Hochwasser in Bremen-Nord – das war vor allem in der Vergangenheit eine gefährliche Angelegenheit. Bäume und ganze Gartenabschnitte wurden von den Fluten weggerissen.
Vegesack. Die Vegesacker Strandpromenade, heute als touristische Attraktion geschätzt, galt im 19. Jahrhundert als heftig bedrohte Zone. Der Weserbogen bei Vegesack war damals wesentlich schärfer ausgeprägt. So konnten bei Hochwasser die Fluten der Weser und der Lesum mit ganzer Wucht auf den Fuß des Weserhangs treffen. Unterspülungen und Eisgang bewirkten erhebliche Abstürze.
Jeder Versuch, die Macht des Wassers zu bändigen, endete zu dieser Zeit mit einer Niederlage. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts berichtete Dr. Albrecht Roth, dass sein Nachbar, Amtmann Hintze, in einer Nacht durch Flut und Eisgang 20 Fuß seines Gartens verlor. In der Mitte des Grundstücks von Kapitän Wieting standen hohe Flittereschen. Die Flut einer Winternacht reichte aus, dass sie entwurzelt am Fuß der Anhöhe lagen.
Dramatisches Szenario
Als Dr. A. Chr. Wilmanns 1815 Amtmann wurde, widmete er sich besonders dem bedrohten Weserufer. Für das bremische Vegesack wandte er sich in einem leidenschaftlichen Aufruf an den Bremer Senat, hier Abhilfe zu schaffen. "Traurig anzusehen sind besonders die in den Gärten des Herrn Dr. Roth und des Schiffscapitains Lüder Wieting entstandenen Verwüstungen", schrieb der Amtmann. "In Roths Garten steht ein kleines Gewächshaus dem senkrechten Abhang der Anhöhe so nahe, dass es mich nicht wundern würde, wenn es nächstens auch in die Tiefe abstürzt. Seine schönen Tannen und mancherlei Bäume stehen schon mehrentheils entwurzelt am jähen Abhang und erwarten ihren schnellen Absturz in die Tiefe."
Um der Gefahr Nachdruck zu verleihen, schilderte der Amtmann ein düsteres Zukunftsszenario: "Wenn dergleichen Abstürze so fortfahren, wird keine lange Reihe von Jahren erforderlich sein, bis demnächst die ganze Bucht- und Weserstraße zertrümmert und vom Strom der Weser verschlungen sein wird. Und wo wird dann die Verwüstung endigen?" Der Senat zeigte sich willig, hatte aber wenig Erfahrung im Wasserbau. Mehrere Versuche, das Ufer zu befestigen, schlugen fehl. Schiffsbaumeister Hermann Friedrich Ullrichs, dessen Grundstück am Hang lag, begrenzte seinen Besitz durch stabile Bollwerke.
Die Kaufleute Finke und Fritze wollten ihre alten Holzbauwerke durch eine massive Mauer ersetzen. Hermann G. Rodewald, der neben dem Hotel "Bellevue" eine Sommerwohnung besaß, wollte sich an den Kosten beteiligen. Eine durchgehende Stützmauer von Ullrichs Werft bis zum Hafengelände konnte aber durch die Ablehnung der übrigen Anlieger nicht verwirklicht werden.
Wirksamen Uferschutz brachte dann erst die Weserkorrektion durch Ludwig Franzius von 1883 bis 1890. Die Fahrrinne wurde einheitlich vertieft und die wechselnden Untiefen und Sandbänke beseitigt. Gleichzeitig würde der Schönebecker Sand durch einen Steindamm fast bis zur Hafeneinfahrt vorgezogen und somit auch die Lesummündung reguliert. Bei diesen Arbeiten fiel enorme viel Baggergut an. Damit wurde das Vorland unterhalb des Vegesacker Berges bis über Fluthöhe aufgespült. Zugleich wurde das Ufer einige Meter in den Strom hinein erweitert und damit die Schärfe des Weserbogen abgemildert. Den so entstanden Uferstreifen befestigte man mit Weidensträuchern.
An die Anlage eines Wanderweges dachte zu der Zeit allerdings niemand. Diese Idee zu verwirklichen, blieb 1923 Bürgermeister Wittgenstein vorbehalten. Gegen erhebliche Widerstände gelang es ihm, eine öffentlich zugängliche Strandstraße zu erwirken. Da bereits 1920 der Utkiek angelegt war, bestand nun für jedermann die Möglichkeit, vom Hafen bis zum Fährgrund an der Weser zu promenieren.
1929 erwarb die Stadt die Grundstücke zwischen Strandweg und der Anhöhe. Von den Erben des Senators Fritze wurde auch der Hang bis an die Grenzen der Villa, dem späteren Sitz des Vegesacker Ortsamts, der Stadt zugesprochen. So konnte der 1930 gegründete Stadtgartenverein im zentralen Bereich eine terrassenförmige Anlage gärtnerisch gestalten.