Zwei Treffer aus den jüngsten drei Spielen ist eine Quote, die einem echten Goalgetter vollauf gerecht werden würden und mit der sich aktuell auch Florian Brahtz schmücken darf. Ihn darum als Torjäger zu bezeichnen, käme allerdings nicht einmal seinen Teamkollegen vom Bremen-Ligisten Blumenthaler SV in den Sinn. Als Brahtz kürzlich beim TV Eiche Horn den 4:2-Sieg mit seinem ersten Saisontreffer einläutete konnte sich auch der verletzt zuschauende Kapitän Kilian Lammers nicht verkneifen, gar von einem „Wunder“ zu sprechen. Der 20-Jährige kann mit dieser Art Frotzelei umgehen und schob bei der jüngsten 2:3-Niederlage gegen den ESC Geestemünde gleich noch ein Freistoßtor nach. Natürlich sind solche Erfolgserlebnisse auch für Florian Brahtz das Salz in der Suppe, gehören allerdings nicht gerade zu seiner Kernkompetenz. Der Zentrumspieler bringt andere Qualitäten mit. Qualitäten, die ihm den inoffiziellen Titel einer „Arbeitsbiene“ eingebracht haben – und das völlig zu Recht.
Für Malte Tietze, selber ein Blumenthaler Urgestein und seit kurzem auch Cheftrainer des ersten Herrenteams ist er gar die Verkörperung eines echten Burgwall-Jungen. „Florian ist ein Top-Typ, auf dem man sich hundertprozentig verlassen kann, ein Blumenthaler durch und durch.“ Dabei ist der so Gelobte gar kein waschechter Blau-Roter, noch nicht einmal Bremer. Florian Brahtz kommt ursprünglich aus Potsdam. „Mein Vater hat damals in Bremen gearbeitet und da sind wir dann 2009 hierher gezogen“, sagt er. Bis dahin hatte er als knapp Vierjähriger in Potsdam gekickt, doch sein Traum war immer, einmal höher zu spielen. „Wenn man von sich selber meint, nicht gerade der allerschlechteste Fußballer zu sein, ist das doch normal, wenn man mehr will. Und da geht hier natürlich kein Weg am Blumenthaler SV und seiner sehr guten Nachwuchsarbeit vorbei“, sagt der Zentrumspieler.
Nie in der Regionalliga dabei gewesen
Ja, auf den Mund gefallen ist er zweifelsfrei nicht und das weiß er auch. „Ich bin eher etwas extrovertiert und sage, was ich denke, manchmal bin ich vielleicht sogar etwas vorlaut, ansonsten aber eher ein ruhiger Typ“, schätzt er sich selbst ein. Am Burgwall entwickelte er sich stetig, gehörte aber interessanterweise nie einer der Nachwuchsmannschaften an, die in der Regionalliga an den Start gingen. „Ich gehörte immer zu den Jahrgängen, die den Sprung aus der Verbands- in die Regionalliga geschafft hatten und bin dann immer in die nächsthöheren Jahrgänge gekommen“, erklärt Florian Brahtz. Geschadet hat ihm das am Ende nicht. Mittlerweile gehört er seit drei Jahren zum Kader der ersten Herren, zunächst parallel zu seinen A-Junioren-Einsätzen, jetzt ist er aus dem Team kaum wegzudenken, stand in zehn von bislang elf absolvierten Partien auf dem Platz, neunmal davon in der Startelf. „Er ist für uns extrem wichtig, geht immer voran und ist unser Mittelfeld-Motor. Mit seiner Technik und schnellen Beinen ist er überall auf dem Platz zu finden. Natürlich wäre es schön, wenn er als Sechser oder Achter auch noch Tore machen würde, aber auch da ist er ja mittlerweile auf einem guten Weg“, sagt Malte Tietze.
Immerhin ist Florian Brahtz auf dem besten Weg an seine Jugendzeit, in der er regelmäßig traf, anzuknüpfen. Er ist drauf und dran, seine „Bestmarke“ aus der Vorsaison, als er zweimal traf, in der laufenden Serie zu übertreffen. Und gäbe es eine bessere Gelegenheit, als im anstehenden Derby gegen die Nachbarn von der SG Aumund-Vegesack nachzulegen? Für Brahtz hat das ewige Duell keinesfalls an Glanz verloren. „Das habe ich beim Blumenthaler SV mit aufgesogen, dass das Derby nun einmal etwas ganz Besonderes ist. Und mal ehrlich, was gibt es Schöneres, als jetzt am Sonnabend-Abend in einem Flutlichtspiel am Burgwall aufzulaufen?", fragt er. Zur Vorbereitung auf das Nachbarschaftstreffen hatte er sich auch den 6:5-Pokalsieg der SAV nach Elfmeterschießen im Viertelfinale über den ESC Bremerhaven angeschaut. „Das Spiel hatte nicht so das höchste Niveau, lebte aber natürlich von der Spannung“, lautete sein Urteil.
Brahtz, der im dritten Semester Bauingenieurswesen an der Bremer Hochschule studiert, sieht seine Mannschaft vor dem Derby gut aufgestellt. „Etliche unserer jungen Spieler kennen sich ja gut aus den Duellen mit der JFV Bremen. Ich freue mich auf das Derby.“ Wenn nichts Unerwartetes mehr geschieht, dürfte Florian Brahtz seine Mannschaft auch an diesem Sonnabend wieder als Kapitän auf den Kunstrasen führen. Erstmals trug er die Kapitänsbinde am vergangenen Spieltag gegen den ESC Bremerhaven, nachdem der eigentliche Mannschaftsführer Kilian Lammers kurzfristig ausgefallen war und auch Dennis Brendow noch nicht einsatzfähig war. Zurzeit sieht es danach aus, als ob sich an dieser Konstellation nichts ändern wird. Für einen 20-Jährigen könnte das neben der ehrenvollen Aufgabe durchaus auch eine Belastung sein. Nicht für Florian Brahtz: „Ich denke, dass ich auf dem Platz sowieso schon immer lauter war, um uns voranzutreiben. Und ich bin der Meinung, dass jeder Spieler alles dafür tun sollte, die Mannschaftsziele zu erreichen, egal ob mit oder ohne Kapitänsbinde.“