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Gedenken der NS-Opfer in Vegesack "Ein Symbol für das Verbrechen"

Vertreter der Friedensschule und der Politik haben in Vegesack der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Vor 77 Jahren waren die Überlebenden der Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau befreit worden.
30.01.2022, 18:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Seit 1996 wird in Deutschland der 27. Januar als Tag der Erinnerung an alle Opfer des NS-Regimes begangen. Am Jacob-Wolff-Platz, an dem einst die Vegesacker Synagoge stand, wurde des 77. Jahrestags der Befreiung der Häftlinge aus den Konzentrationslagern Auschwitz und Birkenau durch die Rote Armee gedacht. Dieser Veranstaltung war ein Gedenkgottesdienst der Kirchengemeinde Alt-Aumund vorausgegangen.

„Auschwitz ist ein Symbol für Verbrechen und Grauen des Nationalsozialismus“, sagt Karsten Ellebrecht von der Internationalen Friedensschule Bremen, „daraus sollte sich ein Kompass für unser heutiges Verhalten ergeben.“ Er weist darauf hin, dass viele Themen der NS-Zeit bis heute nicht vergangen sind: So werden aktuell noch Ausgrabungen auf dem Russenfriedhof in Oslebshausen durchgeführt, so wird derzeit im Denkort Bunker Valentin eine Ausstellung über die sogenannten Rotspanier gezeigt, eine Straße nahe der Aumunder Wiesen soll nach dem Holocaust-Überlebenden Ewald Hanstein benannt werden, und im Bürgerhaus Vegesack wird voraussichtlich im September der hundertste Geburtstag von Ludwig Baumann gefeiert, der sich um die Friedensschule verdient gemacht hat.

Natalie Lorke (CDU) vom Beirat Vegesack erinnert daran, dass jede Person, die in Auschwitz ums Leben kam, ihre eigene Leidens- und Lebensgeschichte hat. „Es darf keine Gleichgültigkeit gegenüber dem Nationalsozialismus geben, und wir müssen den Mut haben, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen – über das, was uns wütend macht und ärgert“, sagt sie.

Detailliert berichtet Wiltrud Ahlers im Rahmen eines Projekts der „Internationalen Friedensschule Bremen" über das Schicksal der jüdischen Familie Levy, die im Jahre 1892 nach Blumenthal kam. Alfred Levy eröffnete ein Schuhgeschäft in der Kapitän-Dallmann-Straße und pflegte zusammen mit seiner Ehefrau gute nachbarschaftliche Beziehungen im Stadtteil, wozu auch der regelmäßige morgendliche Klönschnack gehörte. „Den Levys ging es gut, und sie waren in Blumenthal anerkannt“, sagt Wiltrud Ahlers, „doch mit der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933 wurde das schnell anders.“ Ein Sohn wurde aus der Schule ausgeschlossen, und die Familie wurde bald in einem sogenannten „Judenhaus“ unter beengten Verhältnissen untergebracht.

Mit einem Deportationsbescheid im Jahr 1941 wurde das Ehepaar Levy zum Arbeitseinsatz im Osten Europas verurteilt, ihr Geld und ihr Besitz wurden von den Nazis konfisziert. Unter unsäglichen Bedingungen waren sie im weißrussischen Minsk in einem Ghetto untergebracht. „Es gab keine Heizung und zum Essen nur Buchweizen und ausgekochte Pferdeknochen“, sagt Wiltrud Ahlers, die detailliert die Schicksale der Familie recherchiert hat. Während Alfred Levy und seine Frau 1942 von den Nazis umgebracht wurden, konnte Alfreds Vater das Kriegsende in Bulgarien im Alter von 81 Jahren erleben. „Von der gesamten Familie Levy konnten 14 Angehörige emigrieren und zehn sind in den Gaskammern umgekommen“, sagt Wiltrud Ahlers.






 

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