen für Unmut in den betroffenen Stadtteilen gesorgt. Nun fallen unter anderem in der Vahr deutlich weniger Bäume als geplant. Das liegt auch am besonderen Engagement vor Ort.

Ursprünglich sollten für den Bau der Trasse zwischen Hochschulring und Richard-Boljahn-Allee, die das Fernwärmesystem im Bremer Osten optimieren soll, 156 Bäume der Kettensäge zum Opfer fallen. Nun sollen mit 120 deutlich weniger Bäume weichen. Unsicher bleibt weiterhin der Status bei 83 weiteren Bäumen, über deren Schicksal erst im Zuge der Bauarbeiten entschieden werden kann. Zusätzlich sollen nun fast alle 160 Bäume, die als Ersatz gepflanzt werden müssen, in den betroffenen Stadtteilen einen Platz finden. 56 davon alleine in der Vahr. 

Ringen um jeden Baum

Möglich wurde dies durch eine Abstimmung zwischen der Firma Wesernetz, die den Bau plant, und den Ortsämtern und den Beiräten. Anfang September trafen sich deren Vertreter, um den Streckenverlauf abzustimmen. "Wir hatten im Kongresszentrum eine Sitzung, auf der die gesamte Trasse noch einmal durchgegangen wurde", sagt der Vahrer Beiratssprecher Bernd Siegel (SPD). "Da wurde ganz intensiv um jeden Baum gerungen." Manchmal sei es nur um minimale Veränderungen gegangen, so Siegel weiter. "Aber das ist das Tolle und das Gute: Es werden deutlich weniger Bäume gefällt und deutlich mehr in der Vahr gepflanzt." Ursprünglich war ein Teil der Ersatzpflanzungen in anderen Stadtteile vorgesehen. 

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Dass überhaupt Standorte in der Vahr, die schon einen vergleichsweisen hohen Baumbestand hat, gefunden wurden, liegt aber auch am Engagement vor Ort. "Helmut Weigelt (SPD), Jens Emigholz (FDP) und ich sind durch die Vahr gefahren und haben Standorte für Bäume gesucht und Vorschläge gemacht", sagt Siegel.

Alleecharakter bleibt erhalten

Für ihn ist der Erfolg auch ein Hinweis an Behörden und Unternehmen, auf das Wissen in den Quartieren zu setzen. "Ohne dieses Wissen, hätte man das nicht machen können", ist er sich sicher. Er erinnert aber auch daran, dass die Vahr erst vergleichsweise spät vom Umfang der geplanten Baumfällungen im Stadtteil erfahren hatte. "Wir wurden zunächst nur über Umwege beteiligt, aber plötzlich waren wir der Stadtteil, wo mit am meisten Bäume gefällt werden sollten und dann haben wir uns eben selber auf den Weg gemacht." 

Beteiligt war auch der Vahrer Ortsamtsleiter Ralf Möller. Durchaus ein Mann mit Expertise für Bäume, war er doch zuvor Abteilungsleiter beim Umweltbetrieb Bremen (UBB).

"Mich hat gewundert, dass die Richard-Boljahn-Allee erst keine Rolle spielte bei den Ersatzpflanzungen", sagt Möller. "Dabei stehen dort an vielen Stellen gar keine Bäume." Offensichtlich habe darauf bei den Planungen niemand geachtet. "Wir haben das beim Erörterungstermin angesprochen und es hieß gleich, dass man dort noch einige Bäume unterbringen kann." Möller freut besonders, dass durch die Neuanpflanzungen der Allee-Charakter der Straße erhalten bleiben kann, denn auch dort müssen für den Bau der Fernwärmetrasse einige Bäume gefällt werden. 

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Forderung nach Umweltfonds

In seiner Stellungnahme zur Änderung im Planfeststellungsverfahren zum Trassenbau, die in der jüngsten Beiratssitzung einstimmig angenommen wurde, spricht der Ortsbeirat dann auch davon, dass wesentliche Forderungen zum Erhalt des Grüns im Stadtteil erfüllt worden seien. Die Ortspolitiker schickten dem allerdings noch eine Forderung hinterher. So heißt es weiter, dass der Bau der Fernwärmeverbindung ein schwerwiegender Eingriff in die Umwelt sei. Als Ausgleich für die Bauarbeiten solle Wesernetz deswegen für die betroffenen Stadtteile einen Umweltfonds für Grün-, Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in Höhe von jeweils 200.000 Euro auflegen.

"Ein Klimafonds, für alles, was man im Grünbereich noch machen kann", beschreibt Siegel die Stoßrichtung dieser Forderung. "Wir haben zum Beispiel rund um den Vahrer See noch versiegelte Flächen, die man aufwerten könnte", nennt der Beiratssprecher ein Beispiel. Möglich seien auch weitere zusätzliche Maßnahmen beim geplanten Umbau des Achterkampsfleet. Der gesamte Bereich des Wasserlaufs soll in Zukunft offener und zugänglicher gestaltet werden. An den Planungen ist unter anderem die Gewoba beteiligt.

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