Die Arbeit hat etwas Meditatives. Die kunterbunte Umgebung und auch die Besucher, die durch den kreativ gestalteten Garten schlendern, rücken dabei vollständig in den Hintergrund. Punkt für Punkt für Punkt entsteht aus unzählig vielen Tupfen auf Röhren, Pflanztöpfen oder anderen Gegenständen ein Muster oder gar ein Motiv. Dot-Painting (Punktmalerei) ist einer der neuen Kurse, die das Arbeit- und Lernzentrum (ALZ) in Grohn seit einigen Wochen im Zuge seines Klimaschutz-Projektes anbietet.
Wer sehen möchte, wie faszinierend die Ergebnisse sein können, kann auf dem Gelände an der Hermann-Fortmann-Straße Ausschau nach Werken von Lemba Mbuila halten. Der 46-Jährige, der im ALZ als Teilnehmer einer beruflichen Eingliederungsmaßnahme arbeitet, hat mit dem Dot-Painting seine kreative Ader entdeckt. "Es ist eine uralte Technik der Aborigines in Australien", erläutert Sabine Heinsohn. Sie leitet das Urban-Gardening-Projekt des ALZ. Seit Anfang des Jahres bietet sie außerdem Workshops an, in denen die Teilnehmer Dinge mit Dot-Painting verzieren oder Glückswächter, individuell gestaltete Holzstecker für Balkon oder Garten, gestalten können.

Lemba Mbuila hat mit dem Dot-Painting seine kreative Ader entdeckt.
Die Workshops ergänzen das bisherige Konzept des ALZ, das Nachhaltigkeit und den Erhalt von Ressourcen in Kombination mit Kreativität bereits seit geraumer Zeit in den Mittelpunkt stellt. Durch das neue Workshop-Angebot soll der Nachhaltigkeitsgedanke ganz praktisch in den Alltag der Menschen geholt werden. Es ergänzt unter dem Titel "ALZ Klimaschutz" die bisherigen Projekte wie Urban Gardening, Upcycling und den Wiederverwert-Laden samt Möbellager, für den die Teams aus den Werkstätten gebrauchte Waren für den Verkauf aufarbeiten.

Projektleiterin Sabine Heinsohn überlegt sich neue Verwendungsmöglichkeiten für alle möglichen Gegenstände.
Aus diesem Fundus schöpft auch Sabine Heinsohn. "Alles, was nicht mehr verkauft werden kann, schaue ich mir an." Die 65-Jährige überlegt sich neue Verwendungsmöglichkeiten für Bügelbretter, Teile von Möbelstücken, Snowboards, Lattenroste, Wasch- und Nähmaschinen und vieles mehr. Beim Gang durch den Garten sind ungezählte Beispiele zu sehen: Eine Betonmischtrommel, ein alter Grill und eine Regentonne dienen jetzt als Pflanzgefäße. Aus Besteck sind Mobiles und Anhänger entstanden. Alle möglichen Behältnisse, darunter ein altes Radio, wurden zu Insektenhotels umfunktioniert. Die Liste alter Dinge mit neuer Funktion ist lang.

Tabletts und Schubladen können mithilfe von Serviettentechnik individuell gestaltet werden.
Auch die Workshops regen zu kreativem und handwerklichem Arbeiten an und beziehen den Upcycling-Gedanken mit ein. Bei Jana Beyer können Interessierte beispielsweise Tabletts oder Schubladen mittels Serviettentechnik individuell neu gestalten. In einem weiteren Kurs zeigt Jana Beyer, wie aus alten Kisten oder auch Stühlen Hochbeete für den Balkon gebaut werden können.

Im Fahrrad-Workshop von Rolf Hamann können die Teilnehmer lernen, ihr Rad zu reparieren.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt im Fahrrad-Workshop von Rolf Hamann ebenfalls eine Rolle. Bei ihm können Teilnehmer lernen, wie sie ihr Fahrrad reparieren. Er gibt Anleitung zur Selbsthilfe. "Wenn zum Beispiel der Schlauch kaputt ist oder das Licht, dann zeige ich, wie man vorgeht. Die Teilnehmer können es selbst ausprobieren und natürlich helfe ich ihnen", erläutert Hamann. "Werkzeug stellen wir zur Verfügung."

Alle möglichen Behältnisse wurden zu Insektenhotels umfunktioniert.
Die Workshops, die in den kommen Monaten stetig ergänzt werden sollen, stehen jedem offen. Durch die große Bandbreite an Themen – geplant sind beispielsweise auch Kochkurse – soll eine möglichst große Zielgruppe angesprochen werden: von der Kita- oder Grundschulgruppe über Jugendliche, Nachbarschaftsinitiativen bis zu Firmen und Seniorenkreisen.

Sabine Heinsohn leitet das Urban-Gardening-Projekt des ALZ und bietet Workshops an, in denen die Teilnehmer Gegenstände mit Dot-Painting verzieren oder Glückswächter gestalten können.
Gefördert wird das ALZ-Klimaschutz-Projekt für insgesamt drei Jahre durch das Programm "Klimaschutz im Alltag" des Umweltressorts mit rund 186.000 Euro. "Dadurch können wir ein vielfältiges Programm organisieren", betont die kaufmännische Geschäftsführerin Susanne Lischka.