Herr Vukoja, wie schätzen Sie die Chancen ihres Teams auf den Aufstieg in die Regionalliga Nord ein?
Mario Vukoja: Von der Papierform her sind wir der Favorit. Wir können eine komplette Elf aufbieten, die in der A-Junioren-Verbandsliga den Winterrundentitel und den Vizetitel in der Sommerrunde geholt hat. Deshalb sagen alle, dass wir aufsteigen werden. Darin sehe ich aber auch eine Gefahr, da wir erst einmal die 90 Minuten absolvieren müssen. Wenn wir wirklich so gut wären, hätten wir ja auch den Titel in der Sommerrunde erreichen müssen.
Wie wird denn die Mannschaft des FC Oberneuland aussehen?
Da nur Akteure in der Relegation antreten dürfen, die auch in der nächsten Saison noch in der A-Jugend spielberechtigt sind, stehen unserem Gegner aus der Mannschaft, die gerade den Sommerrundentitel eingefahren hat, nur der Torwart, die Viererkette und ein Mann aus dem Zentrum zur Verfügung. Die Oberneuländer B-Jugend ist gerade aus der Verbandsliga abgestiegen. Ich weiß aber nicht, ob Oberneuland noch irgendwen aus dem Hut zaubert, der lange nicht im Einsatz war.
Was könnte den Traum vom Aufstieg in die Regionalliga zerstören?
Meine Mannschaft tut sich manchmal damit schwer, Rückschläge zu verkraften. Wenn wir also mit 0:1 in Rückstand geraten sollten, wir eine frühe Rote Karte kassieren oder sonst irgendetwas intern nicht nach Plan verläuft, könnten sich die Spieler in Gedanken mit anderen Dingen als dem Spiel beschäftigen. Das kann ich von außen nicht beeinflussen.
Was wird Ihrer Meinung nach den Ausschlag für den Aufstieg geben?
Der Kopf wird das Spiel entscheiden. Wichtig ist, dass jeder dem anderen auf dem Platz vertraut und wir unseren Plan verfolgen. Die Spieler wissen, was zu tun ist. Und dann müssen sie ihre Chancen verwerten. In der Liga wollten die Dinger zu oft nicht rein. Oberneulands Torwart ist auch ganz gut.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es am Sonntag an der Sperberstraße mit dem Aufstieg klappt?
Die meisten meiner Spieler haben bereits Erfahrungen in der Regionalliga gesammelt. Die Jungs wollen auch alle wieder unbedingt da hin und haben keine großartigen Alternativen zum JFV. Diese könnten im Falle einer Niederlage höchstens nach Oberneuland gehen. Grundsätzlich hat Oberneuland genauso Chancen auf den Sieg wie wir. Es ist ein bisschen wie bei einem Pokalspiel, bei dem es nur einen Gewinner geben wird.
Kennen Sie denn selbst auch die Regionalliga?
Ja, ich habe mit dem TuS Komet Arsten in der U17 in der Regionalliga gespielt und bin mit Arstens U19 gegen den FC Union 60 in diese Liga aufgestiegen. Ich weiß also, wie es geht. Nach einer Saison in der U19 bin ich dann zum JFV Nordwest gewechselt, mit dem ich ebenfalls in der Regionalliga angetreten bin.
Sie haben immer mal Nachlässigkeiten und unnötige Gegentore in den Ligaspielen beklagt. Befürchten Sie dies auch am Sonntag?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Da es aber wirklich um etwas geht, kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Jungs zwischendurch nachlässig werden. Ich denke, dass sie eine andere Haltung an den Tag legen werden.
Haben Sie bereits im Training gemerkt, dass der Fokus auf die Relegation passt?
Ja, die Jungs sind definitiv heiß. Es geht schließlich auch um ihre persönliche Zukunft. Für sie ist es auch besser, mit ihrem gewohnten Team und mit dem gleichen Trainer in die Regionalliga zu gehen.
Was ist im Falle des Aufstiegs geplant?
Im Falle eines Sieges wollen die Jungs nach Mallorca, aber eben nur, wenn es etwas zu feiern gibt. Ich werde die Jungs dann auch begleiten. Wenn wir es mit der Mannschaftskasse verrechnen, sollten eine oder zwei Nächte auf Mallorca möglich sein.
Welche Taktik verfolgen Sie am Sonntag?
Das bleibt geheim. Oberneulands Coach hat uns in dieser Saison aber schon oft genug gesehen und weiß daher vermeintlich, wie wir spielen werden. Vielleicht haben wir aber auch einen anderen Plan.
Bleiben Sie in der nächsten Saison Trainer der A-Junioren des JFV?
Im Aufstiegsfall auf jeden Fall. Für den Fall des Scheiterns in der Relegation haben wir uns noch nicht geeinigt. Im Falle des Aufstiegs werden zwölf Spieler aus dem aktuellen Kader mit hoch gehen.
Woraus ziehen Sie persönlich Motivation im Hinblick auf die Relegation?
Ich werde in zwei Wochen gerade einmal 25 Jahre alt. Ich denke, dass es sehr ungewöhnlich ist, in diesem jungen Alter schon eine Regionalliga-Mannschaft zu trainieren. Für mich wäre es ein geiles vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Außerdem würden wir erstmals überhaupt zusammen mit dem Blumenthaler SV in der Regionalliga spielen. Das Derby wäre schon eine feine Sache.
Weshalb sind Sie überhaupt trotz aktiver Karriere schon so früh auf dem Trainerstuhl gelandet?
Ich bin da vor zwei Jahren mehr oder weniger zufällig reingerutscht. Ich und mein Co-Trainer Jannik Bach haben die Mannschaft als Achter der Sommerrunde übernommen und einen Aufstiegskandidaten aus dem Team geformt. Der Aufstieg wäre nun die Belohnung.
Haben Sie vor dem Entscheidungsspiel personelle Probleme?
Wir bangen derzeit nur um den Einsatz von Elly Senayah, den ich beim 4:2-Sieg beim FC Union 60 kurz vor der Pause verletzt auswechseln musste. Aber ansonsten dürften wir alle Spieler an Bord haben.
Bleiben Sie Spieler beim Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack?
Ja, ich bleibe noch ein Jahr. Nach meinem Kreuz- und Innenbandriss bin ich aber leistungsmäßig noch nicht wieder da, wo ich vorher war. In den letzten vier Saisonspielen ging es aber schon ganz langsam wieder bergauf.
Das Gespräch führte Karsten Hollmann