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SV Grohn Andreas Balzer geht in Ruhestand

So kann sich der 46-jährige Torwart des SV Grohn, Andreas Balzer, auf keinen Fall von der Fußball-Bühne verabschieden.
15.06.2020, 16:15 Uhr
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Von Olaf Schnell

So kann sich Andreas Balzer auf keinen Fall von der Fußball-Bühne verabschieden. Aufgrund der Corona-Epidemie wurde auch die Saison in der Fußball-Landesliga Bremen abgebrochen, und dadurch kam der 46-jährige Torwart des SV Grohn nicht mehr zu seinem Abschiedsspiel.

Dumm gelaufen und auch logisch, dass das nicht so geht. War Balzer doch insgesamt 40 Jahre sportlich im Einsatz, weil er auch von seiner Frau Sandra gut unterstützt wurde. Es begann für Andreas Balzer alles als Sechsjähriger bei der SG Marßel. Von dort ging es zur SGO Bremen, wo er bis zum Ende der A-Jugend blieb.

„Hiernach habe ich kurzfristig komplett mit dem Fußballsport aufgehört, weil ich bei der SGO im ersten Herrenteam nicht zum Zug kam. Und da habe ich mir damals gedacht, hörst einfach mal auf – und guckst, was passiert.“ Nach der Bundeswehr startete er zusammen mit seinem damaligen Kumpel Horst Diessel bei der DJK Germania Blumenthal wieder neu durch. Hiernach schnupperte Andreas Balzer mit Diessel schon einmal kurz beim SV Grohn, und auch beim Lüssumer TV für eine Spielserie rein. „In dieser Zeit haben wir gegen den Bundesligisten SV Werder Bremen gespielt und mit 0:11 verloren. Ich habe nur drei Tore in der zweiten Halbzeit kassiert, und mein Kollege Michele Lapenna die restlichen Treffer“, scherzte Balzer.

Als Vorbild eiferte der 46-jährige Balzer vor allem Manuel Neuer vom FC Bayern München nach. „Früher fand ich auch Oliver Reck ganz cool. Aber den besten Keeper, den Deutschland hat, ist definitiv für mich Neuer. Der hat so das ganze Komplett-Programm, was die früheren Torhüter nicht so auszeichneten – die glänzten mehr auf der Linie“ (Balzer).

Einigermaßen überzeugt ist Andreas Balzer auch von Werders Schlussmann Jiri Pavlenka. „Aber er hat in dieser Saison auch schon einige Böcke geschossen. Auf der Linie ist er bärenstark, aber das Rauslaufen und das gute Mitspielen kann er noch verbessern“, so Balzer, der früher von seinen eigenen Verteidigern und gegnerischen Stürmern verflucht wurde, dass der Fünf-Meter-Raum sein Bereich war.

„Da kannte ich keinen Freund und Feind, weil man anschließend auf der Linie wenig Chancen hat den Ball abzuwehren“. Nach dem Lüssumer Gastspiel begann seine Ära beim SV Grohn bis zum Aufstieg der „Husaren“ in die Bremen-Liga, damals unter dem Trainer Juan Schrader.

Zu dieser Zeit zog Balzer schon einmal seine Fußballschuhe aus privaten Gründen aus, kehrte dann mit 38 Jahren bei den Grohnern als Stand-by-Keeper für eine halbe Spielzeit aber wieder zurück, und stand zudem auch noch für eine Serie beim damaligen Landesligisten TSV Lesum-Burgdamm im Kader. Dann folgte wieder eine Pause, bis Grohn erneut um Hilfe schrie.

„Ich habe mich immer wieder aus alter Verbundenheit zu den “Husaren„ überreden lassen, vor allem von Torben Reiß. Hätte da jemand anderes angerufen, dann hätte ich gesagt, das könnt ihr euch klemmen“. So kehrte er Anfang Juli 2015 noch einmal zum Oeversberg nach Grohn zurück und bestritt in dieser abgebrochenen Saison 2019/20 für sie das letzte Spiel gegen den SV Lemwerder.

