Eine Reaktion auf die bittere 1:2-Auswärtsniederlage bei der BTS Neustadt mit Gegentoren in den Schlusssekunden hatte Ugur Biricik, Trainer des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack, vor dem Heimspiel gegen den KSV Vatan Sport gefordert. Die Reaktion erfolgte teilweise: Die Vorstellung war engagiert, doch die Abwehr erneut anfällig und den Heimsieg gab es auch nicht. Stattdessen gab es im Lager der SAV nach dem erneuten Ausgleich in der Nachspielzeit zum 3:3 (1:1) wieder große Enttäuschung und lange Gesichter.
Sie verstanden die Welt nicht mehr, Ugur Biricik eingeschlossen. „Wir haben die Möglichkeiten gehabt, das Spiel zu entscheiden. Und dann bekommen wir wieder so ein Tor aus dem Nichts. Wir können vorne das 4:2, 5:2 machen, dann ist das Ding hier erledigt. Stattdessen belohnen wir uns nie für unsere Arbeit und klauen uns selbst die Punkte“, lautete das Fazit des SAV-Coaches nach den ernüchternden Schlussminuten. Was war passiert? Von der Mittellinie schlug der eingewechselte Ahmet Gül eine lange Flanke in den SAV-Strafraum, Torhüter Jasin Jashari lief aus seinem Tor, verfehlte jedoch den Ball. Dieser fiel auf den Kopf von Enes Tiras und von dort ins leere SAV-Tor. Es stand plötzlich zum dritten Mal an diesem Nachmittag unentschieden, und die SAV trauerte den großen Torchancen in den Minuten 85 und 88 nach, als zweimal Mücahit Özkul sowie Sebastian Kurkiewicz ihre Konter nicht perfekt zu Ende spielten. Denn Vatan Sport war bereits seit der 76. Minute nach der Gelb-Roten Karte gegen den Doppeltorschützen Sulayman Drammeh in Unterzahl.
Die SAV hatte also erneut große Defensiv-Probleme, denn auch zuvor ließen sie jeweils nach ihrer Führung schnell wieder den Ausgleich zu. „Diese Fehlerkette wiederholt sich in jeder Woche und zieht sich bisher durch die gesamte Saison“, ärgerte sich Ugur Biricik. „Da kann ich als Trainer am Ende dann auch nichts mehr machen“, zeigte sich der Coach hilflos. Alleine in der ersten Halbzeit trafen die Gastgeber dreimal das Aluminium des Vatan-Tores. Es begann mit dem Pfostenschuss von Mario Vukoja nach dem ersten Eckball in der zweiten Minute. 20 Minuten später setze Mücahit Özkul seinen Schuss auf Zuspiel von Mussa Tasmin an die Latte. Mücahit Özkul traf kurz vor der Halbzeitpause ein weiteres Mal den Außenpfosten.
Özkul traf aber auch zweimal ins Tor. Zunächst bediente ihn Jerome Albritton mustergültig, und Mücahit Özkul vollendete (36.). Nach dem zügigen Ausgleich der Vatanesen (41.) ging es mit einem Unentschieden nach einer ausgeglichenen ersten Spielhälfte in die Kabinen. Den besseren Start nach Wiederbeginn erwischte die SAV, denn nach gut 100 Sekunden war Mücahit Özkul nach einem langen Befreiungsschlag von Mario Vukoja erneut erfolgreich. Doch wieder nur sieben Minuten später stand es 2:2, weil die SAV-Abwehr auf Abseits spekulierte und Sulayman Drammeh frei durchlaufen konnte. Dann wechselte Ugur Biricik Marvin-Osaze Wema als Sturmspitze ein, und dieser verwertete mit seinem allerersten Ballkontakt eine mustergültige, weite Flanke von Lennart Kettner zum 3:2. Weil die Gastgeber danach lediglich noch drei brenzlige Situationen überstehen mussten, wähnten sie sich zu Beginn der fünfminütigen Nachspielzeit bereits als Sieger. Doch der Fehler von Jasin Jashari machte alle Träume zunichte.
Jetzt unternimmt die SAV am Mittwoch um 18.45 Uhr im Achtelfinale des Lotto-Pokals gegen die BTS Neustadt den nächsten Versuch, diese Serie mit unglücklichen Spielverläufen zu beenden.