Als der Regen einsetzte, tanzten die Spieler der SG Aumund-Vegesack im Kreis, während ihre Kollegen von der Leher TS bedröppelt zum Umkleidetrakt marschierten. Glatt mit 4:0 hatte der Nordbremer Fußball-Bremen-Ligist in Spiel eins nach dem Rücktritt von Trainer Markus Werle gewonnen und dabei insbesondere in der Schlussphase, als die Gäste alles auf die Karte Offensive setzten, effektiven Konterfußball gezeigt.
Dass die SG Aumund-Vegesack ein anderes Gesicht als bei der 1:2-Niederlage beim Aufsteiger SC Vahr Blockdiek und dem damit einhergehenden Rücktritt von Markus Werle präsentieren würden, hatte der bisherige Co- und jetzige Interimstrainer Issam El-Madhoun erhofft: „In den Gesprächen und während der Übungseinheiten war für mich deutlich geworden, dass die Mannschaft sich rehabilitieren wollte.“
Das war allerdings einfacher gesagt als getan, denn die junge Mannschaft der Leher Turnerschaft erwies sich vor allem in der ersten Halbzeit als engagierter und technisch versierter Gegner. Allerdings mit einem Manko: Ihre Fußballkunst endete meistens vor dem SAV-Strafraum. Vor allem ein Verdienst der aufmerksamen und zuverlässigen Vegesacker Defensive. Und zu den Stützen zählte am Sonnabend auch der 27-jährige Innenverteidiger Lokman Abdi, der aus der zweiten Mannschaft in den Bremen-Liga-Kader zurückgekehrt war und die Abwehr stabilisierte.
Dennoch erwies sich die abwechslungsreiche und unterhaltsame Begegnung für die favorisierten Nordbremer im eigenen Stadion nicht als Selbstläufer. Denn die Mannschaft von Lehes Trainer Sasa Pinter wollte die infolge des Trainerrückzugs vermeintlich eingetretene Verunsicherung des Gegners nutzen. Doch es zeigte sich, dass Issam El-Madhoun dem Vegesacker Team Einsatzbereitschaft, Kampfgeist und vor allem Struktur eingeimpft hatte. Zwar haperte es bei den Nordbremern zunächst noch augenfällig beim Spielaufbau, doch nachdem Sebastian Kurkiewicz den Querbalken getroffen (17.) und Avni-Serdar Güngör (18.) an Lehes Keeper Lukas Katarius gescheitert war, übernahmen die Gastgeber endgültig die Regie. Mit der absehbaren Konsequenz, dass Mussa Tasmin mit seinem nicht unhaltbaren 20-Meter-Schuss die Führung gelang (30.).
Bei den Vegesackern wirkte die Führung geradezu entkrampfend, auch wenn bis zum Halbzeitpfiff trotz Spielkontrolle kein weiterer Treffer folgte. Der deutete sich allerdings mit zunehmender Spielzeit im zweiten Durchgang an. Die Gastgeber kontrollierten mit Mola Khan und den eingewechselten Shefik Osmani sowie Eric Obiegly das Mittelfeld. Zunächst zwar ohne zählbaren Erfolg, doch dann schickte Issam El-Madhoun den 35-jährigen Sturmtank Bashkim Toski ins Rennen, der zwei Minuten später nach Vorarbeit von Nikolas Doye zum 2:0 (73.) traf.
In der letzten Viertelstunde intensivierten die Seestädter zwar noch einmal ihre Offensivbemühungen. Allerdings mit dem Ergebnis, dass die Nordbremer nun Zeugnis von ihrem cleveren Konterspiel ablegen konnten. In der 91. Minute erhöhte Eric Obiegly nach Vorarbeit des nach langer Verletzungspause kurz zuvor eingewechselten Abdullah Basdas auf 3:0. Und den Schlusspunkt durfte Lokman Abdi mit einem Freistoßtor aus rund 25 Metern zum 4:0-Endstand setzen (90.+2).
Während der enttäuschte Sasa Pinter nach dem Schlusspfiff wortlos gen Umkleidetrakt eilte, feierten die SAV-Spieler mit ihrem Interimstrainer den Brustlöser. Der nach den Worten von Issam El-Madhoun auch in der Höhe verdient war: „Wir haben von Beginn an die Spielkontrolle gehabt, dem Gegner kaum Torchancen gewährt und insgesamt eine gut strukturierte Vorstellung geboten. Und das nach einer stressigen Woche für uns alle.“