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Interview mit dem Nordbeauftragten "Es wird zehn zusätzliche Stellen geben"

Müll war 2021 ein häufiges Ärgernis für viele Menschen in Bremen-Nord. Welche Lösung der Senatsbeauftragte Martin Prange dafür hat...
31.12.2021, 12:00 Uhr
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Von Patricia Brandt

Herr Prange, das Schulschiff ist weg, die Strandlust und die Gläserne Werft sind geschlossen. Zugleich soll in Vegesack bald der 400. Hafengeburtstag gefeiert werden. Ein Bündnis aus Stiftern wagt nun den nächsten Anlauf, die Maritime Meile wiederzubeleben. Wie unterstützen Sie das Vorhaben?

Martin Prange: Wir sind in engen Absprachen. Bürgermeister Andreas Bovenschulte selber hat sich angeboten, hier tätig zu werden und ist bei Hintergrundgesprächen dabei. Gut Ding will Weile haben. Aber es ist gut, dass jetzt alle Parteien in Vegesack an einem Strang und in eine Richtung ziehen.

Werden Sie bitte konkreter. Wie stehen beispielsweise die Chancen, dass der Seenotkreuzer Bremen 2022 im Museumshaven liegt?

Grundsätzlich stehen die Chancen gut. Das kann dauern, aber wir sind in gutem Kontakt mit der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Der Seenotkreuzer würde als ein Baustein zur Attraktivitäts-Steigerung der Meile beitragen, denn er könnte nicht nur ein Besichtigungsobjekt sein. Eventuell könnten Besucher mit dem Beiboot fahren dürfen.

Bremens Bürgermeisterin Maike Schaefer wünscht sich anstelle der Strandlust zumindest einen Biergarten. Wird im neuen Jahr Wiederöffnung gefeiert?

Ich glaube, dass das Konzept der Strandlust grundlegend geändert werden muss. Eine Wiedereröffnung wird es so nicht geben. Die Zeiten der großen Familienfeiern in der Strandlust sind vorbei, die finden jetzt in Lagerhallen in Gewerbegebieten statt. Da hat es einen Wandel gegeben. Dass die Strandlust ein schöner Ort ist, weiß jeder, der dort gesessen hat. Der Raum muss öffentlich erlebbar bleiben. Ein Biergarten wäre eine gute Sache. Ob es aber ein Gesamtkonzept gibt, das ohne Wohnungsbau auskommt, weiß ich nicht. Es steht und fällt damit, dass ein Investor gefunden werden muss.

Es gibt noch viele weitere Projekte im Bremer Norden, die in der Warteschleife hängen. Eine Bürgerin soll sich bereits beim Bürgermeister erkundigt haben, ob der Campus-Neubau in Blumenthal überhaupt noch kommt. Wann wird das Kämmerei-Quartier zum Bildungsstandort für 3000 Schüler umgebaut?

Der Campus kommt. Da gibt es keinen Zweifel. Andreas Bovenschulte ist nicht der einzige, der ungeduldig ist. Auch das Schulzentrum in Blumenthal will mit seinen Erzieherinnen und Hauswirtschafterinnen ins alte Sortiergebäude umziehen. Denn es braucht den Platz. Das darf nicht bis 2030 dauern. Ich gehe davon aus, dass es 2022 los geht, sich der Abschluss der Gesamtmaßnahme aber über viele Jahre ziehen wird.

Bildungsmäßig wird zurzeit vor allem Blumenthal weiter abgehängt. Es fehlen Kindergartenplätze, Schulen sind überfüllt. Wie steuert das Rathaus gegen?

