Einem 45-minütigen Schongang folgte ein 45-minütiges Spektakel: So lässt sich der gestrige Heimauftritt des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack beim 7:3 (0:1) gegen die Leher TS auf einen Nenner bringen. Nach dem Abpfiff gab es für diese erneute Leistungssteigerung – wie auch schon vor einer Woche beim 6:3 (2:2) gegen TuS Komet Arsten geschehen – lobende Worte von Trainer Markus Werle und Schulterklopfen für jeden Spieler von SAV-Abteilungsleiter Bernd Siems. Aber auch eine direkt folgende Mahnung des Coaches: „So eine erste Hälfte wie gegen Komet Arsten und LTS können wir uns am Montag nicht leisten.“ Unter dem Strich hielt Werle jedoch fest, dass die SAV mit zwei Siegen und 13 erzielten Toren Selbstvertrauen für das Pokal-Halbfinale am Ostermontag um 15 Uhr beim TuS Schwachhausen getankt hat, der Gegner indes in der Liga zuletzt zweimal das Nachsehen hatte.
Gegen LTS hatte die SAV indes 45 Minuten lang das Nachsehen. Der Abwehr fehlten ohne die erfahrenen Mario Vukoja und Lokman Abdi im Aufbau Genauigkeit und Tempo, das Zentrum davor hatte mit Christian Böhmer und Abdullah Basdas laut Werle eine „Unwucht“ und die Mittelfeldspieler auf den Außenpositionen setzten nicht die erhofften Akzente. In den Zweikämpfen wirkten die Vegesacker zudem oft so, als würden sie mit Blick auf das Halbfinale mit angezogener Handbremse spielen. Die Chance zum 1:0 vergab Abdullah Basdas zudem mit einem an Sebastian Kurkiewicz verursachten Elfmeter, sein halbhoher Schuss wurde eine Beute von LTS-Keeper Lukas Katarius, der im weiteren Verlauf der Partie mehrmals nicht gut aussehen sollte. Genau das Gegenteil galt für Abdullah Basdas, doch dazu später – wenn es um das Spektakel geht – mehr. Nach dem vergebenen Elfer drängte LTS auf die Führung, die Innenverteidiger Arne Birreck mit einem 30-Meter-Strahl (24.) gelang. Über ein weiteres Gegentor vor der Pause hätte sich die SAV nicht beschweren können. Was sich dann in den zweiten 45 Minuten auf dem Vegesacker Kunstrasen abspielte, war das besagte Spektakel. Ein ziemlich einseitiges.
Der SAV legte mit dem eingewechselten Lokman Abdi im Spielaufbau mehrere Schippen drauf, der ebenfalls eingewechelte Bashkim Toski lief seinen Gegenspielern immer wieder davon und der später ins Zentrum beorderte Richard MC-Mensah Quarshie zeigte eine Leistung, die Markus Werle zurecht als „überragend“ bezeichnete. Im Minutentakt tauchten die Offensivkräfte jetzt vor dem LTS-Tor auf und hätten sogar noch mehr als sieben Tore binnen dieser 45 Minuten schießen können. Den Torreigen eröffnete Sebastian Kurkiewicz, der einen an ihm selbst verwirkten Freistoß aus 18 Metern zum 1:1 in die Maschen setzte. Ein weiterer Freistoß (77.) zum 5:2, das aus zentraler Position nach flacher Hereingabe von Eric Obiegly erzielte 2:1 (64.) und ein brillanter Treffer nach artistischer Ballannahme zum 3:1 (66.) unterstrichen seine Bedeutung für das Team.
Bashkim Toski, Abdullah Basdas und Marin Vukoja hießen die weiteren Torschützen. Dabei gehörte das 6:2 von Basdas in die Kategorie Traumtor, denn er überwand den LTS-Keeper aus halbrechter Position rund zehn Meter in der eigenen Hälfte stehend. Dass am Ende drei Gegentreffer unter dem Strich standen, rief den gut gelaunten SAV-Boss Bernd Siems noch einmal auf den Plan: „Habt ihr Kurzarbeit in der Abwehr gemacht?“ Derweil sprach Markus Werle ein Riesenkompliment und seinen Respekt für die Leistungssteigerung aus, die die SAV mit breiter Brust ins Pokalspiel gehen lasse.