Seit Sonntag müssen Bremen und Bremerhaven von dem Schilderwald zur Bürgerschaftswahl befreit sein. Parteien, die es versäumt haben, ihre Werbung rechtzeitig aus dem öffentlichen Straßenbild zu entfernen, droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 100 Euro. Dass nun ausgerechnet die Bürger in Wut (BIW), die sich Recht und Ordnung auf ihre Fahnen geschrieben hat, gegen eine geltende Verordnung verstoßen haben soll, bezeichnen ihre politischen Akteure als höchst ärgerlich.
Weil einige ihrer Wahlplakate noch immer vereinzelt auch in Bremen-Nord an Lichtmasten hängen, spricht der künftige Bürgerschaftsabgeordnete Sven Schellenberg aus Blumenthal von einem üblen Spiel gegen seine Partei. Die Plakate seien offensichtlich gestohlen und jetzt wieder aufgehängt worden, damit das Ordnungsamt die rechtspopulistische Partei zur Kasse bitte.
Zu wenig Helfer packen mit an
Der Blumenthaler Sven Schellenberg, der ebenso wie der Vegesacker Cord Degenhard, für die BIW in die neu gewählte Bremische Bürgerschaft einziehen wird, vermutet, dass ein übles Spiel mit der Partei getrieben werde. Man habe während des Wahlkampfes mit Verärgerung registriert, das immer wieder in Bremen, Bremen-Nord und Bremerhaven massenhaft Wahlplakate der BIW entfernt worden seien, sagt Schellenberg und fügt an: „Wahrscheinlich nicht nur, um sie im Partykeller aufzuhängen, sondern um uns eins auszuwischen und sie wieder im Bremer Straßenbild nach Ablauf der Frist sichtbar zu machen.“ Schellenberg will sich nun vor allem in Vegesack auf Spurensuche begeben, um die Plakate zu entfernen.
Die Landesvorsitzende der BIW, Julia Tiedemann, hält es allerdings auch für möglich, dass Parteimitglieder schlicht das eine oder andere Plakat in einer Nebenstraße übersehen oder vergessen hätten. Zudem gebe es zum Beispiel in Vegesack nicht allzu viele Helfer, die sich am Aufräumen beteiligten.
Rar gesät waren indes auch die Kandidaten der BIW für die Beiratswahlen. Die Partei gewann in Blumenthal mit 19,3 Prozent der Stimmen drei Mandate, in Vegesack (13,5 Prozent) zwei und in Lesum (9,6 Prozent) ebenfalls zwei Sitze. Allerdings stehen in Blumenthal nur zwei Abgeordnete zur Verfügung und in Vegesack kein einziger. Statt insgesamt sieben kann die BIW in die drei nordbremischen Kommunalparlamente also nur vier Abgeordnete entsenden. Zehn Sitze hat die Partei zudem in der Bremischen Bürgerschaft errungen. Die BIW ist mittlerweile seit 2007 in der Bremischen Bürgerschaft vertreten.