Der Sack mit den drei Punkten schien geschnürt zu sein, als Denis Chinaka in der 88. Minute das 2:0 für den Blumenthaler SV gegen den ESC Geestemünde im Heimspiel der Fußball-Bremen-Liga erzielt hatte. Doch dem Jubel auf dem Platz und auf den Rängen folgte zehn Minuten später bei Fans und Akteuren der Burgwallelf betroffenes Schweigen. Mit einem fulminanten Endspurt und der erforderlichen Portion Glück schafften die Seestädter noch den Ausgleich und entführten einen Punkt aus dem Burgwallstadion.
Dass sich auf dem Rasenplatz zwei Mannschaften gegenüber standen, die das schnelle und kombinationssichere Spiel beherrschen, wurde bereits kurz nach dem Anpfiff deutlich. Und als Rechtsaußen Berkay Yilmaz den Ball in der achten Minute knapp über das Geestemünde Tor drosch, zeigte sich BSV-Coach Malte Tietze von dem „sehr guten Beginn“ seiner Mannschaft angetan.
Der flotte und selbstbewusste BSV-Offensivfußball schmeckte den Seestädtern nicht. Sie versuchten, ihn auch mit unerlaubten Mitteln zu stoppen. In der 21. Minute sah ESC-Linksverteidiger David Weber die Gelbe Karte, weil er Yilmaz ungestüm von den Beinen geholt hatte. Insgesamt aber verlief die Begegnung weitgehend in fairen Bahnen, wobei die Abwehrreihen beider Teams dominierten. Allerdings durften sich die Seestädter in der 42. Minute bei Fortuna bedanken, dass sie nicht in Rückstand geraten waren. Nach einem schnellen Konter der Burgwallelf über die rechte Außenbahn hatte Mittelstürmer Tristan Schaper den Ball aus 17 Metern gegen die Querlatte des Geestemünder Gehäuses gewuchtet.
Fazit zur Halbzeit: Die Blumenthaler, bei denen sowohl das Kurzpass- als auch das Umschaltspiel gut klappten, hatten den torgefährlichen Angriff der Bremerhavener im Griff und bestimmten über weite Strecken die Begegnung. An diesem Gesamtbild sollte sich nach dem Wiederanpfiff von Schiedsrichter Finn Wührmann zunächst wenig ändern. Die Mannschaft von ESC-Trainer Blaz Cavar lief wiederholt Gefahr, bei sich häufenden Ballverlusten ausgekontert zu werden. In der 60. Minute zum Beispiel hatte Tristan Schaper freie Bahn, legte sich den Ball aber zu weit vor und verpasste das Führungstor noch. Und nur acht Minuten später verfehlte der Weitschuss von Mannschaftskapitän Kilian Lammers das von Torwart Timor Pazhigov verlassene Geestemünder Gehäuse knapp.
Zu diesem Zeitpunkt war auf Seiten der Nordbremer gerade Denis Chinaka für Berkay Yilmaz eingewechselt worden und belebte die BSV-Offensive nachhaltig. Davon sollte schließlich auch Mittelstürmer Tristan Schaper profitieren, der von Paul Lentz auf die Reise geschickt wurde und nach einem langen Sprint mit dem Ball das 1:0 für die Blumenthaler erzielte (81.). Die Gäste antworteten nun mit wütenden Angriffen, entblößten allerdings zunehmend ihre Defensive. Das sollte sich in der 88. Minute rächen: Den Blumenthalern bot sich viel Platz im Strafraum der Gäste, und Chinaka netzte unbedrängt zum 2:0 ein.
Damit schien die Partie entschieden zu sein. Doch die Eisenbahner stemmten sich gegen die drohende Auswärtspleite. Nach einem Freistoß von Seli Qorri drückte ESC-Mittelstürmer Maikol Mina den Ball per Kopf zum Anschlusstreffer in die Maschen (90.+3). Und Sekunden vor dem Schlusspfiff musste sich der ansonsten souverän agierende BSV-Keeper Eric Walter erneut geschlagen geben: Geestemündes Mittelfeldlenker Qorri "schummelte" den Ball nach einem Eckstoß aus dem Gewühl heraus zum 2:2 (90.+8) über die Torlinie.
BSV-Trainer Malte Tietze sprach nach dem Schlusspfiff von einem bitteren Punkteverlust. Seine Mannschaft habe über 90 Minuten das bessere Spiel gezeigt, verdient 2:0 geführt und dann nach zwei Standards unglückliche Gegentreffer kassiert. Tietze: „Da kann man nur schade sagen“.