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Gesund und nahrhaft Gut gestärkt in den Unterricht

Nicht jedes Kind bekommt von zu Hause ein Frühstück mit, wenn es in die Schule geht. Dafür sorgt demnächst an drei Nordbremer Grundschulen das bundesweit engagierte Projekt Brotzeit. Wie das funktioniert.
30.08.2023, 08:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Wenn der Magen knurrt, kann der Kopf nicht arbeiten. Wer ohne Frühstück zur Schule geht, ist „schlapp, müde oder zappelig“, weiß Stephanie Janiesch, die an der Tami-Oelfken-Schule und an der Grundschule Wigmodistraße Fachkraft für Prävention und Gesundheitsförderung ist. Sie freut sich darüber, dass an den beiden Grundschulen das Projekt Brotzeit starten soll. Auch die Grundschule an der Landskronastraße gehört zu den drei Schulen im Bremer Norden, in denen Kindern ein kostenloses Frühstück angeboten wird. Hier soll es Ende September starten. In den beiden anderen Grundschulen im zweiten Halbjahr, im kommenden Frühjahr. Dort stehen die dafür benötigten Räume derzeit noch nicht zur Verfügung.

Die Idee stammt aus Bayern und wurde Anfang 2009 von der Schauspielerin Uschi Glas angeschoben. Kein Grundschulkind, so der Gedanke, soll hungrig in den Unterricht starten. „Viele Eltern stellt die Versorgung ihrer Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen vor große Herausforderungen“, heißt es auf der Internetseite der Initiative (www.brotzeitfuerkinder.com). Bittere Realität sei, dass jedes fünfte Kind hungrig zur Schule kommt. „Mangelnde Konzentration, schlechte Noten, soziale Ausgrenzung und weniger Chancen auf Bildung sind oft die traurigen Folgen.“ Das Projekt Brotzeit steuert mit Spenden, Förderern und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern dagegen, engagiert sich inzwischen deutschlandweit und bietet an derzeit 350 Grund- und Förderschulen vor Schulbeginn ein kostenloses Schulfrühstück an. Der Verein hat Bremen nun als 18. Förderregion ausgewiesen. Als Kooperationspartner der ersten Stunde spendet der Discounter Lidl auch hier alle für die Kinder benötigten Lebensmittel. Das kostenlose Schulfrühstücksangebot soll dauerhaft bleiben, sagt Sybille Scharnhorst, Brotzeit-Projektleiterin für Bremen und Bremerhaven.

Kinder haben oft unzureichendes Frühstück

Stephanie Janiesch berichtet, dass immer wieder Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen. Oder auch mit Frühstück, das die Bezeichnung nahrhaft nicht verdient und „ungesund ist“. Die Gesundheitsfachkraft freut sich über das künftige Angebot: „Kinder sollten eine Grundlage haben, um zu lernen.“ So sieht es auch Ömer Kaya, Quartiersmanager in Lüssum-Bockhorn. „Das Projekt ist wichtig“, sagt er. „Es kommt bei den Schwächsten der Schwachen an.“ Auch seine Kollegin Katharina Fischer, Quartiersmanagerin in Marßel, schwärmt von einer „super Möglichkeit, Kindern in der Grundschule langfristig ein Frühstück zu bieten. Nicht alle Kinder“, fügt sie hinzu, „bekommen von zu Hause etwas mit.“ Dass die Mädchen und Jungen sich selbstständig am Büffet bedienen werden, begrüßt sie ebenso – wegen des Lerneffekts.

„Wir begrüßen es sehr, dass die Kinder morgens um 7 Uhr den Schultag in Ruhe beginnen können“, freut sich die Leiterin der Grundschule Landskronastraße, Andrea Addicks-Friedrich. Ein Frühstücksangebot sei an ihrer Schule schon Tradition, berichtet sie. „Viele Jahre vor Corona haben wir das an der Schule installiert.“ Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Stadtteil hätten das Frühstück, das es zweimal in der Woche gab, über Spenden möglich gemacht. Corona habe das Angebot aber gestoppt. „Und danach sind uns die Ehrenamtlichen weggebrochen.“

Ehrenamtliche gesucht

Die werden für Brotzeit jetzt wieder gesucht. Ömer Kaya, der in Lüssum auf das Projekt aufmerksam gemacht hat, berichtet von einer „riesigen Bereitschaft“ bei den freiwilligen Helfern, sich zu beteiligen. Um das Frühstücksbüffet jeden Morgen zu bestücken und später wieder abzuräumen, werden Ehrenamtliche ab etwa 55 Jahren gesucht. In dem Alter, sagt Sybille Scharnhorst, seien die eigenen Kinder in der Regel aus dem Haus und manch einer suche nach einer sinnvollen Aufgabe. „Wir möchten gern Senioren ansprechen, die vielleicht meinen, die Gesellschaft brauche sie nicht mehr. Denn das ist nicht so: Sie können für die Kinder da sein“, wirbt sie für das generationenübergreifende Projekt.

Voraussetzung ist, dass die Freiwilligen ein Führungszeugnis und ein Gesundheitszeugnis vorlegen. Und dass sie Frühaufsteher sind. Der Dienst am Frühstücksbüffet beginnt spätestens um 6.45 Uhr. Bis zu drei Stunden Einsatzzeit pro Frühstückshelfer müsse man rechnen, sagt Sybille Scharnhorst.

Info

Wer sich für Brotzeit engagieren möchte, kann mit Sybille Scharnhorst per E-Mail über die Adresse scharnhorst@brotzeit.schule Kontakt aufnehmen. Telefonisch ist die Projektleiterin zudem unter der Nummer 01 79 / 2 54 92 05 zu erreichen.

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