Die Freundschaftspartie mit den Lüssumern im Rahmen der 100-Jahr-Feier gegen die Werderaner sieht Balzer schon als sportliches Highlight, neben dem siegreichen Aufstiegsspiel in die Bremen-Liga mit den Grohnern in Bremerhaven und das erfolgreiche Pokalspiel im Elfmeterschießen gegen den SC Weyhe, wo Balzer den letzten Elfmeter parierte. „Vor allem gegen Surheide habe ich ein ziemlich gutes Punktspiel gemacht.“

Als Schwächen gesteht der Nordbremer ein, dass er öfters seinen Mund aufgemacht hat. „Ich habe immer lautstark auf dem Spielfeld agiert. Das fanden nicht alle Mitspieler immer sehr passend. Ich kann mich halt`immer ärgern, wenn man blöd verliert – jede Niederlage tut weh“, sagte der Werder-Fan, der hofft, dass die Grün-Weißen noch den Relegationsplatz erreichen können. „Dann wäre vielleicht das Highlight, dass Werder gegen den HSV spielt. Aber die Frage ist, wo trägt man wegen der großen Brisanz diese beiden Partien aus?“

Und wie geht es beim SV Grohn nun nächste Saison weiter? „Ich bin da komplett raus. Wenn ich zuletzt gespielt habe, dann sortierte ich drei bis vier Tage meine Knochen. Danach konnte ich erst wieder einigermaßen vernünftig laufen. Es hat absolut Spaß gemacht. Aber ich denke, jetzt kommt allmählich das Alter, wo man, wenn überhaupt noch einmal mit ein bisschen Spaß – bei den Altherren mitkicken kann.“

Andreas Balzer hält große Stücke vom Grohner Coach Jan-Philipp Heine. „Jan ist ein richtig guter Trainer – vom Menschlichen, und auch von seinem ganzen Typverhalten her. Ich bin sehr gut mit ihm klargekommen, obwohl er auch ein Tacken jünger ist als ich.“ Heine kann sich noch genau daran erinnern, wie die Sportliche Leitung und er überlegt haben, „wo wir notgedrungen einen Torwart verpflichten können. Fußballerisch war uns allen klar, dass die Ausbildung stimmt, aber keiner wusste so wirklich – was bei Andreas körperlich noch so geht. Das Ergebnis war unglaublich, und hat wirklich alle überrascht. Ich würde sogar die nächste Saison mit ihm planen, wenn er wieder Lust hat.“

Ein Abschiedsspiel muss nach Meinung von Andreas Balzer jetzt auf jeden Fall noch für ihn über die Bühne gehen. So könnte er sich durchaus vorstellen, dass er gleich zum Saisonauftakt das Tor der „Husaren“ noch einmal hütet – um danach endgültig sich aus der oberen Etage des Bremer Fußballs zurückzuziehen. Zwar hat Balzer dann für die laufende Saison wieder einen gültigen Spieler-Pass, doch er ist der Meinung, dass für ihn nach diesem letzten Spiel endgültig Schluss ist.

„Das werde ich mit Jan-Philipp Heine und Torben Reiß noch einmal alles besprechen. Ich möchte mich von der Mannschaft und Fans noch einmal vernünftig verabschieden. Die Tür ist zwar noch nicht ganz zu, aber fast. Es muss auch einmal gut sein.“

In Sachen Abschiedsspiel könnte sich Grohns Sportlicher Leiter Torben Reiß auch vorstellen, dass Andreas Balzer in einem Freundschaftsspiel gegen den Neu-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst zum Zuge kommt. „Die SVA-Verantwortlichen haben mir versprochen, dass es in diesem Jahr klappen könnte. Auf jeden Fall sehe ich den Balzer-Abschied mit einem weinenden und lachenden Auge, weil er uns sehr gut unterstützt hat. Wir hatten beide stets einen sehr guten Kontakt“, sagte Reiß.

So wird Andreas Balzer in Zukunft neben seiner Familie weiter dem Badminton-Sport beim ASV Ihlpohl mit den Kumpels Matthias Cercel, Markus Busch und Andreas Hensel locker betreiben. Und auch sein Angeln soll mit seinem Sohn Femke nicht zu kurz kommen. Fit hält ihn natürlich auch die Tatsache, dass der Ritterhuder jeden Tag bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad – „das ist kein E-Bike, ich bin noch einer von der mechanischer Natur“ – zur Arbeit nach Lemwerder fährt. Und Andreas Balzer freut sich auf sein Abschiedsspiel mit den Grohnern – und natürlich auf seine neuen Aufgaben.

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