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Packende Aufführung des Schulmusicals im Kulturbahnhof / Projekt der Europa-Chor-Akademie „50 Millionen Sekunden“ in einer Stunde

Vegesack. Rund hundert Kinder stehen dicht gedrängt auf der Bühne des Vegesacker Kulturbahnhofs, schwenken die erhobenen Unterarme einheitlich im Gleichtakt und singen dazu etwas von "50 Millionen Sekunden". Eine merkwürdige Zeitangabe! Was sie bedeutet, das wird am Beginn des gleichnamigen Kindermusicals prompt und detailliert in gesungener Form erklärt. 50 Millionen Sekunden, das sind fünf Tage pro Woche à sechs Stunden, das Ganze neun Monate im Jahr. Nein, machen wir es kurz und unkompliziert: Es handelt sich um die ungefähre Gesamtdauer, die ein Schüler durchschnittlich in 13 Jahren in der Schule verbringt. "Doch ein Leben lang bleibt die Erinnerung", heißt es dazu in der schmissigen Komposition, die für das Schulprojekt "Catania" in Barcelona bei Joan Vives in Auftrag gegeben wurde und erstmalig – mit gelungener Übersetzung des katalanischen Textes – in Bremen zu hören war.
24.06.2013, 05:00 Uhr
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Von Gerd Klingeberg

Vegesack. Rund hundert Kinder stehen dicht gedrängt auf der Bühne des Vegesacker Kulturbahnhofs, schwenken die erhobenen Unterarme einheitlich im Gleichtakt und singen dazu etwas von "50 Millionen Sekunden". Eine merkwürdige Zeitangabe! Was sie bedeutet, das wird am Beginn des gleichnamigen Kindermusicals prompt und detailliert in gesungener Form erklärt. 50 Millionen Sekunden, das sind fünf Tage pro Woche à sechs Stunden, das Ganze neun Monate im Jahr. Nein, machen wir es kurz und unkompliziert: Es handelt sich um die ungefähre Gesamtdauer, die ein Schüler durchschnittlich in 13 Jahren in der Schule verbringt. "Doch ein Leben lang bleibt die Erinnerung", heißt es dazu in der schmissigen Komposition, die für das Schulprojekt "Catania" in Barcelona bei Joan Vives in Auftrag gegeben wurde und erstmalig – mit gelungener Übersetzung des katalanischen Textes – in Bremen zu hören war.

Der Reiz des Werkes liegt darin, dass typische Schüler- und Schulsituationen nachvollziehbar thematisiert werden, bisweilen gar mit einem Schuss Gefühlsduselei – aber warum nicht! Da ist etwa das hektische Aufstehen am Morgen, das von unzähligen guten – aber aus Kindersicht eben auch nicht selten nervigen Ratschlägen der Eltern begleitet wird. Es geht um Lerninhalte und Berufswünsche, um Läuse ("unser bestes Haustier, und immer treu!") oder Probleme beim Verknalltsein in die Lehrerin ("aber leider ist sie so blöde, diese Tussi!"). Aber auch heiklere Inhalte wie Eifersucht auf jüngere Geschwister oder Mobbing (mit der intensiven Aufforderung: "Erzähl es! Rede! Und schweig nicht!") werden nicht ausgeklammert. Manches verstehende Raunen oder Lächeln unter den Zuhörern, die das Schulalter bereits hinter sich haben, lässt erahnen: klar, daran erinnert man sich!

Neben der poppigen und mitreißenden Musik fasziniert aber besonders die großartige Aktion von rund hundert Schülern unterschiedlichen Alters aus vier Schulen, die mit überschäumender Freude und Riesenbegeisterung nicht nur Texte und Melodien drauf haben, sondern sich in einer ausgeklügelten Choreografie passend dazu bewegen. Was alles locker und leicht aussieht – und sich genau so anhört, ist das Ergebnis eines ganzen Jahres intensiver Übung unter der Leitung engagierter Chorpädagogen, angeregt von einem Projekt der Europa-Chor-Akademie. Deren Leiter Joshard Daus befindet ebenfalls sich unter den Zuhörern; als Hauptinitiator dieser spezifischen schulmusikalischen Arbeit äußert er sich begeistert und gerührt über das Ergebnis. Und es sind die sichere Leitung von Dirigentin Elisenda Carrasco (ebenso wie Choreograf Ignasio Tomas extra aus Barcelona angereist), der präzise Einsatz der zehnköpfigen Profiband der Bremer Hochschule und die lebendigen Schilderungen und sauber intonierten Gesangspartien der Darsteller Sophie Becker (als Rita) und Daniel Schäfer (als Victor), die ihren Anteil am Gelingen beitragen. Kaum verwunderlich, dass allesamt nach übereinstimmender Bekundung einig sind, es habe einen Riesenspaß gemacht, bei dem gemeinsamen Projekt dabei sein zu dürfen.

Sonderapplaus bekommt der kleine Chor der "ewigen Wiederholer", eine nette Bezeichnung nicht etwa für Sitzenbleiber, sondern für die Lehrer, die stets wieder neu beginnen im Kreislauf schulischer Erziehung. Eine packende knappe Stunde rauscht im Nu vorbei, oder besser: ungefähre 3287 Sekunden, die sich allenfalls wie kaum 1000 anfühlten. Tosender Beifall!

Bei aller Begeisterung über eine rundum gelungene Aufführung soll jedoch ein Wermutstropfen nicht verschwiegen werden. Eigentlich hätte der Kulturbahnhof rappelvoll sein müssen. Doch es gab noch etliche freie Plätze. Schade. Die Aufführenden – ganz besonders die vielen Schüler, die alle sogar passend für das Musical ausstaffiert waren – hätten in dieser Hinsicht mehr Anerkennung verdient!

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