Es war das Topspiel am neunten Spieltag der Fußball-Bremen-Liga und zugleich ein Härtetest – den die SG Aumund-Vegesack mit Bravour bestanden hat. Obwohl Trainer Markus Merle auf einige verletzte Stammkräfte verzichten musste, bezwang seine Mannschaft den KSV Vatan Spor mit 2:0 und ließ sich von ihren Fans als neuer Tabellenführer feiern. „Wir sind ein starkes Kollektiv“, nannte Werle als Grund für den siebten Sieg im neunten Saisonspiel der Nordbremer.
Punktgleich mit der SAV, aber in der Tordifferenz um einen Treffer besser, waren die Gröpelinger mit Trainer Necati Uluisik angereist, um ihren hartnäckigsten Verfolger abzuschütteln. Doch bereits zwei Minuten nach dem Anpfiff lag der KSV Vatan Spor mit 0:1 zurück. Weil die SAV nach der ersten Balleroberung sofort auf Attacke umgeschaltet und die Gäste-Abwehr SAV-Mittelstürmer Mücahit Özkul nicht in den Griff bekommen hatte. Seine Schussversuche prallten zunächst von beiden Torpfosten ab, bevor er den Ball im Nachsetzen im Vatan-Tor unterbrachte (2.).
Die Gröpelinger, die sich normalerweise Zeit beim Spielaufbau lassen und den Gegner erst einmal studieren, reagierten sofort mit druckvollen Offensivaktionen – die ihnen zwar einige Eckstöße, aber keine zwingenden Torchancen einbrachten. Doch Markus Werle gefiel nicht, dass seine Abwehr fast ausschließlich mit langen, aber unproduktiven Bällen nach vorn operierte. „Ihr müsst mehr arbeiten“, lautete sein Appell, der wenig später Früchte tragen sollte. Die Gastgeber kombinierten sich auf der linken Angriffsseite zum gegnerischen Strafraum, wo Nikolas Doye noch einen Gegenspieler austanzte und das vermeintliche 2:0 erzielte (23.). Das der Schiedsrichter-Assistent allerdings wegen angeblicher Abseitsstellung aberkannte. Womit er nicht nur nach Meinung von Markus Werle, sondern auch von Vatan-Verantwortlichen daneben lag.
Die Vegesacker ließen sich allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Ihre von Mario Vukoja organisierte Defensivarbeit blieb konzentriert und effektiv, zudem beherrschte Keeper Jan Niklas Dähne seinen Strafraum. Und nach einem schnell und ballsicher vorgetragenen Konter lag erneut das zweite SAV-Tor in der Luft. Doch dem einschussbereiten Marin Vukoja versprang der Ball (37.).
Die zweite Halbzeit begann wie die erste: mit einem Blitzstart der Gastgeber. Aber erneut traf Mücahit Özkul mit einem Schrägschuss von der Strafraumgrenze nur den Torpfosten. Eine Szene, die sich allerdings auch als Weckruf für die Gäste erweisen sollte. Sie forcierten ihre Angriffsbemühungen und bildeten zeitweise einen Belagerungsring um den Vegesacker Verteidigungswall. Der standhielt, obwohl Vatan-Coach Necati Uluisik seinen Spieler ein ums andere mal zurief: „Weiter, wir haben sie.“
Eine Fehleinschätzung, wie sich herausstellen sollte. Denn der rund 25 Minuten währende Abwehrkampf der Gastgeber sollte sich auszahlen. Als die Kräfte der Vatanesen nachließen, häuften sich die Konter der SAV. In der 79. Minute traf Mücahit Özkul erneut zunächst den Pfosten, bevor dem stark auftrumpfenden Felix Johannes Kaup im Nachschuss das 2:0 gelang. Drei Minuten später hätte Özkul den Sack endgültig zumachen können. Doch nach einem Foul an Yomo Salomon Kiebacher scheiterte der SAV-Goalgetter mit seinem Strafstoß an Vatan-Keeper Burak Dilek.
Markus Werle bezeichnete den 2:0-Heimerfolg als verdient, weil seine Mannschaft in der Druckphase der Gäste kühlen Kopf bewahrt und sich insgesamt mehr klare Torchancen als der Gegner erarbeitet habe. Werles Kollege Necati Uluisik verwies hingegen auf die größeren Spielanteile seiner Mannschaft, die allerdings in der entscheidenden Phase vor dem Tor des Gegners leider nicht genutzt worden seien.