Die Kita-Ausbaupläne des Senats sind sehr ehrgeizig. Wir streben eine Versorgungsquote an, die in Blumenthal über 100 Prozent liegt. Es gibt diverse Neubauprojekte, die in der Umsetzung sind. Die Frage ist nur, wie wir in der Zwischenzeit mit dem Mangel umgehen. Deshalb sind wir dabei, mit verschiedenen Trägern niedrigschwellige Angebote zu machen. Es sollen allein in Blumenthal deutlich mehr als 100 zusätzliche Plätze schnell geschaffen werden. Für alle Stadtteile werden für den niedrigschwelligen Ausbau zusätzlich zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die Fehlplanung betrifft doch auch die Schulen…

Vor sechs oder sieben Jahren sind wir bei den Planungen nicht davon ausgegangen, dass so viele zusätzliche Menschen in den Stadtteil ziehen. Das setzt die Systeme wie Kitas und Schulen unter Druck. Hut ab vor dem, was in der Tami-Oelfken-Schule und der Wigmodistraße geleistet wird. Die Schulen haben zum Beispiel mehr Schüler aufgenommen, als die Klassenobergrenzen her gaben. Ein Grundschulneubau ist bereits in Planung. Ob nun der Bau einer weiteren Grundschule die Lösung ist oder ein Ausbau der bestehenden Schulen, diese Diskussion muss schnell geführt werden. Wir wollen eine Durchmischung der Schülerschaft gewährleisten, das wird kompliziert.

In der Corona-Krise blieb illegale Müllentsorgung in Bremen-Nord ein häufiges Ärgernis. Gibt es aus der Senatskanzlei dazu eine Antwort?

Ich habe mit Nicolai Roth, Leiter der Polizeiabteilung Nord-West, gesprochen. Wir sind uns einig, dass das Thema "Sichere und saubere Stadt" 2022 ein Schwerpunkt sein muss. Es wird zehn zusätzliche Stellen im Ordnungsamt geben. Wir haben vor, eine Außenstelle des Ordnungsamts im Norden aufzumachen. Dafür wurden im Haushalt entsprechende Personal- und Investitionsmittel bereitgestellt. Ich persönlich finde, dass die Außenstelle nach Blumenthal gehört. Ich glaube, dass dort die Herausforderungen Besondere sind.

Was wird die Hauptaufgabe des Nordbremer Ordnungsamtes sein?

Es geht um illegale Müllentsorgung, um Schrottautos und Verkehr. Die Kräfte sollen auch gegen gewissenlose Vermieter vorgehen, die ihre Wohnungen vollpropfen mit Menschen. Unter Federführung von Inneres werden wir auch den Runden Tisch wieder aufleben lassen, der wegen der Probleme an der George-Albrecht-Straße gegründet worden war und Corona bedingt etwas eingeschlafen ist.

Stichwort Verkehrswende: Für Bremen-Nord wird seit Langem die Fahrrad-Premiumroute angekündigt, zudem hat die CDU einen Ausbau der Straßenbahnlinien 10 oder 2 bis Burg vorgeschlagen. Welche Chancen hat dieser Vorschlag, umgesetzt zu werden?

In Planung ist die Verbesserung der Fahrrad-Anbindung nach Ritterhude und Schwanewede. Wann die Premiumroute kommt, kann ich nicht sagen. Zur Straßenbahnverlängerung: wenn ich von Bremen nach Burg will, fährt alle zehn Minuten ein Zug. Es gibt drängendere Probleme, die Pünktlichkeit der Züge und eine bessere Taktung der Busse im Norden zum Beispiel.

Seit einiger Zeit wird in den Beiräten auch eine Fährverbindung zwischen Bremen-Nord und der City diskutiert. Wird es hier 2022 entscheidend vorangehen?

Die Wahrheit ist, dass bedingt durch Corona vieles im Bereich der touristischen Attraktionen in den Hintergrund getreten ist. Das ist sehr bedauerlich. Eine Perspektive, die wir für den Norden haben, sind die Gewerbeflächen. Wenn der Ringschluss mit der A 281 realisiert ist, dann hat der Norden seine Randlage verloren. Dann wird er als Gewerbestandort attraktiver. Da müssen wir vorsorgen.

Das Interview führte Patricia Brandt.

Zur Person

 Martin Prange

ist studierter Ökonom und seit 2016 Beauftragter des Senats für den Bremer Norden. Der 61-Jährige ist Vater von zwei Kindern und lebt in der Neustadt.

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