„Seniorinnen und Senioren nehmen an bestimmten Aktivitäten nicht teil, weil ihnen das Geld fehlt“, berichtet Jürgen Weemeyer. Und überwiegend seien es Frauen, die unter der Altersarmut leiden, sagt der zweite Vorsitzende des Vereins Vahrer Löwen Vereins. Die traditionellen Geschlechterrollen in früheren Zeiten mache den Frauen heute zu schaffen. Weil der Mann arbeiten ging und die Frau sich zu Hause um die Kinder kümmern musste, fehlen genau diesen Frauen jetzt die Rentenpunkte. „In der Bremer Vahr ist das noch einmal ein besonderers Problem, da dort eine hohe Dichte an älteren Menschen lebt“, weiß Weemeyer. Viele Erstbewohnerinnen aus den 1950er Jahren wohnten dort noch in ihren Häusern. Davon abgesehen gehöre der Stadtteil ohnehin nicht zu den wohlhabenden Quartieren in Bremen.
Aus diesem Grund organisieren die Vahrer Löwen am Montag, 15. Juli, um 17.30 Uhr, im Familien-Quartiers-Zentrum, August-Bebel-Allee 284, einen Info-Abend zur Altersarmut. Die Veranstaltung ist kostenfrei und findet jeden dritten Montag im Monat mit unterschiedlichen Schwerpunkten statt. Der Vahrer Löwen Verein bittet um Anmeldung unter der Telefonnummer 959 13 48.
Immer noch ein Tabuthema
Die Info-Veranstaltung klärt darüber auf, wie Rentnerinnen und Rentner finanzielle Unterstützung beantragen können und wo sie Hilfe bekommen. Sie dient aber auch der Prävention. Hier wird darüber gesprochen, wie Schuldenfallen vermieden werden können, wie Wohngeld zu beantragen ist, aber auch so etwas wie die Kündigung eines Zeitungsabonnements. Dazu wird der Schuldnerberater Manfred Post aus Bremen vor Ort sein und Beispiele aus der Praxis erzählen.
Manfred Post arbeitet neben der Schuldnerberatung Bremens auch als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei den Löwen. In seinen Erzählungen geht es in erster Linie um echte Fallbeispiele, um zu zeigen, dass die betroffenen Menschen nicht alleine mit ihren Geldsorgen sind. „Gerade im Alter ist das ein Tabuthema. Über so etwas wie Altersarmut wird geschwiegen, weil sich viele dafür schämen“, erzählt Weemeyer. Aus diesem Grund lasse sich häufig beobachten, dass eher Angehörige, Bekannte oder auch ehrenamtliche Mitarbeitende von Institutionen statt selber Betroffene zu solchen Veranstaltungen kommen. „Deshalb findet das Info-Treffen auch abends statt. So können Berufstätige die Veranstaltung besuchen“, erzählt Weemeyer. Diesem Schamgefühl gelte es jedoch entegegenzuwirken. „Wir wollen den Betroffenen zeigen, dass sie nicht die einzigen sind und ihnen die Angst nehmen sich dem Thema zu stellen.“
Aus Armut folgt häufig Vereinsamung
Jürgen Weemeyer arbeitet hauptberuflich bei dem mobilen Sozial- und Pflegedienst der Vacances Bremen. Der Dienst behandelt andere Themen wie die Vahrer Löwen, deshalb sei der Verein eine gute Ergänzung zu dem Pflegedienst. „In meinem Hauptberuf berate ich die Leute beispielsweise, wie sie sich besser ernähren können. Aber wie sieht das aus, wenn sie mich auf einmal fragen: Und wie soll ich das erzählen?“, berichtet Weemeyer. In diesen Fällen können die Vahrer Löwen gut helfen, indem sie die Themen aufgreifen.
Die Löwen sehen sich vor allem als Netzwerkerinnen und Netzwerker. Ihr Fokus liegt auf der Fagen, was und wen es braucht, damit die Teilhabe betroffener Menschen an der Gemeinschaft möglich wird. Der Verein arbeitet dafür mit Institutionen wie beipsielsweise der Wohnungbaugesellschaft Gewoba zusammen. „Die Gewoba ist ein großes Mitglied des Vereins, denn sie kommen in enger Zusammenarbeit auf die Löwen zu“, berichtet Weemeyer. Auch bei anderen Institutionen sei das so. Wie zum Beispiel der Sparkasse oder der Krankenkassen. Wer dort arbeite, bemerke es, wenn ältere Menschen einsam sind. In solchen Fällen wenden sie sich an die Vahrer Löwen. „Das hängt alles miteinander zusammen. Wenn es an Geld fehlt, gehen viele auch nicht mehr Kaffee trinken und so fehlt ihnen das täglich unter die Leute kommen.“
Das war der Ursprungsgedanke der Vereinsgründung: der Vereinsamung von älteren Menschen entgegen zu arbeiten. Und diese kann aus verschiedenen Ursachen entstehen – unter anderem eben aus der Altersarmut.
Aus diesem Grund bieten die Vahrer Löwen viele kostenfreie Aktivitäten für Seniorinnen und Senioren an. So zum Beispiel jeden Mittwoch eine gemütliche Gesprächsrunde ab 15 Uhr im Familien-Quartiers-Zentrum. Montags treffen sie sich ab 16 Uhr, um gemeinsam für 90 Minuten zu singen. „Niemand muss sich im Stadtteil verstecken“, sagt Weemeyer.