Natürlich hatten sich Mannschaft und Trainerteam eine Siegchance ausgerechnet. Doch als Schiedsrichter Sebastian Schiller das Spiel nach 94 Minuten abpfiff, zeigte der überschäumende Jubel beim abstiegsgefährdeten Fußball-Bremen-Ligisten Blumenthaler SV, dass er sich selber als krasser Außenseiter eingestuft hatte. Auf dem Kunstrasenplatz im Burgwallstadion gelang ihm dennoch dank einer kampf- und spielstarken Leistung ein letztlich zwar etwas glücklicher, aber insgesamt verdienter 3:2-Sieg über den favorisierten KSV Vatan Spor.
Es war quasi das Wunschergebnis von Rainer Raute. Er hatte die junge Blumenthaler Mannschaft auf die Partie vorbereiten müssen, weil Chefcoach Peter Moussalli wegen eines Infekts das Bett hütete. Und vor dem ersten Bremen-Liga-Spiel nach der Winterpause hatte sich Raute optimistisch gezeigt: „Warum sollen wir nicht wie zum Saisonauftakt für eine Überraschung sorgen?“ Am 13. August 2022 war die Burgwall-Elf gegen den selbst ernannten Titelkandidaten OSC Bremerhaven ebenfalls als 3:2-Sieger vom Platz gegangen.
Am Sonnabendnachmittag durften die Fans unter den rund 80 Zuschauern schon früh hoffen, dass Rautes optimistische Prognose in Erfüllung gehen könnte. Zwar zeigte das Team des Trainerduos Necati Uluisik/Tarek Chaaban den technisch etwas anspruchsvolleren Fußball, doch die einmal mehr mit etlichen 17- und 18-Jährigen gespickte Burgwall-Truppe präsentierte sich als lauf- und kampfstarke Einheit. Die den offensivstarken Gröpelingern ein effektiv agierendes Abwehrbollwerk entgegenstellte. Zudem brachte das schnelle Umschaltspiel der Gastgeber – oft mit langen Bällen auf Sturmspitze Kilian Lammers, der sie anschließend geschickt verteilte – die Vatanesen immer wieder in Verlegenheit. Bei denen bot der in der Winterpause vom Burgwall an die Lissaer Straße gewechselte Larry Franklin Gogbe zwar eine starke Vorstellung. Blumenthals aufmerksamen Keeper Eric Walter aber konnte er trotz etlicher Versuche nicht überwinden. Allerdings gelang auch den Gastgebern in der ersten Halbzeit nichts Zählbares, weil sie entweder das Ziel knapp verfehlten (Enes Corogli/43.) oder aber an Vatan-Keeper Burak Dilek scheiterten (Dennis Brendow/40.).
Dass die Partie nicht torlos enden sollte, deutete sich schon in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit an: Vatan intensivierte das Offensivspiel, belagerte zeitweise den Blumenthaler Strafraum, riskierte allerdings auch, ausgekontert zu werden. So geschehen in der 50. Minute. Nach Balleroberung schickte Kilian Lammers seinen Kollegen Enes Corogli auf die Reise, der Vatans Keeper keine Abwehrchance ließ. Der Blumenthaler SV führte 1:0, konnte sich daran allerdings nicht lange erfreuen. Denn in der 60. Minute zeigte der Unparteiische auf den Elfmeterpunkt, weil Blumenthals Florian Brahtz Vatans Osman Suwareh knapp im Strafraum von den Beinen geholt hatte. Den Elfmeter verwandelte Anil Morkan sicher zum 1:1-Ausgleich.
Ein Zwischenresultat, das nur zwei Minuten Gültigkeit haben sollte. Denn nach einem Eckball von Jasper Look überwand Kilian Lammers den Gäste-Keeper mit einem Kopfball-Torpedo zum 2:1 (62.). Vatan-Coach Necati Uluisik reagierte prompt und schickte Yasin Chaaban für Amil Morkan aufs Feld. Und der ehemalige Blumenthaler bedankte sich per Kopf mit dem 2:2-Ausgleich, (77.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gäste allerdings nur noch zehn Spieler auf dem Platz, weil Osman Suwareh wegen wiederholten Foulspiels die Ampelkarte gesehen hatte (67.). Und nur eine Minute nach dem Ausgleich zeigte Schiedsrichter Sebastian Schiller Vatan-Mittelfeldspieler Mahdi Matar wegen Beleidigung den roten Karton (78.). In doppelter Unterzahl suchten die Gäste gleichwohl ihr Heil in der Offensive. Die Blumenthaler standen immer wieder unter Druck, von dem sie schließlich durch Dennis Brendow und Kilian Lammers befreit wurden (94.). Brendow ließ sich bei seinem langen Spurt aufs gegnerische Tor nicht aufhalten, bediente Lammers mit einem präzisen Pass, den der Goalgetter mit seinem zweiten Treffer zum 3:2-Sieg für den Blumenthaler SV verwertete. Der nach übereinstimmender Spielbewertung von Rainer Raute und Tarek Chaaban verdient war. Der BSV-Coach: „Alles hat geklappt, unser Konzept ist aufgegangen.“ Tarek Chaaban wollte nicht widersprechen: „Wir haben zu wenig investiert.“
