Grohn. Im ersten Spiel mit Torben Reiß als Interimstrainer ist dem Fußball-Landesligisten SV Grohn der erhoffte Befreiungsschlag gelungen. Die „Husaren“ gewannen das Kellerduell gegen den TSV Lesum-Burgdamm mit 2:1 (1:0), beendeten die Negativserie von neun Niederlagen in Folge und kletterten mit jetzt zehn Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz. Die Heidberger hingegen verpassten die Chance, den Anschluss an das untere Mittelfeld herzustellen. „Jetzt wird's richtig schwierig“, stellte Trainer Bayram Özkul fest.
Magull Mann des Tages
Der Mann des Tages in einem niveauarmen und zunehmend hektischer werdenden Derby war nicht Siegtorschütze Cansin Cetin, der den eine Minute zuvor erzielten Ausgleichstreffer von Ercan Yilmaz toppte (90.+3), sondern Feldspieler Denis Magull. Denn der stand für den an der Hand verletzten Stammtorhüter Mehmet Tugay Tiras und seinen im Feld mitwirkenden Stellvertreter Florian Samorski zwischen den Pfosten und machte seine Sache überaus ordentlich. Und das nicht nur in der siebten Minute der Nachspielzeit. Aber da besonders. Da parierte Magull nämlich bei der letzten Aktion einen von Ercan Yilmaz getretenen Freistoß glänzend und rettete den Grohner Sieg ins Ziel.
„Super gemacht“, lobte Torben Reiß seinen Aushilfstorhüter, ließ sich von dem Dreier seiner Mannschaft aber nicht bedingungslos blenden: „Es gibt noch viel Arbeit, die vor mir liegt.“ Allerdings wolle man jetzt das Positive mitnehmen, auch wenn „das Spiel nicht schön war.“
Beim TSV Lesum-Burgdamm hätte Ercan Yilmaz in die Rolle des Matchwinners schlüpfen können. Doch das verhinderte einerseits die Magull-Parade in der Schlussminute, andererseits die zuvor offenbarte Abschlussschwäche. Denn in der 30., 49. und 80. Minute hatte der Offensivmann, der nach dem verletzungsbedingten Aus von Matheus Wild nach 20 Minuten auf's Feld gekommen war, drei Hochkaräter – einen davon nach Magull-Patzer – ausgelassen.
Die Lesumer übernahmen am Oeversberg, wie von Trainer Bayram Özkul angekündigt, das Kommando und brachten die wackelige Hintermannschaft der „Husaren“ von einer Verlegenheit in die nächste. Was fehlte war jedoch die Zielstrebigkeit im Abschluss, die Özkul und Co-Trainer Horst Diessel lautstark einforderten. Umso mehr, als dass Grohn nach zwölf Minuten – wie aus dem Nichts – in Führung ging. Nach Vorarbeit von Fabian König traf Ihsan Kepir mit schönem 14-Meter-Linksschuss zum 1:0.
Wenig später musste Bayram Özkul personell umbauen. Erst schied Matheus Wild nach einem langen Sprint an der Außenlinie mit einer Oberschenkelverletzung aus, dann zog sich Peyman Rasmju eine Knieverletzung (Bayram Özkul vermutet einen Kreuzbandriss) zu und wurde nach längerer Unterbrechung und anschließender Wartezeit per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Nach der Halbzeit kam zeitweise etwas mehr Struktur in die Aktionen, doch in erster Linie resultierten Chancen aus Abwehrfehlern – entweder taktischer oder technischer Natur. Ein weiterer Treffer lag jedenfalls förmlich in der Luft. „Wir fressen gleich einen, 100-prozentig“, befürchtete Grohns Torben Reiß, dessen Team gegen den aufrückenden Gegner aber auch das 2:0 hätte machen können. Die Befürchtung trat mit einiger Verzögerung ein, aber sie trat ein. Bei der dritten Lesumer Chance in der insgesamt siebenminütigen Nachspielzeit klingelte es. Ercan Yilmaz gelang nach einem Durcheinander im Strafraum das 1:1 (90.+2).
Doch die Grohner jubelten zuletzt. Cansin Cetin jonglierte den Ball förmlich durch die Lesumer Abwehrspieler und traf zum 2:1-Endstand (90.+5). „Wir wollten nach dem 1:1 noch den Sieg“, erklärte Bayram Özkul. Doch es kam ganz anders. Dem SV Grohn wurde die Tür zum Befreiungsschlag geöffnet.
Für die Lesumer Akteure bedeutete die Niederlage bestenfalls ein Vertagen mittlerweile mehrerer benötigter Befreiungsschläge. Bayram Özkul machte kein Hehl daraus, dass ihm eine Schlechtwetterphase durchaus gelegen käme: „Ich hoffe nun, dass die Winterpause schnell kommt.“ Denn mit der Winterpause verbindet er die Möglichkeit und Hoffnung, den einen oder anderen Spieler an den Heidberg zu holen und doch noch das rettende Ufer zu erreichen.